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Island – Insel der Vulkane und Trolle. Professor Agnar Haraldsson ist begeistert über seine jüngste Entdeckung: die verschollene Handschrift einer Saga über einen magischen Ring. J.R.R. Tolkien soll von ihr zu seinem epochalen Werk Der Herr der Ringe inspiriert worden sein. Doch schon bald findet man die Leiche des Wissenschaftlers in einem See. Ein weiteres Opfer des angeblich todbringenden Rings? Der Ermittler Magnus Jonson glaubt nicht an faulen Zauber. Doch auch ihm trachtet man nach dem Leben …

 

  Originaltitel: Where The Shadows Lie 
Autor: Michael Ridpath
Übersetzer: Andrea Fischer
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: 08/2010
ISBN: 978-3455402650
Seitenzahl: 384 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Magnus Jonson ist zwar gebürtiger Isländer, lebt aber seit seiner Jugend in den USA. Der Polizist soll in einem großen Verfahren als Zeuge aussagen. Nach mehreren Anschlägen auf sein Leben nutzt Magnus‘ Chef die Gelegenheit, ihn in Island in Sicherheit zu bringen und gleichzeitig die Bitte der Isländer nach polizeilicher Unterstützung zu erfüllen. Kaum in Reykjavik angekommen, wird Magnus mit einem der selten vorkommenden Morde konfrontiert und soll die örtliche Polizei bei der Aufklärung beraten. Zwar gerät er schnell mit dem eigentlich zuständigen Ermittler aneinander, der sich nicht reinreden lassen will in seine Ermittlungen, aber nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Professor Haraldsson offenbar auf ein bisher unbekanntes Schriftstück gestoßen ist, dessen Verkauf der Familie, der es gehört, eine Unsumme an Geld einbringen würde. Hat der potentielle Käufer versucht, illegal an das Schriftstück zu kommen? Gibt es den von Tolkien beschriebenen Ring wirklich und wer hat ihn? Neben diesen Fragen muss sich Magnus Jonson außerdem um seine Lebensgefährtin in Amerika sorgen, denn der sind seine Feinde auf den Fersen, um ihn zu finden …

Natürlich ist die Grundidee dieses Thrillers etwas Besonderes, wer wollte nicht immer schon wissen, was Tolkien zu seinem Der Herr der Ringe inspirierte? Vollkommen logisch fügt der Autor die Einzelteile zu einer komplexen Geschichte zusammen, deren Auflösung zwar ein bisschen übertrieben daher kommt, die aber ansonsten durchaus Lust auf weitere Fälle für Magnus Jonson macht


Stil und Sprache
Wie man schon sieht, geschieht eine ganze Menge in diesem Thriller, der zwar überwiegend in Island spielt, gelegentlich aber auch kurz in die USA abschweift, um die dortigen Vorgänge zu beleuchten. In Boston beginnt auch alles - nach einem kurzen Abschnitt, der Professor Haraldssons letzte glückliche Momente schildert, steckt man direkt mit Magnus Jonson fest in einer Falle, die seine Gegner ihm gestellt haben. Rasant zieht Michael Ridpath seine Leser in den Bann und lässt sie so schnell nicht mehr los. Dabei gelingt ihm der Tempowechsel zwischen der Großstadt Boston und dem (vordergründig) friedlichen Reykjavik perfekt, man kann förmlich zusammen mit Magnus Jonson einen Gang herunterschalten und im fremdartigen Island ankommen. Dabei kommt so viel Atmosphäre beim Leser an, dass man eigentlich direkt einen Flug buchen möchte, um den nächsten Urlaub in dieser großartigen Landschaft zu verbringen.

Überwiegend erzählt Ridpath aus Magnus Sicht, und obwohl er die dritte Person verwendet, ist man Magnus als Leser sehr nah, da dieser seine Gedanken immer teilt. Trotz manchmal etwas verschachtelter Sätze ist die Geschichte leicht zu lesen, geradezu erfrischend ist auch, dass Michael Ridpath nicht in die gerade bei Thrillern so verlockende Falle tappt, zwar temporeich, aber eben hastig und einfach zu formulieren. Ein bisschen literarischer Anspruch tut diesem Buch gut und macht es einem leicht, es nicht nur als „Zwischendurch“-Lektüre schnell wegzulesen, sondern länger im Gedächtnis zu behalten.


Figuren
Magnus Jonson, Held dieser neuen Reihe, ist eigentlich gar kein Held. Der spektakuläre Fall, in dem er als Zeuge aussagen soll, hat sich ihm eher zufällig offenbart und so ist er ausgesprochen sauer, als er deswegen nach Island gehen soll. Obwohl er geborener Isländer ist, ist ihm vieles im Land und bei den Menschen, denen er begegnet, fremd. Nur mühsam kann er sich zum Beispiel damit arrangieren, dass er keine Waffe tragen darf. Er ist erfrischend normal dargestellt, kein brutaler, mit allen Wassern gewaschener Großstadtbulle, sondern sensibel und mit kleinen Macken behaftet. Er macht Fehler und stellt sich nicht immer hochgradig geschickt an, das allein schon macht ihn rundum sympathisch. Ein vielschichtiger Protagonist, der noch viel Entwicklungspotential bietet …

So viel Wert der Autor offenkundig auf seine Hauptfigur gelegt hat, so sehr vernachlässigt er leider das Drumherum. Die anderen Figuren dieses Thrillers bleiben allesamt ein wenig blass, zum Beispiel wird nicht klar, welche Motive Magnus‘ isländischer Kollege Baldur hat, ihm immer wieder Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Da bleiben nicht bei ihm, sondern auch bei einigen anderen Nebenfiguren bis zum Schluss Fragen offen, die den Leser etwas unbefriedigt zurücklassen. Zwar sind diese zum Verständnis der Handlung nicht unbedingt wichtig, dennoch fand ich es ein bisschen ärgerlich, am Ende nicht alles geregelt zu wissen. Aber wer weiß, vielleicht braucht der Autor noch Stoff für die Fortsetzung, in der dann hoffentlich etwas mehr Tiefe auch in diese Charaktere kommt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag zeigt auf der Vorderseite eine isländische Landschaft: grüne Berge und ein schlichtes weißes Haus unter dunklen Wolken. Autorenname und Titel sind in Weiß bzw. hellem Grün sehr groß gedruckt. Innen gibt es 38 durchnummerierte Kapitel. Angesichts der vielen verschiedenen Orte auf Island, an denen die Handlung spielt, wäre eine Karte ein nettes Beiwerk gewesen, darauf wurde aber leider verzichtet.


Fazit
Thematisch ein ganz anderer Thriller, die Verquickung einer alten Saga mit dem Werk Der Herr der Ringe ist schon ziemlich gewagt, aber auch äußerst spannend. Ob das Besondere an diesem Serienauftakt sich bewahren lässt, wird sich zeigen. Der erste Fall für Magnus Jonson ist jedenfalls eine gelungene Abwechslung im Thriller-Einerlei mit viel Atmosphäre und einem facettenreichen Protagonisten. Für Freunde „exotischer“ Schauplätze ein Muss!


4 Sterne


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