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Cornwall, April 2007: Im Bodmin Moor werden Leichenteile gefunden. Sind es Hinweise auf die Opfer eines Serienkillers? Oder die Beutereste der sagenumwobenen Bestie von Bodmin, die nachts durch den Sumpf streift und Menschen jagt? Chief Inspector John Andrews aus York und die Kriminalpsychologin Diane Higginson, die in Cornwall Urlaub machen, werden von der hiesigen Kriminalpolizei um Unterstützung gebeten. Namenloses Grauen erwartet sie …

„Bevor sie starb, schaute sie noch einmal zu den Sternen empor. Seltsam. Vorher waren es doch viele glitzernde Punkte gewesen? Winzig klein zwar, aber klar und deutlich. Wie kleine Diamanten auf dunklem Samt. Und jetzt sahen sie aus wie Schneeflocken, die vorbeihuschten, wie kosmische Teilchen, die für die Dauer eines Augenblicks existierten, sich im nächsten Moment aber schon wieder aufgelöst hatten und zu etwas Neuem wurden.“

 

Moormond 

Autor: Josef Oberhofer
Verlag: Verlagshaus Hernals
Erschienen: 04/2010
ISBN: 978-3902744029
Seitenzahl: 382 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eigentlich wollen Diane Higginson und John Andrews nur ein paar Tage Urlaub machen, wandern, ausspannen und die gemeinsame Zeit genießen. Als sie dann von der Kriminalpolizei in Cornwall um Hilfe gebeten werden, siegen die Neugier und natürlich der Wunsch, bei den Ermittlungen zu helfen. Denn ein Tourist hat bei einer Tour durchs Moor ein Leichenteil gefunden und es soll nicht das einzige bleiben … eine Jagd nach einem offenbar wahnsinnigen Mörder beginnt …

Josef Oberhofer erzählt seinen ersten Krimi und es mutet zunächst etwas seltsam an, wenn ein Österreicher England als Schauplatz wählt. Aber die Geschichte ist durchaus spannend, die Idee dahinter nicht schlecht, da kann man auch die ungewöhnliche Ortswahl verkraften.


Stil und Sprache
Nach dem ersten kurzen Kapitel, das im Jahr 2005 spielt, geht es mit der eigentlichen Handlung los im April 2007, als eine Gruppe Soldat spielender Touristen durchs Moor robbt und einer der Teilnehmer in einem Sumpfloch auf ein menschliches Knie tritt. Mitten hinein wird man als Leser geworfen und ist direkt dabei, auch als nach einem schnellen Szenenwechsel Diane und John auf ihrer Wandertour gerade ein Picknick machen. Diese stetigen Wechsel der Perspektiven machen einen großen Reiz des Buches aus, bringen sie doch Tempo und Schwung in die Handlung. Auch der Mörder sowie einige seiner Opfer kommen zu Wort und so weiß man als Leser immer ein bisschen mehr als die Ermittler. Das ist auf der einen Seite nicht schlecht, um die Spannung zu steigern, ufert allerdings manchmal ein bisschen aus, wenn am Ende eines Kapitels der allwissende Erzähler böse „Vorahnungen“ hat und diese auch gleich dem Leser mitteilt. Das klingt dann beispielsweise so: „Denn der nächste Tag war nicht mehr fern und das Schicksal hatte vor, unbarmherzig zuzuschlagen.“ (Seite 313). Solche Sätze klingen dann schon sehr theatralisch und sind eigentlich überflüssig.

Sprachlich bemüht sich Josef Oberhofer sehr, das Österreichische nicht allzu sehr durchklingen zu lassen, dennoch entschlüpfen ihm ab und zu Wörter wie zum Beispiel „Jause“, die ein echter Brite wohl nie über die Lippen bringen würde. Hier wäre ein aufmerksameres Lektorat sicher hilfreich gewesen, ist die Atmosphäre doch sonst sehr britisch. Schöne Bilder gelingen Josef Oberhofer dabei, er vermittelt die gruselige Atmosphäre im nächtlichen Moor ebenso gelungen wie das englische Wetter. Manchmal fühlt man sich wie in einem dieser alten Edgar-Wallace-Filme: Es ist dunkel, regnet immer und hinter jeder Ecke lauert das Böse …

Was ich persönlich als eingefleischte Krimileserin etwas bedauert habe, ist die Tatsache, dass man relativ schnell zu viel über den Mörder erfährt und beim ersten konkreten Hinweis auf seine Identität auch diese erkennt. Hier wäre ein wenig mehr „Geheimhaltung“ schön gewesen. Das Motiv des Täters ist außerdem nicht das Allerneueste, hier fehlt ein bisschen mehr Pfiff und für den nächsten Fall vielleicht eine außergewöhnlichere Idee.


Figuren
Auch mit seinen Charakteren hat Josef Oberhofer sich viel Mühe gegeben. Er hat ihnen eine Vorgeschichte gegeben, viele persönliche Merkmale sowie Potential für Fortsetzungen. Leider hat man während des Lesens immer irgendwie das Gefühl, man habe einen ersten Teil mit John Andrews und Diane Higginson verpasst. Immer wieder gibt es Hinweise darauf, wie die beiden sich kennengelernt haben, welche Fälle Andrews schon bearbeitet hat und so weiter. Klar, natürlich sollten gute Hauptfiguren nicht ganz aus dem Nichts kommen, aber hätte man hier nicht am Anfang anfangen können? So hinkt man immer etwas hinterher, ohne Diane und John wirklich fassen und mit ihnen mitfiebern zu können.

Die Nebenfiguren sind zahlreich und bunt, sowohl Opfer als auch Täter und sonstige Beteiligte ergeben eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Charakteren. Alle reagieren stimmig und logisch und geben der Story den Rahmen, den sie braucht.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und nur knapp 20 Zentimeter hoch, so dass es handlich und praktisch ist. Die untere Hälfte des Covers ist in einem sehr blassen Fliederton gehalten und zeigt in einfacher Schriftart Titel, Autorennamen und Verlag. Die obere Hälfte dominiert ein ebenfalls fliederfarbener Vollmond, der sich an einem dunklen Himmel hinter ein paar Zweigen erhebt. Innen gibt es insgesamt 40 Kapitel, die jeweils mit Zeit und Ort der Handlung überschrieben sind.


Fazit
„Moormond“ ist ein leidlich spannender, gut konstruierter Krimi, der aber etwas mehr Originalität und Geheimnis vertragen könnte. Als Psychogramm einer geschundenen Seele interessant, aber wer mitraten möchte und atemlose Spannung erwartet, wird enttäuscht werden. Dafür bekommt man aber viel Atmosphäre geboten.


3 Sterne


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