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Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Philomena „Manny“ Manfreda, unerschrockene junge Rechtsanwältin und Prada-Maniac, und Dr. Jake Rosen, Rechtsmediziner mit Hang zum Morbiden. Was die beiden verbindet? Arbeitswut und Hassliebe auf den ersten Blick. Nachdem im New Yorker Hinterland menschliche Überreste in einer Baugrube entdeckt wurden, finden sich Manny und Jake unversehens als Ermittlerduo wieder – und in größter Gefahr. Denn Spuren an den Knochen weisen darauf hin, dass die hier verscharrten Menschen keines natürlichen Todes starben und Insassen einer Nervenheilanstalt waren. Noch heute ist offenbar jemand bereit zu töten, um die Vergangenheit dieser Anstalt im Dunkeln zu belassen ...

 

 

Originaltitel: Remains Silent
Autor: Baden Kenney
Übersetzer: Ulrike Wasel/Klaus Timmermann
Verlag: Heyne
Erschienen: 1. Juli 2008
ISBN: 9783453405523
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Philomena Manfreda, von allen Manny genannt, ist Anwältin und setzt sich vor allem für Menschen ein, denen schreckliche Dinge widerfahren sind und die ansonsten niemand ernst nimmt. Das Schicksal dieser Menschen berührt sie sehr, weshalb sie versucht, ihnen wenigstens ein wenig Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen. Auf Jake Rosen, Gerichtsmediziner, ist sie weniger gut zu sprechen, seit sie auf Grund seiner Aussage einen Prozess verlor. Dr. Rosens bester Freund und früherer Vorgesetzter findet auf einem alten Gelände in der kleinen Stadt Turner Knochen und holt Jake zu Hilfe. Beide sind sich einig, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Auch Manny findet sich in diesem Fall wieder und plötzlich sind sie und Jake gezwungen, immer näher zusammen zu arbeiten. Nicht nur die Gefühle geraten dabei in Aufruhr, es scheint, als wäre der ganze Ort in etwas verwickelt, das sehr viel größer ist als es zunächst den Anschein macht. Trotz Drohungen und Angriffen, sind Jake und Manny nicht gewillt, sich von dem Fall zurückzuziehen und geraten immer weiter in Gefahr...

Schnell wird deutlich, dass ein furchtbares Verbrechen stattgefunden haben muss. Natürlich ist der Leser nun sehr gespannt, worum es sich handelt und vor allem, wie es vor sich gegangen ist. Denn auch, dass es schon vor langer Zeit geschehen ist, ist von Anfang an klar. Betrachtet man das Geschehen ausschließlich aus diesem Gesichtspunkt, ist man recht früh gefesselt, denn wenn man sich die Gesamtumstände ansieht, ist die Geschichte gar nicht so weit hergeholt. Ohne bereits zuviel verraten zu wollen, gab es auch in der Realität schon solche Verbrechen, wodurch die Authentizität gestärkt wird.


Stil und Sprache

Im Grunde gibt es hier zwei Handlungsstränge, die aber miteinander verwoben, somit nicht einzeln zu finden sind. Zum einen sind dort die mysteriösen Knochen, die auf einem alten Gelände, während Bauarbeiten zu einem neuen Einkaufszentrum, gefunden werden. Recht schnell wird klar, dass es sich um Skelette von Menschen handelt, die in einer psychiatrischen Einrichtung gelebt haben. Da aber keine Hinweise auf einen Armenfriedhof zu finden sind, ist es offensichtlich, dass die Leichen ohne großes Aufsehen verschwinden sollten. Nun geht es darum, herauszufinden, wer diese Menschen waren und was ihnen zugestoßen ist. Jake und Manny lassen sich bei ihren Nachforschungen nicht beirren, auch wenn der gesamte Ort versucht, sie daran zu hindern. Irgendjemand scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, der ihre Arbeit zu verhindern versucht. Trotz allem geben sie nicht auf und begeben sich immer weiter in Gefahr, aber schließlich wollen sie die Wahrheit aufdecken und dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Je weiter das Geschehen vorrückt, desto mehr Mittäter und Mitwisser kommen ans Licht und es entwickelt sich eine sehr komplexe Geschichte. Niemand hätte wohl zu Beginn gedacht, dass so viel aus ein paar Knochen zu lesen ist, wie es hier gelingt. Vor allem der wahre Übeltäter bleibt bis zum Schluss im Hintergrund, weshalb man mit diesem nicht gerechnet hätte.

Der zweite Handlungsstrang dreht sich um die Beziehung zwischen Jake und Manny. Anfangs alles andere als ein Herz und eine Seele, nähern sie sich zwangsläufig immer mehr an, was nicht wirklich überraschend kommt. Diese Liebesgeschichte, wenn man sie so nennen möchte, nimmt schon einen recht großen Teil der Gesamtgeschichte ein, wenn man die geringe Seitenzahl betrachtet. Natürlich ist es auch wichtig, die Protagonisten in zwischenmenschlichen Beziehungen zu erleben. Wenn es jedoch manchmal so wirkt, als wäre diese Handlung wichtiger als der vorliegende Fall, ist es schon störend. Der Lesefluss und vor allem die Spannung werden dadurch hin und wieder unterbrochen. Das Ende ist dafür unvorhersehbar, aber leider auch nicht ohne Mängel, denn die Hintergründe des Täters werden nicht klar genug dargestellt, so dass am Ende einige Fragen offen bleiben.

An sich liegt hier ein flüssiger Schreibstil vor und auch Spannung wird sichtbar aufgebaut. Dies gelingt jedoch leider nicht durchgängig. Auf Grund der zu sehr hervorgehobenen Beziehung zwischen Manny und Jake geht die Spannung immer wieder verloren und muss danach von neuem aufgebaut werden. Das ist teilweise recht mühselig, denn man geht mit einer gewissen Erwartungshaltung an das Buch heran und hofft, einen durchweg spannenden Thriller vorliegen zu haben. Das ist nicht gelungen. Die Teile, die sich hauptsächlich mit den Knochen und ihrer Geschichte befassen, sind zweifelsohne spannend und an diesen Stellen kann man das Buch auch kaum zur Seite legen, ohne sich zu fragen, wie es wohl weiter geht. Die ernüchternden Passagen jedoch hemmen ein wenig das Lesevergnügen.

Die Geschichte wird aus der beobachtenden Perspektive erzählt, so dass man von außen auf das Geschehen schaut und somit mehr oder weniger alles im Blick hat und nicht nur einzelne Sichtweisen. Trotzdem kann man sich in die Situationen hineinfinden und fühlt sich zeitweise auch in die Szenerie hineinversetzt, so als würde man die Geschehnisse aus der Nähe betrachten und bräuchte nur die Hand auszustrecken, um sie zu fassen zu bekommen.

Da Dr. Jake Rosen von Beruf Gerichtsmediziner ist, gibt es auch einiges über Obduktionen zu lernen. Dabei verwendet er sehr viele Fachtermini, die den Leser zunächst ein wenig verwirrt zurück lassen. Doch da er Manny seine Arbeit in kleinen Schritten erklärt, erhält auch der Leser einen umfassenden Einblick in diese Arbeit und kann mit den Begriffen dann auch etwas anfangen.


Figuren
Hauptsächlich dreht es sich hier um zwei Personen, nämlich um Manny und Jake. Ihre Beziehung zu- und miteinander wird sehr eingehend beleuchtet und lässt auch kaum Fragen offen. Auch ihr beruflicher Bereich, also sowohl der gerichtsmedizinische, als auch der juristische, werden tiefgründig bearbeitet, so dass man einen guten Einblick in diese Tätigkeiten erhält. Was man jedoch vermisst, sind private Hintergründe bei beiden Personen. Zur Vergangenheit und Privatleben allgemein lässt sich sehr wenig finden. Es reicht auf jeden Fall nicht, um ein umfassendes Charakterbild zu erhalten, was eigentlich wichtig wäre, um sich in die Personen hinein versetzen zu können. Das fällt dadurch weg und man nimmt die Geschehen mehr oder weniger emotionslos hin. Es ist dadurch natürlich nicht weniger schrecklich, was ihnen alles widerfährt, aber da man keine intensive Bindung zu ihnen hat, fühlt man kaum mit. Das ist schon ein wenig schade, denn beide Protagonisten sind sympathisch, weshalb man sie gerne ein wenig näher kennen lernen würde.

Bei den übrigen Figuren verhält es sich ähnlich, man erfährt viel über ihre Arbeit, wenn überhaupt. Gefühle und alles weitere Private werden größtenteils ausgeblendet, wodurch sie nicht sehr lebendig und authentisch wirken. Der einzige, der tiefgründiger gezeichnet wird, ist Pete Harrigan, Jakes bester Freund, der als erster glaubt, dass die Knochen eine wichtige Geschichte erzählen. Hier werden viele Fakten preisgegeben, die sein gesamtes Leben betreffen, wodurch sich ein sehr umfangreiches Bild dieser Person machen lässt. Trotzdem bleibt die emotionale Bindung aus, was man allerdings nicht an etwas Konkretem belegen kann.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein Taschenbuch. Das Cover ist in drei Farben gehalten, überwiegend grau, weiß und rot. Der Autorenname ist in weißer Schrift und der Titel in rot, der Rest ist grau. Ansonsten ist noch ein Abfluss zu sehen, in den gerade eine feine Blutspur zu fließen scheint. Allerdings kann man keinen Bezug zwischen Cover, Titel und Inhalt herstellen. Trotzdem ist das Cover interessant und regt zumindest dazu an, dieses Buch in die Hand zu nehmen und daraufhin evtl. zu lesen.


Fazit
Im Großen und Ganzen überwiegen leider die negativen Kritikpunkte, weshalb das Buch nicht unbedingt zu empfehlen ist. Zumindest nicht, wenn man einen spannenden Thriller erwartet. Die Grundidee klang sehr interessant und anziehend, die Umsetzung ist daraufhin allerdings missglückt. Wären die Figuren nicht so oberflächlich gehalten worden und die Liebesbeziehung nicht so oft in den Vordergrund gerückt, hätte es ein sehr guter Thriller sein können, denn das Potential ist vorhanden. So aber leider ist er wirklich nur absolutes Mittelmaß. Es handelt sich hier um den Auftakt einer Reihe, daher hat man wiederum die Hoffnung, dass im nächsten Band mehr auf die Charaktere bzw. deren Hintergründe eingegangen wird und nicht mehr so sehr auf ihre Beziehung zueinander.


2 5 Sterne


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