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Kategorie: Biografien

Eine wunderschöne Beschreibung Süditaliens: Wenn sich der Geruch des Meeres mit dem frisch gebackener Focaccia vermischt…
Nach zwanzig Jahren alte Freunde wiederzutreffen, ist ein merkwürdig beklemmendes, aber auch ein sehr schönes Ereignis. Nachts ist es immer ein ganz besonderes, vor allem in Bari. Da verwandelt sich die Provinzhauptstadt Apuliens in ein unwirkliches Kino des Gedächtnisses, in dem Gegenwart und Vergangenheit, Erinnerung und Einbildung sich vermischen. Da wird aus dem Mann, der sich keiner Illusion mehr hingeben will, wieder der drängende Student, der meint, dass im Leben alles möglich ist.

 

Eine_Nacht_in_Bari 

Originaltitel: Né qui né altrove. Una notte a Bari
Autor: Gianrico Carofiglio
Übersetzer: Viktoria von Schirach
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-442-47277-2
Seitenzahl: 189 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
Gianrico Carofiglio, der durch seine Bücher um den sympathischen Strafverteidiger Guido Guerrieri bekannt wurde, ist ein Kind Baris. In dem Autobiografischen Buch beschreibt er eine Kurzreise durch seine Kindheit und Jugend. Er nutzt hierfür ein Treffen mit zwei Freunden von früher und hinterlegt dieses Treffen mit einer Rundtour durch Bari. Dabei kommt er an vielen Schauplätzen seiner beziehungsweise ihrer Vergangenheit vorbei und verknüpft die aktuellen Geschehnisse gekonnt mit den Erinnerungen an früher. In fast schon philosophischer Weise erinnert er sich an damals, an sich und seine Gedanken und Gefühle, an die gute alte Zeit, die doch niemals wiederkommen wird. Seine Freunde, die eigentlich niemals richtig seine Freunde waren und die er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen oder getroffen hatte, halten ihm dabei oft einen Spiegel vor. Das Treffen wird immer mehr zu einer Aussprache nie gesagter Gefühle.
In fast schon schlafwandlerischer Leichtigkeit bringt Gianrico Carofiglio dem Leser seine Heimatstadt von heute und früher näher. Er beschreibt detailreich und mit einfachen, aber wirkungsvollen Worten die Unterschiede und Veränderungen und wird dabei fast melancholisch, als er feststellt, wie gut die Zeit war und wie leer die Zeit ist. Sein Schwerpunkt liegt auf dem Wandel, den die Stadt und er, aber auch seine Begleiter vollzogen haben. Er versucht, dem Leser zu erklären, was das Besondere an seiner Stadt ist und weckt durch viele malerische Beschreibungen von Orten und Szenen das Interesse an dieser südlichen Metropole. Den Freunden, Paolo und Giampiero, geht es dabei kaum anders. In den Vierzigern angekommen, fangen sie an, über ihr Leben und ihre Zukunft nachzudenken. Merken, dass sie nur noch vor sich her leben und eigentlich kein wirkliches Ziel mehr verfolgen. Und trotzdem sind sie noch nicht angekommen. Am Ende dieser Nacht, die durch viel seelisches Auf und Ab geprägt ist, sind die Freunde wieder im Hier und Jetzt angekommen und sind sich dabei einen Schritt näher gekommen.


Aufmachung des Buches
Das Cover zeigt in monochromen Blau- und Violetttönen eine Aufnahme von Baris Altstadt zur ‚Blauen Stunde’. Stimmig für ein Werk, das über die Nacht und Morgenstunden erzählt und die mediterrane Stimmung verbreiten will. Die knapp 200 Seiten liegen gut in der Hand und schließen mit der quasi schon obligatorischen Eigenwerbung am Schluss des Buches.


Fazit
Eine wundervolle Reise in die Vergangenheit, auf der Suche nach sich selbst. Mitreißend und atmosphärisch geschrieben, lädt dieses Buch zum Träumen und Nachdenken ein.


4 Sterne


Hinweise
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