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"Dies ist ein Aufruf zur Revolution. Sie wird nicht fertig mit allem, was wir ihr abverlangen. Sie verliert ihre Balance, und dafür sind wir Menschen verantwortlich".
"Wir stehen an einer historischen Schwelle, vor uns liegt eine Zukunft mit der realen Perspektive, dass wir durch den Schaden, den wir der Erde zufügen, die Existenz der Menschheit aufs Spiel setzen. Um nicht die Zukunft unserer Kinder- oder schon unsere eigene – gänzlich zu zerstören, müssen wir jetzt Entscheidungen von epochaler Tragweite fällen."

 

 

Originaltitel: Harmony. A New Way of Looking at Our World
Autor: The Prince of Wales (mit Tony Juniper& Ian Skelly)
Übersetzer: Erika Ifang
Verlag: Riemann Verlag
Erschienen: 15. November 2010
ISBN: 978-3-570-50129-0
Seitenzahl: 384 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Ich möchte meine Rezension mit einem Zitat des Hl. Augustinus einleiten: „Das Neue ist im Alten verhüllt, das Alte im Neuen enthüllt“. Damit ist fast schon alles gesagt. Aber eben nur fast. Der Prince of Wales schrieb das vorliegende Buch mit Hilfe zweier weiterer Autoren - Tony Juniper und Ian Skelly. Stil und Sprache zeigen aber ein einheitliches Bild, so dass man auch nicht sagen kann von wem nun die humorvollen Pointen stammen, die sich ab und an im Text finden lassen. Viele Köche verderben den Brei gerne, aber das trifft in diesem Fall nicht zu. Mit sprachlichem Anspruch werden die aktuellen, ganz praktischen Probleme in unserer Welt vorgestellt. Egal, ob es sich dabei um das Schicksal der Albatrosse, die Abholzung des Regenwaldes oder die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen dreht. Nicht immer ist das Buch so gut lesbar, wie beispielsweise in denjenigen Kapiteln, in denen die Autoren dokumentarisch vorgehen. Philosophische Themen sind verständlicherweise weniger eingängig, aber dennoch verständlich. Aber jetzt erst mal der Reihe nach.

Nach der Bestandsaufnahme, was alles schief läuft auf unserem Planeten, nimmt uns Prinz Charles mit auf eine ganz spezielle Reise nach den Ursachen, die er in erster Linie in der Mechanistischen Denkweise der Industriegesellschaft sieht. Wieso konnte es bloß soweit kommen? Die Reiseroute ist nur ihm bekannt, man muss sich führen lassen, auch bereit sein Umwege zu gehen, darauf vertrauen, dass er den Weg kennt. Diese Reise ist sehr interessant, führt zu Platon und der sakralen Architektur der Welt, den Planetenlaufbahnen und dem Aufbau einer Gänseblümchenblüte. Sie alle gründen auf  geometrischen Formen, dem Goldenen Schnitt, der Fibonacci-Folge und der Zahl Phi. Die Sprache der Mathematik ist die Sprache der Natur und damit auch der Harmonie, sie wird aber von zu vielen heute nicht mehr verstanden. Erst wenn wir in der Natur keine Maschine mehr sehen, sondern wieder das was sie ist, nämlich die Schöpfung, und uns Menschen nicht mehr als  getrennt von ihr, sondern als Teilhaber, erst dann kann sich etwas ändern. Er sprich von dem Heiligen, dem Göttlichen, das in der Natur ist, meint aber nicht Religion, obwohl in die Religionen ein Teil dieses Wissens Eingang gefunden hat. An vielen Beispielen aus der Landwirtschaft, einigen fortschrittlichen Unternehmen und sehr vielen privaten Initiativen, die sich z.B. um sozial Benachteiligte kümmern, belegt er, wie sich die Prinzipien der Harmonie erfolgreich in der Praxis umsetzen lassen. Diese Kapitel machen Mut, auch oder gerade denjenigen, denen es wie dem Prinzen geht (oder gegangen ist), die ausgelacht oder als rückwärtsgewandte Spinner betrachtet werden, nur weil sie das alte Wissen wieder in ihr Leben integrieren (wollen). Man spürt, wie sehr es ihm zusetzt, dass er noch immer als konservativer, technikfeindlicher Weltverbesserer angesehen wird, der sich ein Hobby leistet. Dabei ist er nichts weniger als das. Seine Begeisterung für die Bionik ist augenfällig. Für meinen Geschmack sogar etwas zu unkritisch, aber selber denken kann ja nicht schaden. Er hat eine Vision und Mission, geht aber nicht missionarisch vor. Nie hat man das Gefühl unter Druck gesetzt zu werden, nein, hier will einer überzeugen und tut dies, indem er vorlebt und mit seinen Projekten beweist, dass es möglich ist sich vom mechanistischen Denken zu verabschieden, Mensch und Natur wieder zu einer Einheit zu verbinden. Dazu, so die Autoren, ist es auch wichtig, dass wir unsere innere Balance wiederfinden, das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Das Außen spiegelt immer auch den Zustand des Inneren wieder.

Ich hoffe nur, dass sich noch viele Menschen denen anschließen werden, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, ob er allein zum Ziel führt, kann man nicht wissen, es wäre aber sträflich, einfach so weiter zu machen wie bisher. Die überlastete Erde macht das nicht mehr lange mit und wir haben nur die Eine.
Der Verdienst der Autoren ist es, viele einzelne Puzzelteile zu einem großen Ganzen zusammengesetzt zu haben - als Universalgelehrte in bester wissenschaftlicher Tradition.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Schutzumschlags schaut Prinz Charles in etwas unnatürlich wirkender Haltung in die Ferne. Da er mitten in einem Wald zu stehen scheint, ist Ferne vielleicht etwas übertrieben. Trotzdem ein stimmungsvolles Bild. Auch der Name der Autoren und der Titel "Harmonie" fügt sich gut, um nicht zu sagen harmonisch, ein. Das  Buch verfügt über einen kartonierten, dunkelgrünen Einband und fadengehefte  blütenweiße, feste Seiten. Da musste ich doch gleich mal nachschauen, ob die auch umweltverträglich sind, schließlich kennt man ja den Spruch "Wasser predigen und Wein trinken", aber der bewahrheitet sich nicht, d.h. gedruckt wird auf zertifiziertes und recyceltes Papier. Das Buch ist recht schwer und liegt daher nicht sehr gut in der Hand.

Jedes der 7 Kapitel wird von einem doppelseitigen Foto eingeleitet. Auch sonst finden sich sehr viele Bilder und Fotos, zum Teil ganz-, oder doppelseitig. Viele zeigen den Prinzen (bei der Arbeit), aber die  allermeisten illustrieren den Text. Es gibt sehr idyllische Fotos, aber auch erschreckende, die aber oft auf den ersten Blick gar nicht so wirken. Das schönste von allen ist eine Satelliten-Aufnahme der Erde bei Nacht. Alle Kontinente sind darauf gut zu sehen und sie leuchten wie die Kerzen am Weihnachtsbaum, nur Afrika trägt seinen Namen zu Recht - der dunkle Kontinent. Wenn man allerdings anfängt darüber nachdenkt, bekommt man das große Grausen. Immer wieder wird der Text durch Zitate berühmter Menschen  unterbrochen, die das Gesagte oder Gezeigte zusätzlich unterstreichen oder zum Nachdenken anregen.


Fazit
Selten habe ich ein so kluges und  weises Buch gelesen. Es ist nichts weniger als die Quintessenz von 30 Jahren geduldigen, beharrlichen Nachdenkens und Handelns, geschrieben von einem Mann, für den das Wort Verantwortung mehr ist als nur eine leere Hülse. Nicht allen wird gefallen, was sie da lesen, manch heftigen Widerspruch wird es geben, aber keinen wird das Buch unberührt lassen. Absolut empfehlenswert.


5 Sterne


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