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Es ist ruhig geworden um den berüchtigten Piraten Long John Silver. Nach seiner Rückkehr von der Schatzinsel hat er in Bristol ein Wirtshaus eröffnet, doch für einen Mann wie Silver ist das kein Weg, um alt zu werden.

Mit der schönen Lady Hastings an Bord begibt er sich auf die Suche nach ihrem Mann und den sagenhaften Reichtümern der verschollenen Stadt Guyanacapac. Kaum ist eine Meuterei erfolgreich überstanden, gerät das Schiff in einen Malstrom und es droht, an den Klippen dahinter zu zerschellen.

 

Long_John_Silver_03  Originaltitel: LONG JOHN SILVER – LE LABYRINTHE D'ÉMERAUDE
Autor: Xavier Dorison
Übersetzer: Marcel Le Comte
Illustration: Mathieu Lauffray
Verlag: Carlsen Comics
Erschienen: 11/2010
ISBN: 978-3-551-73443-3
Seitenzahl: 60 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die Meuterei ist gelungen, das Schiff in Silvers Hand, doch die Piraten sind sich nicht ganz sicher, wo sie sich befinden. Hinzu kommt, dass die Neptune ein empfindliches Leck hat und zu sinken droht. Da findet der Indio Moxtechica – kurz Moc – den Zugang zur Straße von Guyanacapac. Doch was zunächst als Glück gesehen wird, ist erst der Beginn einer Reihe höchst mysteriöser Ereignisse. Mehr als nur ein dunkles Geheimnis scheint über dieser Gegend und der alten, untergegangenen Kultur zu liegen …

Der Plot beginnt so langsam, aber sicher die im Hintergrund liegenden Bereiche zu offenbaren, und wird zunehmend mysteriöser. Zu allem Überfluss endet er erneut in einem bizarren Cliffhanger, so dass man sofort erfahren möchte, wie es mit den Piraten um Long John Silver weitergeht. Doch hier wird man sich gedulden müssen. Bis dahin bietet Band 3 allen Fans von Piratenstorys und Der Schatzinsel tolle Unterhaltung.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Mit dem gelungenen Einstieg in die Geschichte - einer sich über die volle Doppelseite erstreckenden, düsteren Zeichnung der Neptune auf der stürmischen See, gefangen im Malstrom -, weiß Lauffray den Leser sofort zu packen und in die Story zu reißen wie die tosenden Wassermassen das ihnen ausgelieferte Schiff. Erst nach und nach wird einem klar, dass diese Szene nicht nur die aktuelle Begebenheit schildert, sondern auch symbolisch für die Expedition steht.

Lauffrays Stil orientiert sich nicht am Massengeschmack, sondern dürfte eher an Fans der Serie und Liebhaber guter Comics gerichtet sein. Glattgebügelte, wie aus dem Rechner stammende Grafiken findet man hier nicht. Er bringt die Sequenzen mit einem Mix aus vielen Details und grober Skizzen aufs Papier, die seit Band 1 nichts von ihrer Faszination verloren haben, denen aber grundsätzlich der letzte Feinschliff fehlt. So sind beispielsweise die Möwen am Himmel weiß gefüllte Konturen ohne innere Zeichnung. Der raue Eindruck setzt sich auch bei den Figuren fort – werden sie als Portrait hervorgehoben, sind zwar die ursprünglichen Linien und Schraffierungen unter der Kolorierung noch deutlich auszumachen, dennoch ist diese Art sehr charismatisch und passt zu den Seeleuten. Rücken sie aber in das Mittelfeld bzw in den Hintergrund, lässt die Detailzeichnung stark nach. Ob man sie dann noch identifizieren kann, hängt stellenweise eher davon ab, wie wichtig der individuelle Charakter für die Story ist.

Ähnlich schaut es sowohl mit der Zeichnung des Schiffs aus, dessen Elemente immer noch klar genug sind, um sie zu erkennen, als auch den rauen Landschaften der südamerikanischen Atlantikküste, die mit einem groben Touch, aber dennoch sehr beeindruckend wiedergegeben wurde. Die schroffen Felsen der mehrere hundert Fuß hohen Steilklippen scheinen die auf sie von der Strömung zugeworfenen Neptune zerschmettern zu wollen, der Leser hält den Atem an. Was danach folgt, ist nicht minder imposant. Auch wenn der Zeichenstil nicht bis ins Letzte ausgearbeitet, teilweise sogar nur umrissen ist, so sind die Ergebnisse dennoch ungemein stimmungsvoll. Ob es nun die im Mondschein liegende Landschaft am Flussdelta oder die dichten, grünen Dschungelpassagen sind, durch die sich der Fluss schlängelt, sie wissen die Schauplätze gut zu beschreiben. Die Farbwahl ist kräftig, aber niemals knallig, und Lauffray versteht es, durch die Wahl der Farben die vorherrschende Atmosphäre immer wieder gezielt zu betonen.


Aufmachung des Comics
Die Gestaltung des A4 großen, als Softcover broschierten Comics orientiert sich an der Serie und entspricht gleichzeitig dem Standard der nicht fest gebundenen Comicbände aus dem Hause Carlsen. Das Frontcover passt mit der grünen Tönung perfekt zum Untertitel und stimmt mit seinen Elementen – dem Ruderboot im Vorder-, dem Schiffswrack im Hintergrund – auf das Piratenabenteuer ein. Diese Zeichnung, die recht viele Details offenbart und doch grobe Züge hat, repräsentiert Lauffrays Stil im Innern des Bandes.
Eine Zusammenfassung zu Beginn des dritten Teils hilft dabei, sofort wieder zurück in die Geschichte zu finden. Dennoch sollten Leser, welche die Geschichte noch nicht kennen, bei Band 1 beginnen.


Fazit
Die Meute von Long John Silver hat sich von Captain Hastings und dem Rest der Crew getrennt, doch die wirklichen Gefahren liegen noch  vor Ihnen … Xavier Dorisons Hommage an Die Schatzinsel vermag weiterhin zu fesseln, während die Arbeiten von Mathieu Lauffray gezielt Atmosphäre aufzubauen verstehen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Lady Vivian Hastings
Band 2: Neptune

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