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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Er küsste mich wieder auf den Mund. Dieser Moment löschte alle Erinnerungen an jedes andere Gesicht und jeden Kuss der letzten vierhundert Jahre aus.

Er war alles, was ich wollte, alles, was ich je gewollt hatte, alles, was ich jemals wollen würde. Ich sah ihn an, unser Atmen durchbrach die Stille im Stall, ich lächelte zu ihm auf – und eisiges Erkennen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Voller Leidenschaft und Dramatik: Die Geschichte einer großen Liebe, die an der tragischen Vergangenheit der Liebenden zu scheitern droht.

 

Immortal_beloved_01 

Originaltitel: Immortal beloved
Autor: Cate Tiernan
Übersetzer: Simone Wiemken
Verlag: Loewe
Erschienen: 15.01.2011
ISBN: 978-3-7855-7253-5
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nastasjas Leben besteht aus Partys, Saufen und Sex. Als Unsterbliche braucht sie sich keine Sorgen zu machen, dem Alkoholkonsum irgendwann zu erliegen, auch wenn sie mit den Folgen einer durchzechten Nacht durchaus zu kämpfen hat. Als ihr bester Freund Incy in einer dieser Partynächte kurzerhand dem Taxifahrer das Rückgrat bricht, weil dieser ihm dumm gekommen ist, ist sie geschockt. Doch statt dem Mann zu helfen, zieht sie mit ihren Freunden zur nächsten Party – auch wenn sie sich immer wieder fragt, ob sie nicht zumindest einen Krankenwagen hätte rufen sollen. Je mehr sie über diese Situation nachdenkt, umso unheimlicher wird ihr nicht nur Incys Reaktion, sondern vor allem ihre eigene. Hals über Kopf packt sie ein paar Habseligkeiten zusammen und flieht zu River, einer Unsterblichen, die sie vor gut 80 Jahren getroffen hat. Dort begegnet Nastasja weiteren Unsterblichen, die ihr Seelenheil in River‘s Edge suchen – darunter auch Reyn, der ihr irgendwie bekannt vorkommt. In River’s Edge gilt es schließlich nicht nur, über den eigenen Schatten zu springen und ein neues Leben zu beginnen, sondern auch mit der Vergangenheit abzuschließen. Das ist jedoch gar nicht so einfach, wenn jemand einen mit Flüchen verfolgt. Als wäre das nicht schon schlimm genug, muss Nastasja schließlich mit Schrecken erkennen, woher sie Reyn kennt …


Stil und Sprache
„Letzte Nacht ist meine ganze Welt zusammengebrochen. Und jetzt habe ich Panik.“ Mit diesen Sätzen beginnt das Buch und lockt den Leser direkt hinein in Nastasjas Geschichte, die sie in einem lockeren Plauderton in der ersten Person erzählt. Gleich zu Beginn, auf Seite 8, fällt wie nebenbei das Wort „Unsterbliche“, und verrät dem Leser ohne Geheimniskrämerei, um wen bzw. was es hier geht: „Wir hätten noch mehr Leute mitnehmen können, aber die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass nicht mehr als sechs dürre Unsterbliche in ein Londoner Taxi passten […].“
Nastasja ist eine Unsterbliche, die in Selbstvorwürfen vergeht und in Zweifeln badet. Beides ist nicht selten durchaus angebracht, dennoch dreht sie sich bisweilen im Kreis, was aufgesetzt wirkt und irgendwann nervt. Sie bleibt dem Leser zunächst zu fern, eine Identifikation mit ihr fällt daher schwer, weshalb man von der Geschichte nicht so recht gepackt wird. Zudem scheint die Handlung immer wieder still zu stehen, der Anreiz zum Weiterlesen ist eher gering. Ebenso wenig wie die Hauptfigur weiß der Leser, wohin die Reise gehen soll – kein Ziel, auf das die Geschichte zustrebt, lediglich ein hauchfein angedeuteter roter Faden, der sich immer wieder verliert. Die Handlung dümpelt anfangs genauso belanglos, ohne Sinn und Ziel, vor sich hin, wie es Nastasja Jahrhunderte getan hat, doch ab der Hälfte des Buches wird es interessanter, es kommt Bewegung – und vor allem Spannung – in den Text, der rote Faden zeichnet sich deutlich ab. Nastasja beginnt sich zu verändern, und damit ändert sich auch Stück für Stück der Tonfall, in dem sie die Geschichte erzählt. Dieser wird ausgeglichener, weniger flapsig, bleibt dabei aber typisch Nastasja. Ihr sarkastischer, nicht selten selbstironischer Ton sorgt für eine gewisse Portion Humor. Auch der Spannungsbogen baut sich immer mehr auf und schafft es, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, und diesen letztendlich das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu lassen.

Nastasja springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her – und mit 459 Jahren hat man einen sehr umfassende Vergangenheit vorzuweisen –, was aufmerksames Lesen erfordert. In Form von Visionen und Träumen erfährt der Leser immer wieder etwas über ihr Jahre und Jahrhunderte zurück liegendes Leben, das sich Stück für Stück zu einem großen Ganzen zusammensetzt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Gegenwart und Vergangenheit mit Wucht aufeinanderprallen – und die Zukunft verändern.


Figuren
Nastasja alias Nasty alias Nas ist die Hauptfigur des Romans – und eine 459 Jahre alte Unsterbliche, die es vermeidet, Magie anzuwenden, da diese schlimme Dinge anrichten kann. Sie scheint vor allem eines gut zu beherrschen: die Depression (und damit ist nicht die Wirtschafts-, sondern ihre Gemütslage gemeint). Nastasja wirkt nicht selten unreif, naiv und egoistisch. Immerhin ist sie sich ihrer Unreife und der zugehörigen Portion Selbstzerstörungsdrang bewusst – und Erkenntnis ist schließlich der erste Weg zur Besserung. Auch wenn es gut die Hälfte des Buches braucht, schafft sie es schließlich, über ihren Schatten zu springen, und beginnt sich nach und nach weiterzuentwickeln. Dadurch wird sie nicht nur dem Leser immer sympathischer, bis sie diesem schließlich doch noch ans Herz wächst.
Ihr seit gut 100 Jahren bester Freund Incy hat in diesem Teil der Trilogie eher einen Gastauftritt, doch steht von ihm in den Folgebänden sicherlich noch einiges zu befürchten. Denn warum war er stets in ihrer Nähe, ließ sie fast nie allein – und sucht sie nun ganz verzweifelt? In dem Auftaktband der Trilogie hat Nastasja jedoch zunächst den Ärger mit Nell, einer weiteren Unsterblichen in River‘s Edge, auszufechten. Nell ist eine fiese, eifersüchtige Ziege, dabei jedoch sehr geschickt und nach außen hin Everybody‘s Darling. Reyn lebt ebenfalls bei River, einer 1.300 Jahre alten Unsterblichen mit einer schrecklich verständnisvollen Seele. Er ist düster, verschlossen, geheimnisvoll – und natürlich überirdisch gut aussehend.

Alles in allem wirken die meisten Figuren zunächst klischeehaft und unnahbar. Doch mit fortlaufender Handlung zeigen einige davon durchaus Ecken und Kanten, entwickeln sich weiter und werden zu dreidimensionalen Figuren, deren Schicksal den Leser interessiert.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag das Gesicht einer jungen Frau mit türkisblauen Augen vor einem Sternenhimmel. Die rosa-weißen Blüten an der linken Seite sowie unten rechts lockern das dunkle Cover auf, der von grün zu lila verlaufende Titel wurde mit Spotlack hervorgehoben. Ein silberfarbenes Lesebändchen vervollständigt die Aufmachung des Buches. Alles in allem eine zwar ansprechende, aber nicht unbedingt auffallende Gestaltung.


Fazit
„Entflammt“ ist der Auftaktband der „Immortal Beloved“-Trilogie von Cate Tiernan. Die erste Hälfte des Buches schafft es nicht, den Leser zu packen, doch wenn dieser durchhält, wird er mit einem spannenden Fortgang der Handlung belohnt. Alles in allem ein Durchschnittsroman, der jedoch neugierig auf Band 2 der Serie macht.


3 Sterne


Hinweise
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Der Trailer zum Buch:

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