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Ein heißer Sommer in Paris. In der Seine, am Pont Neuf, treibt die nackte Leiche eines Jungen. Seine Hände sind gefesselt, er wurde ermordet. Niemand kennt seine Identität. Kommissar LaBréa steht zunächst vor einem Rätsel. Nach einem weiteren Mord an einem bekannten Fernsehmoderator führen die Ermittlungen in die höchsten Kreise der Pariser Gesellschaft.

 

 

Autor: Alexandra von Grote
Verlag: Heyne
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-453-43380-9
Seitenzahl: 464 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kommissar LaBréa kommt zufällig hinzu, als die Feuerwehr am Pont Neuf einen toten Jungen aus dem Wasser zieht. Für die Gerichtsmedizinerin ist schnell klar, hier muss etwas Grauenvolles geschehen sein. LaBréas Team erfährt, dass der Junge gefoltert und mehrfach missbraucht worden ist, es konnte DNA von mehreren Männern sichergestellt werden. Der Kommissar und seine Mitarbeiter sind schockiert und versuchen mit Hilfe einer Spezialeinheit, die sich um Pädophilie-Verbrechen kümmert, an die Täter zu kommen. Als der Heimleiter der Maison de Dieu – eines kirchlichen Waisenhauses, Pater Coulon, einen Jungen als vermisst meldet, liegt es nahe, dass es sich um den toten Jungen aus der Seine handeln könnte. Doch der Pater reagiert abweisend, er kennt den Jungen nicht. Aber seine Reaktion lässt den Kommissar stutzen, für ihn scheint er etwas zu verbergen.

Mitten in den Ermittlungen wird eine weitere Leiche gefunden und die Hundstage in Paris, denn es ist nun schon lange Zeit weit über 30 Grad heiß, geraten zum Problem für die bereits überlastete Truppe. Der Tote, der berühmte Showmaster Ribanville, wurde während der Jubiläumsfeier im Ritz anlässlich seiner 100sten Sendung auf der Toilette erschlagen. Zunächst deutet alles auf den Clochard hin, den er in seiner Sendung vorgeführt hat, doch nach diversen Zeugenbefragungen scheint dies immer unwahrscheinlicher. Vielmehr muss das Motiv in der Vergangenheit des Toten liegen, denn ein Identitätswechsel, den Ribanville vor Jahren nach erfolglosen Ermittlungen gegen ihn vollzogen hatte, weist auf ein dunkles Geheimnis hin. Während der Befragungen verstricken sich auch seine hochrangigen Freunde, wie der Ex-Staatssekretär Jean-Francois-Kahn, immer mehr in Wiedersprüche. Erst als Ribanvilles Frau sein Tagebuch findet und dies LaBréa übergibt, scheint ein Rad in das nächste zu greifen. Der tote Junge und der ermordete Showmaster sind keine zufälligen Ereignisse, sie sind miteinander verstrickt. Es beginnt eine gnadenlose Jagd gegen die Zeit, denn die nächste schreckliche Tat scheint schon in Vorbereitung zu sein.


Stil und Sprache
Alexandra von Grote hat sich diesmal ein sehr schweres Thema vorgenommen. Die sexuelle und körperliche Gewalt an Kindern löst zumindest bei mir blinde Wut und Fassungslosigkeit aus. Sie zeigt dem Leser, wie gut organisiert der Pädophilen-Ring ist und dass selbst in der Öffentlichkeit angesehene Persönlichkeiten zu diesem Kreis gehören können. Wer jetzt allerdings einen schonungslosen Thriller mit Beschreibungen der Taten bis ins kleinste Detail erwartet, ist hier falsch. Die Autorin bleibt gerade, was das Vergehen an Kindern angeht, nur bei Umschreibungen und Andeutungen der Tat, was für den Krimi als solchen auch gut so ist. Sie lässt das Team um Kommissar LaBréa zwei Morde aufklären und gleichzeitig nach einem vermissten Jungen suchen und erst nach und nach werden für das Ermittlerteam das ganze Ausmaß und die Zusammenhänge der Fälle klar. In gewohnter Weise beschreibt sie dabei liebevoll und detailreich die Handlungsorte und Szenen. Und schafft vor allem im alten Kloster von Louis Bouvier eine wahrlich düstere und spannende Stimmung.

Von Anfang an nimmt der Krimi stetig an Fahrt zu, um dann gegen Schluss in einem fulminanten, jedem Thriller gerecht werdenden Finale zu gipfeln. Da die Handlung während des Hochsommers in Paris stattfindet, präsentiert Alexandra von Grote dem Leser zur Handlung noch entsprechend heiße Hundstage, die nicht nur die Luft, sondern auch die allgemeine Stimmung aufheizen. Die von ihr benutzten französischen Worte, Orts- und Personennamen bleiben leicht verständlich und einfach zu lesen. Die persönliche Geschichte des Kommissars, sein Privatleben, bleibt trotz der spannenden Kriminalgeschichte nicht außen vor. Allerdings bekommt sie diesmal nicht so viel Platz eingeräumt wie sonst. Dies geht aber völlig in Ordnung, da so die Spannung auf ihrem Niveau gehalten werden kann. Da der Leser immer wieder auch Handlungsstränge aus Sicht der anderen Beteiligten erhält, ist er dem Ermittlerteam immer einen Tick voraus. Das Ende kommt in seiner Form diesmal nicht unerwartet, hofft der Leser doch aufgrund der Handlung, dass die Guten siegen.


Figuren
Wie zu erwarten war, treffen wir auf alle alten Bekannten aus den vorhergehenden Teilen. Als Hauptperson natürlich Kommissar Maurice LaBréa, der diesmal sein Team in besonders harten Fällen leiten muss. Trotz der Tatsache, dass ihn das Erlebte nicht kalt lässt, bleibt er souverän und überschaut die zum Teil sich überschneidenden Ereignisse. Eben ein gestandener Held, der auch beim großen Finale allen voran geht. Seinen seelischen Halt bekommt er mittlerweile nicht nur von seiner Tochter, sondern auch von Céline, seiner Nachbarin und Lebenspartnerin. Mit ihr ist er bereits durch viele Höhen und Tiefen gegangen, was ihre Beziehung entsprechend gefestigt hat.

Aber nicht nur der Kommissar hat ein normales Leben neben seinem Beruf. Die Täter im Buch sind genau wie ihre Jäger ganz normale Familienmenschen, die jedoch unentdeckt von Ihren Lieben ein zweites Gesicht tragen. Dies muss auch Ribanvilles Frau schmerzlich feststellen, als sie nach seinem gewaltvollen Tod sein Tagebuch entdeckt und die schreckliche Wahrheit über ihn erfährt. Sie muss schwer mit sich kämpfen, ob sie die Entdeckung der Polizei mitteilt und damit ihre Familie besudelt, doch das Gewissen siegt letztendlich und sie trägt nicht unwesentlich zur schnellen Aufklärung bei. Alexandra von Grote zeigt dem Leser eindrucksvoll, das viele Fassaden nur von außen betrachtet sauber aussehen, sich dahinter aber oft tiefe Abgründe auftun können. Vor allem die Skrupellosigkeit der Bösewichte ist diesmal extrem auffällig, aber gleichzeitig gut hervorgehoben. Helden und Schurken, alles ist in diesem Roman vereint.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt in dunklen Nachtfarben einen vom fahlen Licht angestrahlten Brückenpfeiler am Pont Neuf. Eine schöne, düstere Einstimmung auf das Buch. Im Deckel befindet sich diesmal eine kurze Vita der beteiligten Charaktere und auch die obligatorische Pariskarte mit den Eintragungen der Handlungsorte darf nicht fehlen. Nach Epilog und Danksagung am Ende des Buches gibt’s natürlich wieder etwas Eigenwerbung.


Fazit
Spannender und schrecklicher als jeder LaBréa zuvor. Das Thema der Kinderschändung ist ganz klar nichts für zartbesaitete Krimiliebhaber, wer sich aber einmal auf das Thema eingelassen hat, den lässt die nervenaufreibende Spannung nicht mehr los.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Mord in der Rue St. Lazare
Fall 2: Tod an der Bastille
Fall 3: Todesträume am Mondparnasse
Fall 4: Der letzte Walzer in Paris

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