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Es gibt ein Land, in dem die Menschen fast gar nicht reden. In diesem sonderbaren Land muss man die Wörter kaufen und sie schlucken, um sie aussprechen zu können. Der kleine Paul braucht dringend Wörter, um der hübschen Marie sein Herz zu öffnen. Aber wie soll er das machen? Denn für all das, was er ihr gerne sagen würde, bräuchte er ein Vermögen …

 

Die_grosse_Woerterfabrik 

Originaltitel: La grande fabrique de mots
Autor: Agnès de Lestrade
Übersetzer: Anna Taube
Illustrationen: Valeria Docampo
Verlag: mixtvision
Erschienen: 01.06.2010
ISBN: 978-3-939435-26-6
Seitenzahl: 40 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In einem Land, in dem jedes ausgesprochene Wort zunächst gekauft und geschluckt werden muss, wird nicht viel geredet. Doch Paul möchte Marie zu ihrem Geburtstag gerne sagen, wie furchtbar lieb er sie hat. Diese Worte sind allerdings so teuer, dass er sich diese nicht leisten kann – ganz im Gegensatz zu Oskar, der Marie gleich zwei ganze Sätze sagt, deren Inhalt Paul alles andere als gefällt. Wie kann er Marie deutlich machen, wie sehr er sie mag?

Die Geschichte kommt leise daher und weiß gerade dadurch zu überzeugen. Kindgerecht aufgemacht, stiehlt „Die große Wörterfabrik“ sich auch in das Herz erwachsener Leser und so möchte man das Buch direkt wieder von vorne beginnen, sobald man es zugeschlagen hat.


Darstellung und Umsetzung der Bildgeschichte
Mit einem eigenwilligen, dabei aber sehr ansprechenden Zeichenstil wird der Leser bzw. Betrachter in das sonderbare Land mitgenommen, in dem man die Wörter erst kaufen und schlucken muss, bevor man sie aussprechen kann. Da gibt es Koseworte, Wünsche und Böse Wörter zu kaufen – sofern man das nötige Geld besitzt. Überall begegnen dem Betrachter Buchstaben und Worte – auf Schildern, Anziehsachen und Handtaschen, auch fliegen einzelne Buchstaben und Wörter durch die Luft oder landen im Müll. Nur aus den Mündern der Bewohner des Landes sieht man fast nie ein Wort kommen.

Die meisten Figuren sind liebevoll dargestellt, andere werden unscheinbar anonym wiedergegeben, was jedoch zur Geschichte passt. Die Illustrationen erstrecken sich stets über eine Doppelseite und zeigen viele Details, ohne dabei überfrachtet zu sein. So wird das Auge nicht vom Wesentlichen abgelenkt, dennoch gibt es viel zu entdecken, wenn man sich Zeit für die Bilder nimmt.
Wenige kurze Sätze begleiten die einzelnen Bilder, wobei die Schriftgröße variiert, was nicht nur einzelne Wörter hervorhebt und betont, sondern auch für Dynamik sorgt. Überhaupt wird mit der Typografie gespielt, denn Oskars Worte kommen laut und dröhnend daher, was durch eine besonders große Schrift dargestellt wird. Pauls liebevoll ausgesprochene Worte dagegen sind in Schreibschrift abgedruckt und schweben wie auf Wellen durch den Raum zu Marie.

Vor allem Brauntöne dominieren die Illustrationen, wobei hier und da eine rote Mütze oder rote Schürze herausstechen. Die Farbgebung passt zur Stimmung bzw. zum Charakter der jeweiligen Figur. Die große Wörterfabrik beispielsweise wirkt schmutzig und unheilverkündend, wodurch eine düstere Atmosphäre aufgebaut wird. Doch zum Ende hin wandelt sich das bedrückende Braun zu einem freundlichen Rot-Orange …


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist quadratisch und bietet so viel Platz für die enthaltenen Illustrationen. Das Cover ist passend zur Geschichte gestaltet: Der düstere Schatten der großen Wörterfabrik nimmt einen Großteil des Bildes ein, daneben steht Paul mit seinem Schmetterlingsnetz im hellen Teil des Bildes und strahlt etwas Ruhiges, Sympathisches aus. Eine gelungene Gestaltung für ein tolles Buch!


Fazit
Die große Wörterfabrik“ ist eine wunderschöne Geschichte - nicht nur für die angesprochene Zielgruppe ab 3 Jahren - und zeigt, dass kleine Gesten wertvoller sind als viele Worte. Bezaubernde Bilder in Verbindung mit kurzen Texten machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.


5 Sterne


Hinweise
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