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Sie sind sehr groß. Sie sind sehr aggressiv. Sie sind Insekten.

Ein unterirdisches Laboratorium tief im Dschungel Venezuelas. Die Ruhe trügt: Ein Experiment ist fehlgeschlagen, die Auswirkungen bedrohen die gesamte Welt. Hektisch bemühen sich die Militärs um Schadenzbegrenzung. Auch die hinzugezogene Expertin, die Biologin Laura Trent, weiß keinen Rat. Alle Schutzmaßnahmen misslingen, der Weg in die Freiheit ist blockiert. Einziger Ausweg: der Mitteltrakt. Dieser wurde nach einem geheimen Projekt vor zehn Jahren geschlossen. Niemand weiß, was dort unten lauert …

 

 

Originaltitel: Instinct
Autor: Ben Kay
Übersetzer: Heike Holtsch
Verlag: rowohlt
Erschienen: 01/2011
ISBN: 978-3499255298
Seitenzahl: 412 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Biologin Laura Trent ist verzweifelt: Ihr zehnjähriger Sohn Andrew ist verschwunden. Nach einigen bangen Stunden ist klar, dass er entführt wurde, um sie zu bewegen, als Expertin in Sachen Insekten nach Venezuela zu gehen. Dort angekommen, findet sie sich in einem streng geheimen Labor mitten im Urwald wieder und soll den bei einem Experiment umgekommenen Chefbiologen ersetzen. Noch ehe sie sich für oder gegen eine Mitarbeit entscheiden kann, tritt das Unvorstellbare ein: aggressive, tödliche Wespen sind freigekommen und bedrohen alle Menschen im Labor. Es bleibt nur ein möglicher Ausweg, nämlich der durch einen seit zehn Jahren abgeriegelten Teil des unterirdischen Labors. Niemand weiß, was die Eingeschlossenen dort vorfinden werden …

Ben Kay hat mit „Das Nest“ sein Debüt abgeliefert, aus einer ganz ordentlichen Idee allerdings zu wenig gemacht. Alles wirkt irgendwie wie schon mal dagewesen, jeder, der einen oder mehrere Filme im Stil von „Jurassic Park“ gesehen hat, kann sich relativ schnell denken, worauf alles hinausläuft und wird keine großen Überraschungen erleben.


Stil und Sprache
Ben Kay hat sich gerade zu Beginn viel Mühe gegeben, mit detaillierten Beschreibungen Atmosphäre zu erzeugen und dem Leser ein Bild zu bieten, vom Camp im Dschungel, vom Interieur des Labors und seinen unterschiedlichen Bewohnern. Besonders die Vorgänge um Andrews‘ Entführung zu Beginn werden extrem ausführlich geschildert. Dabei wirkt Kays Sprache (oder die des Übersetzers) teilweise jedoch holprig und seine Formulierungen unbeholfen. So ist von einem „Kater mittleren Alters“ die Rede (Seite 35) oder Lauras Reaktion auf das Verschwinden ihres Sohnes wird so beschrieben: „Als Laura um neun Uhr abends noch immer nichts von ihrem Sohn gehört hatte, begann sie zu weinen.“ (Seite 38). Ach was? Genau um neun Uhr abends begann sie zu weinen? Hier braucht es wohl noch ein bisschen stilistischen Feinschliff …

Insgesamt sind die extrem detaillierten Beschreibungen gerade auch der Insektenangriffe nicht nur zu ausschweifend, sondern auch noch extrem brutal und blutig. Das mag bei einem auf diese Art von Szenario ausgelegten Thriller in Ordnung sein, mir persönlich war es aber zu viel. Was die Glaubwürdigkeit der Story insgesamt angeht, bin ich etwas zwiespältig: Natürlich spielen Glück und Zufall eine große Rolle und können auch eigentlich aussichtslosen Kandidaten ein Überleben ermöglichen, aber wenn massenhaft ausgebildete, bewaffnete Soldaten mit Kampferfahrung umkommen, während verhuschte Laborassistentinnen unverletzt entkommen können, dann kann man nicht mehr wirklich von Wahrscheinlichkeit reden. Auch hier übertreibt Ben Kay maßlos. Handlungsverlauf und Ende sind außerdem vorhersehbar und wirken abgekupfert - siehe oben -, selbst der (kleine) Überraschungseffekt am Ende war genau so zu erwarten, hier wäre etwas Neues wirklich schön gewesen.


Figuren
Auch hier gelingt es Ben Kay nicht, etwas wirklich Originelles zu zeigen. Laura Trent als Hauptfigur bleibt ebenso stereotyp wie alle anderen Personen, auch wenn sie zu Anfang relativ ausführlich beschrieben wird. Diese Charakterisierung bleibt einfach zu sehr an der Oberfläche, als dass man als Leser eine greifbare Figur vor sich hätte. Allein der innere Konflikt, dem sich Laura ausgesetzt sieht (ihr wissenschaftliches Interesse gegen das ihres Sohnes), wird dermaßen knapp abgehandelt, dass man ihn nicht als glaubhaft empfindet.

Auch die anderen Personen, und es gibt einige mehr als man zunächst denkt, bleiben alle plakativ und flach. Da gibt es diverse Wachleute, die aus verschiedenen Gründen die Armee verlassen mussten, andere, die untertauchen wollten und so im Camp gelandet sind, Forscher, deren Geldgier über jeder Moral steht und Politiker, denen Menschen einfach egal sind. Als hätte Ben Kay sie aus einer Art Quartettspiel genommen und willkürlich über seine Geschichte verteilt, so stolpern sie durch die Handlung und sind nur Staffage für die riesigen Insekten, die die eigentlichen Hauptrollen spielen. Und die sind wirklich ganz speziell: groß, aggressiv und mit einer schon fast perversen Liebe zum ekligen Detail ausgedacht. Wer mag sich schon zwei Meter lange Kakerlaken vorstellen oder Wespen in Fußballgröße, die erwachsenen Menschen das Fleisch von den Knochen abnagen? Da schüttelt es einen doch immer wieder gewaltig … Insgesamt bleibt aber eine eher schwache Figurenausbeute zurück und niemand wird besonders in Erinnerung bleiben.


Aufmachung des Buches
Schon die optische Aufmachung des Taschenbuchs zeigt deutlich, um was es in diesem Thriller geht: Auf dem Cover sieht man eine große Wespe, die auf einem mit chemischen Formeln beschriebenen Blatt Papier sitzt. Die schwarz-gelbe Rückenzeichnung des Insekts geht zwischen den Flügeln in einen Totenkopf über. Hintergrund, Titel und Autorenname sind dagegen ganz in verschiedenen Grauschattierungen gehalten. Innen ist das Buch in einen Prolog („Der Schwarm“) und drei Teile gegliedert („Der Kopf“, „Der Thorax“, Das Abdomen“), deren Namensbedeutung sich aus dem Handlungszusammenhang erschließt.


Fazit
Ein ziemlich blutiger, teilweise wirklich ekliger Thriller, der mit der Idee von genmanipulierten Insekten spielt, die gegen ihre „Erschaffer“ aufbegehren. Leider ist die Handlung recht vorhersehbar und das Ende lange klar und wenig originell. Hier hatte ich mir mehr erwartet, aber wer auf Geschichten im Stil der „Jurassic-Park“-Filme steht, wird schon ein paar unterhaltsame Stunden verbringen können.


2 5 Sterne 


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