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Ist die Menschheit gerade dabei, die Schwelle der moralischen Inkompetenz zu überschreiten?

 

Die_Aufloesung_der_Weltordnung 

Originaltitel: Le dérèglement du monde. Quand nos civilisations s'épuisent
Autor: Amin Maalouf
Übersetzer: Andrea Spingler
Verlag: Suhrkamp Verlag
Erschienen: 21. Juni 2010
ISBN: 978-3-51842162-8
Seitenzahl: 248 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
In seinem Vorwort weist der Autor darauf hin, dass er sein Thema die Auflösung der Weltordnungen nicht systematisch verfolgen möchte, sondern eher wie ein Parkwächter mit seiner Taschenlampe mal hierhin, mal dorthin leuchten, um zum Schluss dem Leser einen Gesamteindruck zu liefern. Diesem Prinzip bleibt er tatsächlich treu, manchmal aber irrlichtert er mehr durch die Gegend, als dass er einen Aspekt beleuchtet. An einem Gesichtspunkt, dem Nasserismus und Panarabismus, beißt er sich dagegen regelrecht fest, ohne dass für mich nun wirklich ersichtlich ist weshalb. Und das versprochene Gesamtbild ist seltsam verschwommen.

Im Grunde ist dieses Buch der Aufschrei eines Mannes, der gegen seine Angst, dass die Welt und die Menschheit mit ihr untergehen wird, anschreibt. Maalouf stammt aus dem Libanon und emigrierte nach Frankreich. Immigrant und Emigrant zugleich, gehört er beiden Kulturen an, ohne sich für oder gegen eine der Beiden zu entscheiden. Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht daher zu sehr der Konflikt zwischen dem Westen (auch geographisch gesehen) und dem arabisch geprägten Islam. Er sieht beide Seiten kritisch und nimmt kein Blatt vor den Mund. Dennoch spricht er dem Westen, unter Führung der USA, der letzten verbliebenen Weltmacht, die Führungsrolle zu, wenn es darum geht, Differenzen zu überwinden und den Weg zur Versöhnung zu bereiten. Er möchte, dass sich beide "Kulturen" auf die ihnen gemeinsamen Werte besinnen, und nicht immer auf das starren, was sie trennt. Gelingt das nicht, so Maalouf, breitet sich Chaos aus und die weit wichtigere Aufgabe, den Klimawandel zu stoppen, wird unterbleiben.

Maaloufs Stärken sind das genaue Beobachten und die Analyse (die aktuellen Ereignisse in Tunesien und Ägypten bestätigen einige seiner Thesen). Da aber, wo er nach konkreten Lösungswegen sucht, wird er schwammig und bleibt zu allgemein. Allein den USA, die Legitimität zuzusprechen, die moralische Krise lösen zu können, greift - meiner Meinung nach - eindeutig zu kurz. Auch die arabischen Staaten sollten endlich erwachsen werden, und sich ebenso  wie die Schwellenländer ihrer wachsenden Verantwortung stellen.

Schriftstellerisch zeigt er sich von seiner besten Seite. Selten habe ich ein Sachbuch gelesen, das sprachlich so vielfältig ist. Mal nüchtern, dann wieder ausgesprochen poetisch. Ein gehobener Sprachstil, der trotz der vielfältigen Verwendung von Fremdwörtern immer gut lesbar ist. Das Buch ist ein schönes Beispiel dafür,  dass man ein Sachbuch schreiben kann, ohne bei der Sprache Abstriche hinnehmen zu müssen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch verfügt über einen grünen Einband und einen roten Schutzumschlag, der ein sehr einfaches, aber wirkungsvolles Cover aufweist. Der Titel in grünen (von hell- nach dunkelgrün) Lettern steht hochkant, d.h. man muss das Buch um 90° drehen, um ihn gut lesen zu können. Auf diese Weise sticht es aus dem sonstigen Einerlei heraus und wer es erst mal in der Hand hat, wird es wohl auch mitnehmen.


Fazit
Maalouf nennt vieles beim Namen, zeigt schonungslos Defizite auf, macht aber den Fehler, zu viele Felder zu beackern, anstatt sich auf ein oder zwei zu beschränken. Ein Buch, das am eigenen Anspruch scheitert, oder das zu sehr von der Angst des Autors um unsere Welt geprägt ist.


2 5 Sterne


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