Das Herz ist eine mächtige Waffe!
Im Reich Amberground herrscht ewige Nacht. Licht gibt es bloß in den Hauptstädten. Nur die tapferen Letter Bee halten die Verbindung zwischen den Bewohnern aufrecht. Sie sind die Einzigen, die in den Briefen die »Herzen« der Menschen überbringen und sich monströsen Insekten stellen, die in der Dunkelheit lauern …
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Originaltitel: Tegamibachi |
Die Grundidee der Handlung
Letter Bee erzählt die Geschichte Lag Seeings, der durch die Begegnung mit dem ‚Briefträger‘ Goos Suede motiviert wird, eines Tages selbst zu einem der Letter Bee genannten ‚Postboten‘ zu werden. Zugegeben hört sich dies nicht sonderlich spannend an, doch das ist es, was an der Welt liegt, in der Asada die Geschichte spielen lässt.
Diese trägt Steampunk-Züge, worauf unter anderem Kleidung und dampfbetriebene Lokomotiven schließen lassen, und verfügt über eine ihr eigene Gesellschaftsordnung, Historie, Geografie und sogar Religion. Auch Tiere und Pflanzen sind andersartig, so gibt es riesige Insekten, Gaichu genannt, die die Arbeit der Letter Bee des Öfteren zu einem gefährlichen Unterfangen machen. Diese wiederum verteidigen sich mit Waffen, die ihre Energie aus der Kraft des Herzen des jeweiligen Schützen beziehen, und werden von ‚Dingos‘ begleitet, die ihnen als Partner auf ihren Reisen zur Seite stehen. Faszinierend ist auch der Umstand, dass das Land Amberground, in dem die Handlung spielt, in ewiger Dunkelheit liegt. Nur über der Hauptstadt leuchtet eine künstliche Sonne. Damit bietet die Letter Bee-Welt viel Potential, schließlich gibt es genügend Aspekte, auf die während der Geschichten eingegangen werden kann.
Vorerst jedoch bietet der vorliegende Band nur einen Einstieg, der jedoch aufgrund der Originalität der konstruierten Welt Lust auf mehr macht und den Leser in die Geschichte einführt. Zudem wird die Motivation Lags, ein Letter Bee zu werden, dargestellt und das Zusammentreffen mit einzelnen Personen wie Niche wird erzählt, der im späteren Handlungsverlauf noch weitere Bedeutung zukommen wird.
Die Geschichte wird dabei so wiedergegeben, dass man ihr gut folgen kann. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man mit vielen Informationen über Amberground konfrontiert wird, was die Lektüre anfänglich ein wenig erschweren könnte. Zumeist werden die ‚Lerneinheiten‘ jedoch von ‚lockeren‘ Szenen abgelöst, was den Lesefluss fördert.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Bei Letter Bee handelt es sich um einen Manga, der von hinten nach vorne gelesen wird. Bis auf einige Farbseiten zu Beginn ist der Band monochrom gehalten und vermittelt durch kontrastreichen Schwarzweiß-Einsatz und seltenen ‚Grauzonen‘ die ewige Nacht gut. Die Hintergründe sind selten leer, zeigen jedoch oft den angesprochenen, stets herrschenden Nachthimmel oder Speedlines, die die Dynamik von Bewegungen verdeutlichen. Auch schneebedeckte Berglandschaften, Städte, Eisenbahnen, Karten, die Gaichu genannten riesigen Insekten oder Küstenlandschaften und Interieur sind im Hintergrund zu finden. Diesem wird mitunter besondere Detailliertheit verliehen, wenn Kakteen gruslige Gesichter bekommen oder eine Stadtansicht durch einen mit Blättern versehenen Ast gerahmt wird.
Die Gesichtszüge der Personen sind weich, Nasen und Kinnpartien also abgerundet gezeichnet. Die Charaktere sind ihrem Alter gemäß dargestellt, wobei die jüngeren mit größeren Augen versehen sind als die erwachsenen Akteure. Die Kleidung scheint – dem Steampunk-Genre gemäß – der Mode des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu entsprechen und die Letter Bee sind durch ihre Uniform und der dazugehörigen Schirmmütze mit der auf ihr abgebildeten Biene erkenntlich. Zur Welt, in der Letter Bee spielt, gehören auch mystische Wesen wie das drachenartige Geschöpf Maka, dessen Fleisch angeblich von Niches Mutter verzehrt wurde, aufgrund dessen ihre Tochter ein goldenes Schwert in sich verbirgt. Wie sich herausstellt, sind ihre blonden Haare diese Waffe und wenn sie sich in einen Kampf begibt, nehmen diese die Gestalt von Schwertklingen an. Zudem offenbart sich Niches Andersartigkeit auch in deren länglichen, schlitzartigen Pupillen. Auch die vorkommenden Tiere dienen der Konstruktion der Fantasywelt, allen voran die Gaichu, aber auch Roda, die einem Fuchs ähnelt oder Gash, ein pferdeähnliches Tier.
Stellenweise ist der Manga überzeichnet, wenn Lag weint, läuft ihm beispielsweise stark die Nase und dicke Tränen rinnen dann über sein Gesicht. Es erfolgt außerdem SD- und Chibi-Einsatz (überzogenen Veränderungen und/ oder Verniedlichungen der Figuren, um bestimmte Charaktermerkmale darzustellen). Die Panels erstrecken sich manchmal über zwei Seiten und sind linear angelegt, jedoch wird diese Aufteilung oft durch Speedlines, Charaktere oder Sprechblasen durchbrochen. Der Manga zeigt die Panels mit Ausnahme der Erinnerungen, die zumeist mit schwarzem Rahmen kenntlich gemacht werden, vor weißem Grund.
Der Text ist umgangssprachlich formuliert, greift jedoch die originalen japanischen Bezeichnungen von Waffen (z.B. Shindan-Ju) oder Kampftechniken (z.B. Kurobari) auf. Soundwörter werden zumeist übersetzt und die Übertragungen neben die Schriftzeichen des Originals gesetzt. Durch Punkte am Anfang und Ende werden Worte markiert, deren Verwendung ein bestimmter Sinn zugrunde liegt und die wohl metaphorisch zu verstehen sind, wie beispielsweise das Herz oder die Briefe.
Die in Groß- und Kleinbuchstaben gesetzte Schrift ist gut lesbar und wird zur Hervorhebung besonders bedeutsamer Aussprüche oder zur Kenntlichmachung von Gerufenem fett und/ oder in einer größeren Schrifttype gedruckt. Auch die Setzung mehrerer Satzzeichen, beispielsweise "!!!" oder "?!" verdeutlicht Aussagen mit besonderer Bedeutung. Geschrienes wird in gezackten Sprechblasen wiedergegeben, während normal Gesprochenes in den gewohnten ovalen daherkommt. Dabei wird in manchen Situationen über mehrere Panels hinweg kein Wort gesprochen (beispielsweise während der Action- und Kampfszenen), andere hingegen sind relativ textlastig, zum Beispiel, wenn ein Sachverhalt erklärt wird.
Aufmachung des Manga
Auf dem Cover von Letter Bee befindet sich Lag Seeing im Vordergrund und hinter ihm Goos Suede und dessen Dingo Roda, sowie alle drei mit dem Rücken zum Betrachter gewandt im Hintergrund. Der Titel ist in einem Schriftzug mit der Bienensilhouette neben dem L und den als Halbkreisen fortgeführten T-Strichen gedruckt. Wie das Bild auf der Rückseite, das ein Kirchenfenster mit einer Art Maria-Darstellung zeigt, ist die Coverabbildung in Blau- und Violetttönen gehalten und von einem schwarzen Rahmen umrandet.
Das Motiv der Hinterseite findet sich als letzte von vier Farbseiten am Anfang des Mangas wieder, ist dort jedoch – auch im Kontrast zu den anderen Farbseiten, bei denen wie auf dem Cover und der Buchrückseite kalte Farben dominieren – in Gelb- und Grüntönen wiedergegeben. Während auf der ersten Seite der Einstieg in die Geschichte erfolgt, zeigen die folgenden zwei eine doppelseitige Illustration. Auch bei den Farbseiten findet sich die bekannte schwarze Umrandung und sowohl Inhaltsverzeichnis als auch die Kapitelillustrationen sind kontrastreich auf dunklem Grund wiedergegeben, ebenso eine Art Glossar am Ende des Mangas, der im Inhaltsverzeichnis gar keine Erwähnung findet, doch dem Leser einen hilfreichen Überblick über die Welt von Letter Bee vermittelt und vier Seiten umfasst.
Fragliches wird mit Sternchen versehen auf der entsprechenden Seite erklärt und mit besonderen Bedeutungen belegte Wörter wie •Herz• und •Brief• werden von einem Punkt auf mittlerer Höhe am Anfang und am Ende markiert. Verwirrend ist die Auszeichnung der Altersgruppe, die auf der Bandrückseite mit 15 Jahren, auf der Verlagshomepage aber als ab 13 Jahren angegeben ist.
Fazit
Letter Bee 1 bietet den Einstieg in eine faszinierende Welt, die zeichnerisch beeindruckend umgesetzt ist und die allgegenwärtige Nacht mittels kontrastreicher Illustrationen wiedergibt. Aufgrund der vielen Informationen, die dem Leser gegeben werden, könnte die Lektüre anfangs jedoch etwas schwieriger sein, erhält aber dadurch, dass diese Erklärungen in die Handlung eingebunden sind, den Lesefluss zumeist gut aufrecht.
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