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Die aufgedunsene Leiche eines jungen Mannes schwimmt in einem stinkenden Kanal in Venedig. Und zum Himmel stinken auch die Machenschaften, die sich hinter diesem Tod verbergen: Mafia, amerikanisches Militär und der italienische Machtapparat sind gleichermaßen verwickelt. – Eine harte Nuß für Commissario Brunetti, der sich nicht unterkriegen lässt: Venedig durchstreifend und seine Connections nutzend, ermittelt er ebenso sympathisch wie unkonventionell.


 

Originaltitel: Death in a Strange Country
Autor: Donna Leon
Übersetzer: Monika Elwenspoek
Verlag: Diogenes
Erschienen: 1996
ISBN: 978-3-257-22936-3
Seitenzahl: 396 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Guido Brunetti wird zu einem Toten, der im Kanal angeschwemmt wurde, gerufen. Dem Unbekannten wurde gezielt ins Herz gestochen, um ihn danach offensichtlich auszurauben, denn seine Geldbörse ist nicht zu finden. Bei der Obduktion des Toten stellt sich heraus, das es sich wohl um einen Amerikaner handeln muss und der Kontakt zur Militärbasis in Vicenza zeigt, dass es sich um einen dort stationierten Gesundheitsoffizier handelt. Doch nach dem Besuch der Vorgesetzten des Toten zur Identifizierung der Leiche kommt der Commissario ins Stutzen. Das Verhalten der Frau lässt ihn nicht mehr an einen Raubmord glauben, sie scheint vielmehr Angst zu haben und einiges mehr zu wissen, als sie dem Commissario sagt. Dies erhärtet sich noch nach einem Besuch der Militärbasis, bei dem Brunetti auf eine falsche Fährte gesetzt werden sollte. Ab da scheint sich der Fall zu verselbstständigen, höhere Mächte setzen alles daran, Brunettis Vorgesetzten zu beeinflussen und den Commissario von dem Fall abzulenken. Es wird selbst vor fingierten Einbrüchen und Mord in diesem Zusammenhang nicht zurückgeschreckt. Doch dies und der (Selbst)mord an der Vorgesetzten des Toten stachelt Guido nur noch mehr an, er will den Fall unbedingt lösen und begibt sich damit auf sehr dünnes Eis. Als sogar sein Schwiegervater, ein sehr einflussreicher Bürger Venedigs, versucht sich einzumischen, haben sich die Vorgänge bereits verselbständigt und sind nicht mehr aufzuhalten.


Stil und Sprache
Donna Leon bleibt auch beim 2. Fall von Guido Brunetti ihrer eingeschlagenen Richtung treu. Sie präsentiert dem Leser einen Kriminalfall, der nahe an der Realität gehalten ist und die Lebensgeschichte ihres Protagonisten, des Commissarios umschließt. Sie beschreibt ihre Geschichte mit einfachen, aber eindringlichen Worten, ohne dabei effektheischende Stilmittel zu gebrauchen. Die Taten selbst sind dabei oft nur schmückendes Beiwerk, viel wichtiger ist ihr das Drumherum, die Verkettungen der einzelnen Figuren und Handlungen. Mit liebevollen, sehr detailreichen Beschreibungen von Szenen und Orten - dabei bemerkt der Leser schnell ihre perfekte Ortskenntnis -  überzeugt sie und schafft eine authentische Stimmung. Diese Aura, die um die Brunetti-Romane liegt, ist es dann auch, die für das große Interesse und die Beliebtheit ihrer Bücher sorgt. Der Leser fühlt sich an die Orte versetzt, spürt die leicht salzige Meeresluft, die durch die Lagune streicht, riecht das brackige Wasser in den engen Calle und erschrickt vor der nächtlichen Stille, die über der sonst so quirligen Stadt liegt. Nach der Lektüre hat man nicht selten das Bedürfnis, sofort in Richtung Venedig aufzubrechen. Auch wenn für viele das Ende des Buches eher unbefriedigend sein wird, muss man sich bei näherem Hinsehen leider eingestehen, dass es genau der Realität entspricht. Die Unzufriedenheit, die den Leser befällt, merkt man auch dem Commissario an, was wiederum sehr authentisch wirkt. Die vielen italienischen Begriffe und Namen gehen einem mit jedem weiteren Teil ihrer Serie leichter über die Lippen. Nicht zuletzt, weil einem die Figuren langsam vertrauter werden, sind doch viele bereits aus dem ersten Teil bekannt.


Figuren
Im Mittelpunkt ihrer Serie steht Commissario Guido Brunetti. Er ist der Hauptprotagonist in den Büchern und er wird von diversen Figuren wie seinem treuen Mitarbeiter Vianello oder seinem Vorgesetzten Patta begleitet und unterstützt. Neben der täglichen Ermittlungsarbeit erfährt der Leser auch viel über das Privatleben der Familie Brunetti. Der Commissario lebt mit seiner Frau und seinen beiden pubertierenden Kindern Chiara und Rafaello in einer Wohnung mit Dachterrasse direkt über dem Canale. Durch das Einbeziehen seines Umfeldes erzeugt die Autorin diese angenehme Nähe zu den Charakteren. Brunetti selbst ist ein typischer Italiener, leicht Matcho aber eben auch Familienmensch, eine Charaktereigenschaft, die ihn für den Leser sehr sympathisch macht. Trotz der vielen Probleme während seinen Ermittlungen, vor allem sein Chef Patta ist der Obrigkeit hörig, bleibt er immer Ruhig und seiner Linie treu. Diese Einstellung bringt ihn bisweilen und auch bei seinem aktuellen Fall immer wieder in Schwierigkeiten mit den Machthabern. Ein weiterer Punkt für die Authentizität der Geschichte, Brunetti schafft es nicht immer die Gerechtigkeit und das Recht durchzusetzen.

Seine Gegner sind diesmal einflussreiche Personen aus Wirtschaft und Politik, die sich eben nicht gerne in die Suppe spucken lassen. Und so sind diese auch dargestellt, Mächtig, dominant, bestimmend und unnahbar. Auch treten sie bis auf eine Ausnahme nicht direkt in Erscheinung. Natürlich findet man auch jede Menge Handlanger, die zwar oft nur kurze Auftritte genießen, aber auch genauso facettenreich wie die Hauptcharaktere gestaltet sind.


Aufmachung des Buches
Bücher aus dem Diogenes-Verlag lassen sich leicht erkennen. So auch der 2. Fall des Commissario Brunetti. Neben der Grundfarbe Weiß befindet sich auf dem Cover von einer dünnen schwarzen Linie umrahmt, ein Foto von der Lagune Venedigs mit Blick auf die Domkuppel.


Fazit
Kein schönes dafür aber schonungslos realistisches Ende. Was die Atmosphäre angeht einer der besseren Brunettis, ein Muss für alle Fans guter unblutiger Krimis, in denen es eben auch um die Personen geht und nicht nur um die Handlung.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Fall 1: Venezianisches Finale

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