Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Moskau ist eine Geisterstadt, bevölkert von Mutanten und Ungeheuern. Die wenigen verbliebenen Menschen haben sich in das weit verzweigte U-Bahn-Netz der Hauptstadt zurückgezogen und dort die skurrilsten Gesellschaftsformen entwickelt. Sie leben unter ständiger Bedrohung der monströsen Wesen, die versuchen, von oben in die Metro einzudringen ... Dies ist die Geschichte des jungen Artjom, der sich auf eine abenteuerliche Reise durch das U-Bahn-Netz macht, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Objekt, das die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung bewahren soll.
Autor: Dmitry Glukhovsky Verlag: Heyne Erschienen: 11/2008 ISBN: 978-3-453-53298-4 Seitenzahl: 784 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Russland, 2033: Der dritte Weltkrieg hat einen Großteil der Welt zerstört. Auch Moskau ist ein Friedhof geworden, die Stadt liegt in Schutt und Asche, zudem ist sie so verstrahlt, dass Menschen dort nicht mehr leben können. Aus diesem Grund haben sich die Überlebenden unter die Erde begeben, in die Tunnel der Metro. Dort haben sie eine neue, düstere Zivilisation errichtet, aus Haltestationen winzige Gemeinden gemacht, mit militärischen Posten, Handelswegen, Regierungen. Viele der Menschen, die dort in der Metro leben, haben keine Erinnerung mehr an die Sonne, die blassen Kinder, die in der Metro geboren wurden, kennen sie nur aus Erzählungen. An die Oberfläche wagen sich nur noch die "Stalker", sie bringen Munition, Waffen, Kleidung und anderes mit, sofern sie überleben. Denn in Moskau lauern nun unzählige Gefahren.
Aber auch die Metro ist nur bedingt ein sicherer Ort. Zwischen vielen Linien herrscht Krieg, es gibt Ratten so groß wie Schweine, Seuchen und Brände löschen ganze Stationen aus und seltsame Wesen bedrohen die Station WDNCh. Von dort kommt auch Artjom, ein junger Mann Anfang zwanzig, der seit seiner Kindheit in der Metro lebt. Er führte an der recht wohlhabenden, sicheren Station ein behütetes Leben, aber es zieht ihn dennoch fort. Eines Tages taucht ein geheimnisvoller Mann namens Hunter auf, um der Bedrohung durch die gefährlichen Wesen - die die "Schwarzen" genannt werden, weil ihre Haut vollkommen schwarz ist - auf den Grund zu gehen. Er überträgt Artjom einen Auftrag: Sollte Hunter nicht zurückkehren, muss Artjom sich auf den Weg quer durch die Metro machen, um die anderen vor der geheimnisvollen Gefahr zu warnen. Artjom ahnt nicht, was für eine phantastische, aber auch gefährliche Reise ihm bevorstehen - und das von seinem Erfolg das Schicksal der Menschheit abhängt.
Stil und Sprache
Russische Literatur wird in Deutschland schon seit Langem verehrt, man denke nur an die meisterhaften Schriftsteller Tolstoi oder Dostojewski. Derzeit sind es allerdings weniger die russischen Vertreter der sogenannten Hochliteratur, die bei den Lesern Begeisterung hervorrufen, sondern Autoren von Fantasy und Science Fiction wie die Strugatzkis oder Sergej Lukianenko. Der Erfolg dieser Russen hat den Weg geebnet für andere Autoren aus Osteuropa wie Dmitry Glukhovsky. "Metro 2033" war im Heimatland des Russen ein Bestseller. Der Grund dafür wird dem Leser schnell klar: Schon nach wenigen Seiten baut der Endzeitroman eine intensive, beklemmende Atmosphäre auf. Sprache und Stil Glukhovskys spielen exzellent zusammen, sodass man die unheimliche Metro beim Lesen sofort visualisieren kann und sie bald nicht nur vor dem geistigen Auge sieht, sondern sich so fühlt, als liefe man direkt an der Seite Artjoms.
Doch nicht nur atmosphärisch überzeugt der Roman, auch durch die Dichte und Komplexität der Welt, die der Autor erschaffen hat. Anhand der Metro arbeitet Glukhovsky mehrere Jahrhunderte nicht nur russischer Geschichte auf: Es gibt nationalsozialistische Stationen, die sich das Vierte Reich nennen, kommunistische Stationen, eine "Polis" und oftmals begegnen einem Adaptionen historischer Ereignisse. Versteht man diese Anspielungen, ist das faszinierend und beeindruckend - wenn nicht, schadet das dem Verständnis der Geschichte allerdings auch nicht.
Große Spannung erzeugt "Metro 2033" weiterhin dadurch, dass man wie Artjom lange Zeit völlig ahnungslos ist, wer oder was sich hinter den "Schwarzen" verbirgt und dass man mit ihm gemeinsam rätseln und fremdes Land erkunden kann. Das macht dieses Buch zu einem düsteren, ganz einzigartigen Abenteuerroman, in dem immer wieder neue Entdeckungen und Überraschungen auf den Protagonisten ebenso wie auf den Leser warten. Trotz aller Action bleiben aber auch diverse Längen nicht aus - bei einem fast 800 Seiten umfassenden Roman ist dies an sich nicht verwunderlich -, was auch daran liegen mag, dass die Kapitel ungewöhnlich lang sind und besonders zu Beginn der Geschichte eher wenig passiert.
Figuren
Artjom ist ein junger Mann, mit dem man sich gut identifizieren kann. Er hat Ängste, Träume, Hoffnungen, empfindet Liebe, Freundschaft und Hass, zeichnet sich durch positive und negative Eigenschaften aus, macht im Laufe der Geschichte auch diverse Entwicklungen durch. Damit ist er ein vielschichtiger und glaubwürdiger Charakter - selbiges kann man aber leider nicht von allen anderen Figuren behaupten. Hunter beispielsweise, aber auch andere mehr oder weniger wichtige Charaktere, scheinen oft viel zu klischeehaft, stereotyp oder überspitzt dargestellt, was dem Buch ein wenig Authentizität raubt und es manchmal fast unfreiwillig komisch macht. Doch nicht alle Figuren sind das, was sie zunächst zu sein scheinen und glücklicherweise fügt Glukhovsky seiner Charakterzeichnung mehrere Grautöne hinzu. Es bleibt aber immer noch der Eindruck, dass der Autor sich mehr mit der Ausgestaltung der Metro als mit den Akteuren des Romans beschäftigt hat.
Aufmachung des Buches
Das broschierte Buch ist aufgrund seines Umfangs alles andere als handlich, das kann man aber keinesfalls dem Verlag ankreiden. An der Aufmachung gibt es nichts auszusetzen, das Cover ist schlicht, fast nichts sagend, dafür gibt es zwei sehr schöne, farbige Karten der Moskauer Metro - nicht der realen, sondern der im Buch beschriebenen, mit all den neuen Stationsnamen und einer Vielzahl hilfreicher Symbole. Schrift und Satz sind angenehm lesbar, im hinteren Teil des Buches finden sich zudem noch Anmerkungen, die bestimmte russische Namen, Begriffe und anderes erläutern.
Fazit
„Metro 2033“ ist ein eindrucksvoller Endzeitroman mit russischer Seele, der sowohl Spannung und Action bietet als auch die Auseinandersetzung mit sozialen Konflikten und Historie. Wer diesen Roman gelesen hat, wird sich vor der Moskauer Metro hüten.
Hinweise
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