Smaller Default Larger

Als der junge Schriftsteller Bram Stoker den Archivar des British Museum in London aufsucht, macht dieser ihm eine fürchterlichte Enthüllung über die historische Figur Vlad Tepes, den Pfähler …

Der Romancier beginnt danach mit dem Verfassen seines Kultromans Dracula, in dem der junge Jonathan Harker zum Opfer des Prinzen werden wird …

Pascal Croci kreiert mt seiner subtilen Farbgebung eine Atmosphäre, die unter die Haut geht. Er schuf eine vibrierende Hommage an die fantastische Literatur und den Vampirfilm – kühl wie der Schnee in den Karpaten und düster wie die Wintersonnenwende auf Schloss Bran. Ein Grusel-Schmuckstück … nicht nur für Comicfreunde!

 

Dracula_Croci 

Originaltitel: Dracula édition intégrale: Dracula, le prince valaque Vlad Tepes & Dracula, le mythe racontè par Bram Stoker
Autor: Pascal Croci
Übersetzer: Uwe Löhmann
Illustration: Pascal Croci & Francoise-Sylvie Pauly
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 10/2010
ISBN: 978-3-7704-3427-5
Seitenzahl: 160 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht’s zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Der Comicband teilt sich in zwei Bücher: In dem 1. Buch behandelt Pascal Croci das Leben der historischen Figur Vlad Tepes, verpackt in die Geschichte eines fiktives Treffens von Bram Stoker und einem Archivar. Er berichtet von den Grausamkeiten des Prinzen, die sich zunächst im Krieg gegen die einfallenden Türken, kurz darauf aber auch gegen die kritische Bevölkerung richteten. Demgegenüber ist das 2. Buch eine Comic-Adaption und Interpretation von Bram Stokers weltberühmten Roman „Dracula“. Hier konzentriert er sich auf drei Passagen, erzählt in den Karpaten aus Jonathan Harkers, in Whitby aus Mina Murrays und bei der Jagd auf Dracula aus Van Helsings Sicht. Herausgekommen ist ein Comicband, für den sich nicht nur Fans von Stokers „Dracula“ zu begeistern wissen, sondern vielmehr ein Gruselwerk mit fein herausgearbeitetem Flair.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Eine ganzseitige Zeichnung von Schloss Bran, unterlegt mit einem Zitat aus Stokers Roman „Dracula“,  begrüßt den Leser. Immer wieder nutzt Pascal Croci dies als Stilmittel, um seinen Arbeiten, die sich über die volle Seite erstrecken, reichlich Raum zur Entfaltung zu bieten. Der Beginn des 1. Buches präsentiert sich in diesem Format, zieht den Blick tief in einen verschneiten Friedhof und lädt ein, etwas zu verweilen und die vielen Einzelheiten der reich verzierten Grabsteine, der Statuen und der Gruft im Hintergrund in sich aufzunehmen. In Landschaftsausschnitten zeigt Croci realitätsnah die wilde Schönheit, aber auch das raue Umfeld der Karpaten. So zeichnet beispielsweise Seite 42 ein Tal, umgeben von schroffen Bergen, deren Einzelheiten sich in der Ferne verlieren, während auf einem nahen Felsen eine beeindruckende Burgruine thront und über die karge Gegend wacht. Wie meisterhaft Croci mit Tusche und Farben umgeht und Atmosphäre aufzubauen versteht, kann man auf dem exzellenten Gemälde Vlad Tepes auf Seite 51 bestaunen – düster, aber reich an feinsten Einzelheiten, ist es im Grunde schade, dass es von vier Sprechblasen überlagert ist.
Hervorragend sind auch architektonische Begebenheiten umgesetzt. Das fein herausgearbeitete Innere der Kirche, in der Tepes den Armen Essen bietet, ist wunderschön gezeichnet. Astrein ausgearbeitet sind auch immer wieder die Perspektiven aus der Burg. Ob nun in Sälen oder auf dem Hof, die bedrohlich herab geneigten Wasserspeier sind fast allgegenwärtig und unterstreichen die ernste Stimmung.

Die Art, mit der die Figuren zu Papier gebracht sind, ist eigen, die Blicke von Menschen und Pferden oft grimmig, wild und gereizt, und doch üben Crocis Charaktere ihren Reiz auf den Leser aus. So manches Portrait des Herrschers, so z.B. das letzte Bild auf Seite 35 oder Seite 43, lassen seine Härte und Grausamkeit allein aus den Augen und den Gesichtszügen ablesen. Die Gefühle, ob nun Angst, Wut oder Verzweiflung, sind immer gut aus den Gesichtern abzulesen.

Pascal Croci versteht es, in seinen Bildern eine unheilvolle Atmosphäre aufzubauen. Der Leser sollte hierbei besonders auf die Schatten achten, die sich über den Boden und die Wände bedrohlich nähern. Interessant ist der Künstler im 2. Buch vorgegangen: Die drei Vampirinnen, die sich auf Harker stürzen, werden gezeigt, nicht jedoch der Graf selbst. Begleitet werden die Illustrationen hier von Auszügen aus Harkers Tagebuch. Die Anwesenheit des Grafen wird einerseits durch gruselige Schatten an der Wand, auf die es zu achten gilt, andererseits durch seine Worte in Sprechblasen angedeutet. Dies unterstreicht gekonnt den übernatürlichen, unwirklichen Charakter.

Dem wahren Fan von Bram Stokers Dracula fällt jedoch auf, das sich Croci im 2. Buch immer mal widerspricht. Neben Dracula werden auch die Vampirinnen durch Schatten entsprechend betont, um die Atmosphäre zu verdichten, dies passt jedoch nicht zu dem Stokers Roman entnommenen Tagebucheintrag: „In dem Moment, als ich sie erblickte, glaubte ich zu träumen, denn sie warfen keinerlei Schatten auf den Boden.“ Ein anderes mal zeichnet er eine schaurige Grimasse, die einen Türklopfer in den Zähnen hält (S. 98), obwohl er sich noch 13 Seiten zuvor auf einen weiteren Textausschnitt des Romans bezog: „Da stand ich nun, ohne zu wissen, was ich tun sollte. Es gab weder eine Glocke noch einen Türklopfer.“ Die Erklärung dürfte sich darin finden, dass es dem Grafiker hier mehr auf die Schaffung der bedrohlichen Stimmung ankam. So passten auch nicht die Winterbilder von Whitby, auf denen es teilweise schneite, er aber aus Stokers Roman zitierte, dass es so warm sei, dass sich Lucy bei ihrem nächtlichen Schlafwandel nicht erkälten könne.


Aufmachung des Comics
Die Aufmachung des fest gebundenen und ungefähr im Din A4 Format gehaltenen Comicbandes ist wunderschön und hat mich direkt angesprochen. Auf tiefvioletten Grund ist monochrom die Statue eines Engels gezeichnet, in ihrem linken Arm hält sie den ersten Buchstaben des in einer mittelalterlichen Schriftart und mattgold gedruckten Namenszuges „Dracula“. Während sich der Buchrücken mit tiefem Schwarz absetzt, findet sich auf der Buchrückseite die ebenfalls in mattgold gedruckte Zusammenfassung auf dem gleichen Violettton. Schwarzes Vorsatz-Tonpapier eröffnet und beendet den Comic.

Abgerundet wird das Ganze durch umgangreiche Anhänge mit teils unveröffentlichten Skizzen, Fotos aus Rumänien und Whitby sowie Berichten und Begründungen zur Arbeitsweise von Pascal Croci.


Fazit
Schaurig-schön und mit einer sehr dichten Atmosphäre erzählt Pascal Croci einerseits über die historische Figur Vlad Tepes, anderseits adaptiert er Bram Stokers „Dracula“ in das Medium Comic. Seine Tuschearbeiten sind dabei zwar eigenwillig, aber von wunderschöner Machart – ein Augenschmaus.


4 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo