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Kategorie: Thriller

Er lebt ein Doppelleben. Das eine mit seiner Frau und den beiden kleinen Söhnen, für die er alles tun würde. Und das andere als Undercover-Agent, eingeschleust bei der polnischen Mafia. Jeden Tag riskiert er sein Leben. Doch der neue Auftrag ist sein bisher gefährlichster: Er soll die Drogenmafia in einem Hochsicherheitsgefängnis kontrollieren. Der Auftrag kommt von seinen polnischen Freunden, aber auch seine schwedischen Kollegen sind mit dabei. Der Mann, der viele Namen hat, weiß, dass er jetzt allein ist, dass er in nur drei Sekunden tot sein kann, wenn seine Deckung auffliegt. Deshalb macht er einen Plan, den nur er kennt.

Anders Roslund und Börge Hellström haben einen unbeschreiblich spannenden Thriller geschrieben, der so hart ist wie nur die Realität selbst.

 

 

Originaltitel: Tre Sekunder
Autor: Anders Roslund & Börge Hellström
Übersetzer: Gabriele Haefs
Verlag: Scherz
Erschienen: 01.09.2010
ISBN: 978-3502102144
Seitenzahl: 575 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wie im Klappentext beschrieben, geht es in diesem wirklich rasanten Thriller um den Undercover-Agenten Piet Hoffmann, der als liebevoller Ehemann und Vater vor seiner Familie ein ganz normales, bürgerliches Leben zu führen scheint. Seine Familie geht ihm über alles und dennoch lebt er in verschiedenen Welten. Einerseits arbeitet er für Wojtek Security International, hinter der sich die polnische Mafia verbirgt, und erhält von diesen den Auftrag, im schwedischen Hochsicherheitsgefängnis, der JVA Aspsas, das Drogengeschäft an sich zu reißen. Andererseits ist er der Informant, der Infiltrator mit Decknamen „Paula“, der für die schwedische Polizei agiert, sie mit Informationen versorgt und Wojtek für sie hochgehen lassen soll. Zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, wird er als Häftling in die JVA Aspsas eingeschleust. Er riskiert alles und gerät dabei zwischen alle Fronten. Er wird als Verräter entlarvt und von seinen Auftraggebern fallengelassen, „verbrannt“. Er steht allein und sein Kampf ums Überleben hinter geschlossenen Mauern beginnt.


Stil und Sprache
Der aus dem Schwedischen übersetzte Text weist leider einige Schwächen auf. So sind öfter grammatikalische Fehler zu finden und auch die gewählten Worte passen teilweise einfach nicht. Mich hat das schon im Lesefluss ab und an gestört und ich fand es einfach schade, da mir ansonsten das Buch unglaublich gut gefallen hat.

Die Sprache ist generell eher einfach gehalten, kurze Sätze, viele Aneinanderreihungen ohne längere Ausführungen. Die Autoren schreiben in der dritten Person, wobei Gedankengänge der einzelnen Personen oft durch kursive Schrift hervorgehoben werden. Es gelingt Anders Roslund und Börge Hellström, den Leser schnell zu fesseln, ihn in die Geschichte mit hineinzunehmen. Auch fühlt man sich dem Protagonisten gleich sehr verbunden. Seine vielschichtige Situation, sein Handeln  auf verschiedenen Ebenen zwischen Normalität, Drogenmafia und Polizei fasziniert und die Autoren bringen dem Leser auch seine psychische Verfassung, seine Gedankengänge, seine Verzweiflung und auch Todesangst sehr nahe.

Faszinierend ist auch das sehr genau geschilderte kriminelle Milieu, die polnische Mafia, ihre brutale und radikale Vorgehensweise als auch die Situation im Hochsicherheitsgefängnis selbst. Hier scheinen die Autoren sehr genau die Situation vor Ort recherchiert zu haben. Für den Leser ist diese Umgebung sehr greifbar und auch schockierend beschrieben.


Figuren
An erster Stelle steht Piet Hoffmann, die zentrale Figur des gesamten Thrillers. Er wird sehr vielschichtig beschrieben. Seine Zerrissenheit zwischen den verschiedenen Welten, seine psychische Verfassung stehen im Vordergrund. Dennoch fällt es mir schwer, die Beweggründe für sein Handeln ganz zu begreifen. Warum geht er ein so großes Risiko ein, überschreitet seine Grenzen, die er sich ja selbst auch einmal gesetzt hatte, nämlich seine Familie zu schützen und nie mit hineinzuziehen? Es bleiben schon Fragen offen und auch sein unglaublich klug durchdachter Plan, der seine Vorgehensweise in der JVA schon vorab bis ins Kleinste festlegte, die ganzen Vorkehrungen, die er schon vor der Haft getroffen hat, sind etwas erstaunlich.

Als zweite Hauptfigur steht der ermittelnde Kommissar Ewert Grens im Focus. Nur noch wenige Jahre vor seiner Pension, zeigt er sich als Ermittler durch und durch. Ohne eigenes Privatleben, lassen ihn die ungelösten Fälle nicht los und er verbringt manche Nacht mit Grübeln und Nachforschen auf eigene Faust. Seiner Hartnäckigkeit ist es aber dann auch zu verdanken, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Er wird etwas skurril und eigenbrötlerisch beschrieben, auch in der Trauer um seine Frau und Partnerin Anni, an deren Schicksal er sich schuldig fühlt.

Die Hauptagierenden der schwedischen Polizei, die „Paula“ ins Leben rufen und ihre Dienste in Anspruch nehmen, sie dann aber gnadenlos fallen lassen, sind sehr überzeugend dargestellt. Sie bewegen sich in einer Grauzone, einerseits gefangen in ihren Positionen, den Machtstrukturen, andererseits wohl wissend um ihre Schuld, ihre Skrupellosigkeit und dass sie Grenzen überschritten haben. Erik Wilson, der direkte Kontaktmann zu Paula, der sie über Jahre auch betreut und aufbaut, gerät genau in diesen Zwiespalt am Ende. Soll er alles weiter vertuschen, alles laufen lassen oder verlangt sein Gewissen eine andere Entscheidung?

Auch der Gefängnisdirektor Lennart Oscarson wird sehr glaubwürdig beschrieben. Zunächst nach Vorgaben und Anweisungen blind handelnd, um seine Stellung besorgt, wird er im Verlaufe der Geschichte von seinen eigenen Entscheidungen eingeholt, als sein Kollege und Freund Martin Jacobson dadurch in Todesgefahr gerät.
 

Aufmachung des Buches
Das Buch ist ein großformatiges Taschenbuch und mit seinen 575 Seiten recht umfassend. Das Cover zeigt die in Feuer stehende Zahl Drei des Titels „3 Sekunden“ auf schwarzem Hintergrund und passt sehr gut zum eigentlichen Buch. Das Buch selbst ist in fünf Teile eingeteilt, diese wiederum in verschiedene Tage.


Fazit
„3 Sekunden“ ist ein Thriller, der unter die Haut geht, der fesselt und den man nicht mehr beiseite legen möchte. Schade, dass die Übersetzung hier und da einige Schwächen aufweist, dennoch kann ich ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.


4 Sterne


Hinweise
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