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Kategorie: 1250 – 1450 Spätmittelalter

Man schreibt das Jahr 1310. Die Inquisition wütet in Europa. Eines Tages taumelt eine Bettlerin durch die Straßen von Pertuis in der Provence und bricht auf dem Marktplatz zusammen. Sie trägt die Narben der Folter. Die Frauen vom Beginenhof nehmen sich ihrer an und pflegen sie gesund. Doch Danielle hat ein Geheimnis, das ihnen gefährlich werden kann …

 

  Autor: Elisabeth Klee
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 09/2008
ISBN: 978-3-8052-0855-0
Seitenzahl: 480 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der Orden der Templer wurde vernichtet. Die Inquisition ist gefürchtet und auch die Gemeinschaften der Beginen sind der Kirche immer mehr ein Dorn im Auge, da diese fleißigen und geschäftstüchtigen Frauen von den Steuern befreit sind. Dadurch sind sie bei den Händlern unbeliebt, da diese meinen sie nehmen ihnen das Geschäft weg und bei der Kirche, da diese Frauen kein Gelübde ablegen müssen und der Kirche das mitgebrachte Geld entgeht. In dieser Zeit lässt Elisabeth Klee ihre Geschichte spielen.


Stil und Sprache
Ihre Erzählweise ist flüssig, spannend und glaubwürdig. Die Sprache einfach, aber nicht platt. Von Beginn an schafft es die Autorin, den Leser mitzunehmen und den Spannungsbogen bis zum Schluss zu halten. Man erfährt sehr viel über das Leben der Beginen und auch den Ort Pertuis hat man förmlich vor Augen.
Wie aber auch bei den Figuren, sollte sich die Autorin etwas mehr Zeit für die Handlungen nehmen, die sie als geballte Spannungsmomente gedacht hat. Als Danielle vor Gericht des Inquisitors steht oder auch falsch verdächtigt wird, so lösen sich diese Probleme viel zu schnell in Wohlgefallen auf. Aus diesen Szenen wäre noch wesentlich mehr zu machen und auch die Spannung nochmals zu erhöhen.
In der Autorin steckt sehr viel Potential und auch das Feingefühl für Sprache und Erzählfluss ist da, nur noch nicht vollends ausgeschöpft.


Figuren
Alle Figuren sind von der Autorin liebevoll und authentisch beschrieben. Es gibt keine schwarz-weiß-Zeichnung bei den Charakteren, sondern alles sind Menschen mit Stärken und Schwächen. Auch ihre Protagonistin ist keine strahlende Schönheit mit wallendem Haar und tiefblauen Augen, sondern eine junge und hübsche Frau, aber mit Ecken und Kanten.
Auch die Nebendarsteller wie die Beginen, Pater Calixtus oder der Medicus Carolus sind alle für sich mit Eigenheiten wie Stolz, Gehässigkeit, Eifersucht, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Engstirnigkeit oder Fleiß ausgestattet. Gerade diese alltäglichen Charakterzüge machen die Figuren glaubwürdig und sie wachsen einem dadurch direkt ans Herz.
Carolus, der sich zu Danielle hingezogen fühlt, ist mit viel Empathie erweckt worden und so manchmal zaubern einem seine unbeholfenen und gut gemeinten Handlungen ein Lächeln auf die Lippen, wenn wieder einmal alles schief geht.
Einzig bei den „bösen“ Figuren wünschte man sich etwas mehr „Griffigkeit“. Diesen Figuren hat Elisabeth Klee eindeutig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dass sie es kann, zeigen all die anderen Figuren und wenn die Autorin in ihren künftigen Büchern den Antagonisten mehr Tiefe und Authentizität verleiht, würde ihre Erzählung enorm davon profitieren.


Aufmachung des Buches
Ein schönes und handliches Buch in Hardcover. Die dominante Farbe ist ein sattes weinrot und sogar ein Lesebändchen ist vorhanden. Auf dem Schutzumschlag ist das Portrait einer jungen Frau aus dem Mittelalter zu sehen und im Hintergrund erblickt man einige Gebäude in einer hügeligen Landschaft. Das Buch ist in 24 Kapitel eingeteilt und am Schluss findet sich eine ausführliche Beschreibung über die Geschichte und Bedeutung der Beginen.
Für das Vorstellungsvermögen des Lesers besonders hilfreich sind der Umriss und die Beschreibung des Wohnheimes der Beginen, die ganz am Anfang des Buches zu finden sind.


Fazit
Ein unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, der mit viel Liebe geschrieben ist. Interessante Einblicke gewährt die Autorin in das Alltagsleben der Beginen. Flüssig, spannend und auch humorvoll geschrieben, lässt dieses Erstlingswerk auf mehrere Bücher der Autorin hoffen.
Ein gelungener Debütroman mit nur kleinen Schwächen!


3 5 Sterne


Hinweise
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