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Wie weit darf Elternliebe gehen? Was darf man tun, um seine Kinder zu beschützen? Mit unglaublicher Raffinesse und grossem Sprachwitz erzählt Hermann Koch eine Geschichte von bedingungsloser Liebe, Gewalt und Verrat.

 

 

Originaltitel: Het diner
Autor: Hermann Koch
Übersetzer: Heike Baryga
Sprecher: Joachim Król
Verlag: Argon Hörbuch
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-8398-1058-3
Spieldauer: 468 Minuten, 6 CDs; gekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Paul und Claire treffen sich in einem Restaurant mit Pauls Bruder Serge und dessen Frau Babette. Zunächst scheint es ein Treffen zweier Paare zu sein, die zwar verwandtschaftlich, nicht aber freundschaftlich verbunden sind. Besonders die Tatsache, dass Serge Lohmann für das Amt des Premier-Ministers der Niederlande kandidiert, wird von Paul in süffisanter Art und Weise kommentiert. Paul ist der Erzähler der Geschichte und betrachtet die Welt mit den Augen eines Zynikers. Das Nobel-Restaurant, in dem die vier dinnieren, wird zum Schauplatz einer Aussprache, die nach und nach Grauenvolles enthüllt.

Hermann Koch hat mit diesem Roman viel "angerichtet". Hemmungslos demaskiert er die vier Protagonisten und entblättert sie nach und nach. Als Kulisse hat er dabei die steife Atmosphäre eines Restaurants gewählt, wie es passender nicht sein könnte. Während Paul sich zunächst in einer Art Opferrolle über das Schicksal beklagt, bekommt der Hörer nach und nach einen anderen Eindruck. Immer mehr weichen sich Opfer- und Täterrollen auf, bis sich ein völlig anderes Bild ergibt, als es zunächst den Anschein machte. Hermann Koch beweist viel Fingerspitzengefühl für die Situation und nimmt dennoch kein Blatt vor den Mund.


Darstellung des Hörbuchs
So überzeugend Joachim Król als Schauspieler ist, so überzeugend spricht er dieses Hörbuch. Er spielt mit der etwas weinerlichen und selbstmitleidigen Stimme des Erzählers Paul, bringt eine leicht konfuse Note über Babette hinein, beweist politisches Kalkül über Serge und strahlt durch Claire gelassene Kühle aus. Dazu kommt das unterwürfige und manirierte Gehabe des Maitre d'hôtel.

Dies alles wird durch die große stimmliche Bandbreite, aber auch durch Lautstärke und Geschwindigkeit hervorragend dargestellt. Hintergrundmusik hätte sich hier nur störend ausgewirkt, lebt doch das Hörbuch von der geschickten Entblätterung und dem Verfall der Masken, die durch die schriller oder lauter werdenden Stimmen dargestellt werden. Genau diese Reduktion schafft Spannung und gibt dem Hörbuch eine besondere Note.


Aufmachung des Hörbuchs
Die sechs CDs werden in einem Jewel-Case geliefert. Darin enthalten ist auch ein umfangreiches Booklet, jedoch handelt es sich hier um ein Gesamtverzeichnis der Argon-Hörbücher sowie einer Informationsseite über das MP-3-Daisy-System (die CD's sind jedoch eine normale Audio-Fassung). Außerdem ist ein Kurzinterview mit Joachim Król enthalten. Weitere Einzelheiten, inklusive Bilder von Autor und Sprecher finden sich auf den Case-Rück- und Innenseiten.


Fazit
Das Hörbuch steht seinem schriftlichen "Vater" in nichts nach, auch wenn es eine gekürzte Fassung ist. Die von Hermann Koch subtil aufbereitete Geschichte wurde gekonnt gekürzt und präsentiert sich dem Hörer als stimmiges und spannendes Hörbuch. Wer eine Geschichte mit viel psychologischem Hintergrund und einem sich langsam steigernden Tempo mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. "Angerichtet" ist in jeder Hinsicht gelungen und wirkt noch lange nach, wenn der Schluss längst verklungen ist.


4 5 Sterne


Hinweise
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