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Kategorie: Comedy

Der märchenhafte Aufstieg des Yosuke Mikura endet mit einer Schreibblockade, als Barbara ihn verlässt. In seiner Verzweiflung geht Mikura an seine Grenzen und darüber hinaus, er zwingt Barbara zurück an seine Seite, und das Paar beginnt, sich gegenseitig zu zerfleischen – fast bis hin zum Kannibalismus, dem ultimativen Liebesakt.
In einem letzten Aufbäumen, sterbend bringt Mikura sein Meisterwerk zu Papier. Es trägt den Titel: Barbara. 

 

 

Originaltitel: Barubora
Autor: Osamu Tezuka
Übersetzer: Tsuwame, Resel Rebiersch
Illustration: Osamu Tezuka
Verlag: Schreiber & Leser - shodoku
Erschienen: Oktober 2010
ISBN: 978-3-941239-50-0
Seitenzahl: 232 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Aus Barbara und Yosuke Mikura ist nun wirklich ein Paar geworden, doch in geordneten Bahnen verläuft das Leben des Schriftstellers deshalb noch lange nicht. Barbara verstrickt ihn nach wie vor in die absonderlichsten Situationen. Bei hohem Erzähltempo verwandelt sich Mikuras Leben mehr und mehr zum Horrortrip. Dachte er noch in Band 1, Barbara sei die Reinkarnation einer Muse der altgriechischen Mythologie und hauptverantwortlich für seinen schriftstellerischen Höhenflug, so verhärtet sich diesmal zunehmend der Verdacht, er hätte es mit einer hinterhältigen Hexe zu tun, die mit Voodoo-Zauber nach seinem Leben trachtet.

Bis zuletzt hält einen die brillant erzählte, aber doch sehr verstörende Geschichte in Atem. Während dem Lesen ist man auf absolut alles gefasst und hat keinen Schimmer, wie das Ganze enden wird. Denn offen gestanden, ließ ich mich von dem im Klappentext erwähnten Tod Mikuras nicht beirren und rechnete fest damit, Osamu Tezuka halte für den Schluss noch einen Trumpf im Ärmel. Ob ich mit meiner Vermutung richtig lag, muss natürlich jeder selbst herausfinden.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Weit mehr als im ersten Band beeindruckt Tezuka mit einem vielschichtigen, reifen Zeichenstil. Der karikierte Strich und die verzerrten Darstellungsformen wiederholen sich auch hier wieder, doch hält der Ausnahmekünstler diesmal noch einiges mehr für den Leser aus seiner Trickkiste bereit:

Die in den Hintergründen häufig auftauchenden psychedelischen Wellenlinien und Kringel sind zwar eine bezeichnende künstlerische Darstellungsform der frühen 1970er Jahre, in der Barbara entstand, genauso unterstreichen sie aber auch optisch hervorragend den aufwühlenden, grotesken Inhalt dieses Bandes, der von den eingeflochtenen mystischen und surrealen Elementen herrührt. Als in Mikura der erste Verdacht aufkommt, Barbara sei eine Hexe, treten in Begleitung seiner wirren Gedanken schauderhafte, mystische Bilder und Symbole in Erscheinung, die nicht nur Mikura Böses ahnen lassen. Man sieht vorchristliche Zauberrelikte, Folterkammern, nackte Hexen, die auf Besen reiten, Hexer und Magier in Ausübung von geheimnisvollen Ritualen usw. Im nächsten Kapitel gerät man dann zusammen mit Mikura mitten hinein in eine geheim abgehaltene „Körperweihe“ tief unter der Erde, bei der ein Magier Beschwörungsformeln murmelt, magische Riten abgehalten werden und sogar ein Tier geopfert wird.

Ebenso versetzt der Mangaka das Setting gleich zweimal aus der Großstadt in die einsame Bergwelt und überzeugt mit zwei total gegensätzlichen Szenarien. In Kapitel 10 befinden sich Mikura und Barbara in den Bergen zum Skifahren. Der weitläufige Blick über die friedliche, verschneite Gebirgslandschaft mit ihren breiten Pisten, schroffen Felsen und Nadelbaum-Grüppchen erinnert in seiner realistischen, punktgenauen Wiedergabe an Jiro Taniguchis Gipfel der Götter. Gewaltig, abweisend und beängstigend dagegen präsentieren sich die Berge in Kapitel 14. Ein Blick von oben in den dampfend-brodelnden Schlund des zerklüfteten Vulkanbergs Aso leitet das Kapitel ein und verheißt nichts Gutes. Eine abgeschiedene Gebirgshütte soll für die nächste Zeit Mikuras neues Zuhause sein, doch statt Erholung und Muße erwartet ihn ein Kampf um Leben und Tod. Die Bilder des Dramas, das sich dort abspielt, könnten eindringlicher und verstörender nicht sein – für mich persönlich der Höhepunkt dieses Bandes.

Auch in diesem Teil stechen wieder die langgezogenen, schrägen und mosaikförmig angeordneten Panels ins Auge. Ebenso bietet die Textdarstellung in und außerhalb der Sprechblasen nichts Neues. Das Lesen erfolgt in westlicher Richtung, also von links nach rechts, da speziell für die deutsche Ausgabe die Zeichnungen gespiegelt wurden, somit ebenfalls analog Band 1.


Aufmachung des Manga
Der 2. Band ist wieder in feinster Aufmachung verlegt. Im Großformat, robuster fadengebundener Klappenbroschur und mit dickem Papier kommt der Manga sehr edel daher. Im Anhang befindet sich das Glossar, ein Nachwort des Lizenzgebers Tezuka Productions sowie ausführliches Bonusmaterial von Schreiber & Leser, in dem weitere Titel der Reihe shodoku vorgestellt werden.
Das Titelbild zeigt die Hauptfigur Yosuke Mikura, ein Glas Hochprozentiges in der Hand haltend. Sein unrasiertes Gesicht, die bekümmerte Miene und die dunkle Sonnenbrille sprechen für sich, da braucht es keine weiteren Erklärungen, um zu wissen, wie es um ihn in diesem Band steht.


Fazit
Auch der zweite und letzte Teil von Barbara war wieder ganz nach meinem Geschmack: tempo- und einfallsreich, in sich stimmig und anspruchsvoll, mit einem reifen, vielschichtigen Zeichenstil. Das nenne ich glänzende Unterhaltung auf höchstem Niveau!
Die 2-teilige Miniserie ist eine unbedingte Kaufempfehlung für Erwachsene, die nach ausgefallener, anspruchsvoller Manga-Lektüre abseits des Mainstream suchen.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
- Band 1