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Das Dorf Fjällbacka ist alarmiert: Der pensionierte Geschichtslehrer Erik Frankel wurde ermordet. Der beliebte alte Mann war ein angesehener Spezialist für die NS-Zeit. Die Ermittlungen der schwedischen Polizei konzentrieren sich auf Neonazikreise. Doch Erica Falck vermutet das Motiv in Frankels Vergangenheit. Gemeinsam mit ihrer Mutter hatte er den Widerstand gegen die deutschen Besatzer unterstützt. Dunkle Jahre, über die Ericas Mutter nie gesprochen hat. Für Erica ist es an der Zeit, das große Geheimnis ihrer Mutter zu ergründen. Damit gerät sie ins Visier des Mörders.

 

 

Originaltitel: Tyskungen
Autor: Camilla Läckberg
Übersetzer: Katrin Frey
Verlag: List
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3471350157
Seitenzahl: 500 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Patrik Hedström hat Erziehungsurlaub und soll sich die nächsten vier Monate um Töchterchen Maja kümmern, während seine Frau Erica an ihrem nächsten Buch schreibt. So einfach sich diese Regelung in der Theorie anhört, so kompliziert ist die praktische Umsetzung, denn Patrik schafft es ebenso wenig, sich von der Polizeidienststelle fernzuhalten wie Erica sich auf ihr Buch konzentrieren kann. Die alten Tagebücher ihrer verstorbenen Mutter sowie ein Orden aus dem 2. Weltkrieg faszinieren sie viel mehr und stacheln ihre Neugier an. Als dann eines der früheren Cliquenmitglieder ihrer Mutter ermordet aufgefunden wird, wird auch Patrik mehr oder weniger freiwillig in die Sache hineingezogen und beteiligt sich an den Mordermittlungen, die weit in die Vergangenheit hineinreichen …

Der fünfte Band der schwedischen Krimireihe um Patrik Hedström und seine Frau Erica Falck beschäftigt sich mit der Zeit des Nationalsozialismus und den Auswirkungen auf die skandinavischen Länder. Ein packendes Thema, das Camilla Läckberg trotz der mittlerweile vergangenen Zeitspanne von über 60 Jahren lebendig und interessant zu vermitteln weiß, zumal Fremdenhass und rechtes Gedankengut auch heute noch Themen sind, die uns alle angehen.


Stil und Sprache
Camilla Läckberg kann einfach gut Geschichten erzählen. Unaufdringlich nimmt sie ihre Leser mit in die Kleinstadtwelt Fjällbacka, in der sie selbst groß geworden ist. Über die vier bisherigen Teile der Serie sind einem die Beteiligten schon ans Herz gewachsen, man weiß Bescheid über die Eigenarten von Polizeichef Bertil Mellberg, sieht Erica und Patrik förmlich vor sich beim Kabbeln um irgendwelche Alltagsdinge, und ärgert sich mit den Kollegen über die sprichwörtliche Faulheit von Gösta, der außer Golf nichts im Kopf hat. Dabei schreibt Läckberg oft in einem leichten Plauderton, die Dialoge sind lebhaft und originell – und doch gelingt es ihr, den aktuellen Fall so eindringlich zu schildern, dass der notwendige Ernst des Themas nicht verloren geht. Dabei geht sie schon sehr ins Detail, beschreibt Wege und Orte sehr ausführlich und doch langweilt man sich auch als Erstleser der Reihe nie. Stetige Perspektivwechsel mit gefühlten acht Handlungssträngen halten die Spannung hoch, aber zwingen auch zu absoluter Aufmerksamkeit, gehen die einzelnen Stränge doch oft ansatzlos ineinander über. Hier muss man schon auf Zack sein, um den Überblick zu behalten…

Die Geschichte selbst ist nicht nur vielschichtig aufgebaut, sondern auch spannend bis zur letzten Seite. Durch die immer wieder eingeschobenen Episoden aus den Jahren 1943 bis 1945 weiß man als Leser zwar bald, dass es Zusammenhänge zwischen aktuellen und vergangenen Ereignissen geben muss, dennoch bleibt die Auflösung wirklich den allerletzen Seiten vorbehalten und auch gewiefte Krimileser werden sie nicht vorzeitig erraten. Perfekt!


Figuren
Wie schon erwähnt, gibt es eine Menge alte Bekannte wieder zu treffen: Neben Patrik und Erica sind fast alle alten Kollegen von der Polizei wieder dabei, außerdem Anna, Ericas Schwester, ihre Schwiegermutter Katharina und ein paar neue, sehr individuelle Charaktere. Besonders gut an dieser Serie gefällt mir, dass es hier keine Superhelden gibt, die jedes Detail auf den ersten Blick im richtigen Kontext wahrnehmen, immer die richtigen Entscheidungen treffen und nie danebenliegen. Hier ermitteln ganz normale Menschen, die abends noch einkaufen müssen, private Sorgen nicht einfach ausblenden können, bis der Fall gelöst ist, die Fehler machen und manchmal lieber über Kollegen lästern als einen lästigen Bericht zu schreiben.

Ein Pluspunkt, der allerdings auch ein kleiner Minuspunkt sein könnte, ist sicher die Tatsache, dass Camilla Läckberg auch den kleinsten Nebenfiguren ihre Geschichten lässt. Dieses Mal ist es zum Beispiel Ericas Schwester Anna, deren Probleme in ihrer Patchworkfamilie zwar nett zu lesen sind, aber die Handlung nicht wirklich voranbringen. So wichtig es mir gerade bei Serien ist, auch etwas über die private Seite der Personen zu lesen, manchmal wird es dann doch ein bisschen zu viel. Aber das ist wohl auch Jammern auf hohem Niveau, denn dieser Punkt fällt nicht sehr ins Gewicht und tut der Spannung keinen Abbruch.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist optisch an die bisherigen Titel angelehnt, wieder sieht man auf dem Cover eine winterliche Schneelandschaft. Leider hat der gewählte deutsche Titel weder mit dem Originaltitel (der übersetzt in etwa „Deutschenbalg“ lauten würde) noch mit dem Inhalt des Buches etwas zu tun, hier wäre eine etwas sensiblere Übersetzung schon schön gewesen.


Fazit
Der bisher beste Fall aus der Reihe, spannend erzählt und mit viel Drumherum ausgestattet, ganz so, wie ich meine Krimis mag. Tolle Figuren mit Charakter und Eigenleben runden einen interessanten Fall gekonnt ab, so dass es nur wegen einiger Kleinigkeiten nicht ganz zur Höchstwertung reicht. Aber auch so ist „Engel aus Eis“ ein Muss für Fans der Serie und eine Empfehlung für alle anderen!


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Die Eisprinzessin schläft
Band 2: Der Prediger von Fjällbacka
Band 3: Die Töchter der Kälte
Band 4: Die Totgesagten

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