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Seit Anbeginn der Zeit herrscht die Schneekönigin über die weiße Öde am Rande der Welt. Kalt ist ihr Reich und aus Eis ihr Herz. Doch dann wagt die junge Magierin Tamsin Spellwell, was keiner zuvor je gewagt hat – sie raubt einen Zapfen vom Eisherzen der Königin, um die Macht der Tyrannin zu brechen. In Sankt Petersburg, im eisigsten Winter seit Menschengedenken, treffen die beiden erneut aufeinander. Ein fantastisches Zauberduell entbrennt – doch nicht Magie bestimmt die Siegerin, sondern der Mut des Mädchens Maus …

 

  Autor: Kai Meyer
Verlag: cbt
Erschienen: 11/2008
ISBN: 978-3-570-30488-4
Seitenzahl: 304 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die Geschichte spielt im Russland des 19. Jahrhunderts. Maus ist im Hotel Aurora zur Welt gekommen, ihre Mutter hat sie allerdings nie kennengelernt. Sie gehörte zu den Nihilisten, die den Zaren von Russland stürzen wollten und daher vor einem Erschießungskommando gelandet ist.
Und so ist Maus im Hotel geblieben, wuchs dort auf und arbeitet dort als Schuhputzerin. Allerdings kann keiner sie leiden, alle trampeln auf ihr herum und versuchen, ihr das Leben schwer zu machen.
Dann taucht eines Tages ein seltsamer Gast auf und verbreitet im obersten Stockwerk des Hotels eisige Kälte. Kurz darauf bucht sich noch jemand in das Hotel ein – ebenso seltsam und nicht leicht zu durchschauen. Eh Maus sich versieht, wird sie in eine seltsame, ja unglaubliche Geschichte hineingerissen, die allerdings nicht ungefährlich ist…

In diesem Roman geht es um Freundschaft und Vertrauen, aber auch um Verrat und die Notwendigkeit, über sich hinauszuwachsen. Kai Meyer hat dies hervorragend herausgearbeitet, ohne dabei belehrend zu wirken.
Die Grundidee selbst ist ebenfalls schön, auch wenn die Umsetzung nicht an die Maßstäbe heranreicht, die man an einen Roman von Kai Meyer stellt.


Stil und Sprache
Kai Meyer bedient sich eines einfachen, schnörkellosen Schreibstils, wie er für ein Buch mit einem empfohlenen Lesealter ab 12 Jahren sicherlich angemessen ist. Allerdings fehlt mir hier die Bildhaftigkeit und Wortgewalt, die man von dem Autor gewohnt ist. Der Stil ist zu schlicht, es fehlt das gewisse Etwas.
So schafft der Autor es nicht so recht, die stellenweise aufgebaute Spannung aufrecht zu erhalten. Vielmehr treten die spannenden Momente gestückelt auf, statt sich durch den ganzen Roman – und den Leser somit in den Bann – zu ziehen. Und das, obwohl Kai Meyer es versteht, seine Protagonistin von einer prekären Situation in die Nächste zu verfrachten.

Der ganze Roman spielt im Hotel Aurora, was sicherlich etwas ungewöhnlich, der Geschichte jedoch nicht abträglich ist. Kai Meyer erweckt das Gemäuer mit seinen Beschreibungen zum Leben, zeigt dem Leser die Kronleuchter, den Tanzsaal, die langen Flure…
Auch beweist er seinen Einfallsreichtum, wie beispielsweise die bunten, lebendigen Regenschirme der Familie Spellwell oder den Koffer voll Wörter von Tamsin. Diese Details haben mir sehr gut gefallen und die Geschichte aufgewertet.


Figuren
Die Figuren sind im Großen und Ganzen gut herausgearbeitet, wirken jedoch teilweise etwas eindimensional und flach. Sie haben eine Vergangenheit, Gefühle und ein eigenes Wesen, das sie von den anderen Figuren abgrenzt, doch was fehlt, ist die Triebkraft. Zwar wollen alle Figuren etwas – Tamsin will den Tod ihres Vaters rächen, die Schneekönigin will den Herzzapfen zurück haben, Erlen möchte wieder ein Rentier sein -, doch diese Wünsche sind nicht ausreichend herausgearbeitet worden. So möchte die Protagonistin Maus immer etwas für den Augenblick und versucht dies zu erreichen, doch das große Ziel ist nicht so recht erkennbar. Was treibt sie an?

Gut gelungen ist Kai Meyer die Undurchschaubarkeit der Figuren. So weiß der Leser genauso wenig wie Maus, ob nun Tamsin oder die Schneekönigin im Recht ist. Wem soll sie trauen? Wem soll sie helfen? So tingelt Maus zwischen den beiden hin und her und versucht verzweifelt, das Richtige zu tun. Dabei muss sie durchaus Entscheidungen treffen, die ihr alles andere als leicht fallen.

Alles in allem lässt Kai Meyer hier sein Talent vermissen, die Figuren lebendig werden zu lassen. Schade!


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches ist nichts Besonderes und sticht daher auch nicht gleich ins Auge. Allerdings passt es hervorragend zum Inhalt der Geschichte. Die Frau in dem blauen Mantel stellt sicherlich die Schneekönigin dar, die das Hotel Aurora unter ihren Mantel der Kälte zwingt. Das Mädchen, das aus dem Hotel geht, dürfte Maus sein, die sich endlich in die weite Welt traut.
Ein schönes Detail ist, dass jedes Kapitel mit der Abbildung zweier Eiskristalle beginnt und Absätze innerhalb eines Kapitels ebenfalls durch einen kleinen Eiskristall verdeutlicht werden.
Ein schlichtes, aber durchaus gelungenes Cover.


Fazit
Eine schöne, winterliche Geschichte, die an langen Winterabenden schön zu lesen ist. Allerdings ist man von Kai Meyer auch Besseres gewohnt, schafft er es doch in anderen Romanen, deutlich mehr Spannung aufzubauen und vor allem die Figuren lebendiger werden zu lassen. Dies habe ich in diesem Roman vermisst.


3 Sterne


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