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Und so hörte er die Warnung:
Öffnet die Portale nicht, bevor ihr nicht stark genug seid. Schreckliches zu ertragen, Die Portale selbst sind nicht böse. Aber sie tragen das Böse in sich. Glaubt nicht, was ihr seht, sei reine Illusion. Dort, wo ihr seid, ist immer das Jetzt. Und: Alle Arten von Pforten führen stets mitten hinein in die Gefahr.

Eigentlich will Henry York nur herausfinden, wer seine wahren Eltern sind – und so öffnet er erneut das unheilvolle Hauptportal der 100 Pforten. Doch die Gefahren, die dahinter lauern, sind um ein Vielfaches schrecklicher, als er es in seinen kühnsten Träumen erwartet hätte …

 

Der_Fluch_der_100_Pforten 

Originaltitel: 100 Cupboards # 2 - Dandelion Fire
Autor: N.D. Wilson
Übersetzer: Dorothee Haentjes
Verlag: cbj
Erschienen: 19.04.2010
ISBN: 978-3-570-13509-9
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Henry will unbedingt herausfinden, wer seine richtigen Eltern sind. Doch dafür muss er erneut das Hauptportal der 100 Pforten öffnen, um sich auf die Suche nach Antworten in fremde Welten zu begeben. Als er Henrietta endlich dazu bekommt, ihm das Versteck des Schlüssels für das Zimmer ihres Großvaters zu verraten, passiert etwas Seltsames: Mitten im Gewitter entdeckt Henry einen harmlosen Löwenzahn. Kurz darauf findet er sich im Gras wieder, eine Brandwunde an der Hand. Ist er vom Blitz getroffen worden? Als er wenig später in seinem Bett aufwacht, kann er nichts mehr sehen, seine Augen sind mit einer seltsamen Flüssigkeit verklebt. Doch im Krankenhaus sagt man, dass Henrys Blindheit psychisch bedingt ist. Nachts – wieder in seinem eigenen Bett – träumt er seltsame Dinge, die viel zu real erscheinen und doch keinen Sinn für ihn ergeben. Nach wie vor will Henry seine Eltern finden – auch wenn er sich blind in die Fremde begeben muss. Doch die Gefahren, die schon bald nicht nur ihm, sondern auch seinem Onkel, seiner Tante und nicht zuletzt seinen Cousinen und einem Dorfpolizisten begegnen werden, übersteigen seine Vorstellungskraft um Längen.


Stil und Sprache
Sofern das Lesen des ersten Bandes schon eine Weile zurück liegt, muss man zunächst wieder in die Geschichte hinein finden; dezente Rückblicke, geschickt in den Text eingeflochten, helfen dabei. In einer modernen, flotten und dem Lesealter angemessen einfachen Sprache, die dabei aber nicht erzwungen jugendlich wirkt, entführt N.D. Wilson seine Leser in die Welt hinter den Pforten. Schöne, nicht selten überaus treffende Vergleiche, sorgen für eine bildhafte Sprache, wie zum Beispiel auf Seite 143: „Er [Darius; Anm. der Redaktion] war wütend wie eine Wespe, aber er war um einiges größer und bösartiger als eine Wespe.“
Als Henry plötzlich nicht mehr sehen kann, nimmt er die Welt und die ihn umgebenden Geräusche anders wahr; dies bringt der Autor dem Leser gekonnt nahe, ebenso wie Henrys Ängste. Es fällt leicht, mit ihm zu fühlen und die Welt so wahr zu nehmen, wie Henry es nun tut. Immer wieder trifft man jedoch auch auf Wortwiederholungen, die durchaus vermeidbar gewesen wären. Wo der Autor manche Details bzw. Begebenheiten zu ausführlich darstellt, gibt er andere wiederum so knapp wieder, dass keine Atmosphäre aufgebaut werden kann. Hier fehlt es an Ausgewogenheit und dem Blick für das Wesentliche.

Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben. Dieser beschränkt sich zumeist auf die Sichtweise einer der Figuren, lässt aber selten auch eigene Erklärungen fallen. Jeder Handlungsstrang für sich ist durchaus spannend, Cliffhanger am Kapitelende locken den Leser direkt weiter in das Geschehen hinein und sorgen für einen meist recht straffen Spannungsbogen – auch wenn man größtenteils vergebens auf Fingernägel-kauende Spannung wartet.
Mit dem Fortschreiten der Geschichte wird selbige immer mysteriöser und so wächst nicht nur Henrys Neugier, wer seine richtigen Eltern eigentlich sind, sondern auch der Leser verspürt immer mehr den Drang, hinter das Geheimnis zu kommen. Nicht selten wirkt die Geschichte allerdings wirr und zusammenhanglos, dann fügen sich wiederum Einzelheiten zusammen und ergeben nach und nach ein Bild. Dennoch verliert man beim Lesen ab und zu den Überblick, sucht den roten Faden, um sich daran entlang hangeln zu können – und fragt sich, wie ein 10-jähriger Leser dies bewerkstelligen soll.

Ein spannendes, turbulentes und nicht unbedingt vorhersehbares Finale schließt den zweiten Band rund um die 100 Pforten ab und man darf gespannt sein, wie es im dritten Band weiter geht.


Figuren
Henry ist die Hauptfigur und er ist „Normal. Normal wie ein Löwenzahn“ (Seite 81). Doch was ist er, wenn ein Löwenzahn magisch ist? Und so muss er feststellen, dass an ihm viel mehr ist, als an einem normalen Junge, ja sogar viel mehr als an den meisten weniger normalen Jungen. Richard, Henrys treuer Begleiter, sagt auf Seite 64 über ihn: „Ich habe in äußerster Gefahr an seiner Seite gestanden. Oder vielmehr hinter ihm als neben ihm. Und er wurde nicht panisch oder täuschte vor, blind zu sein. Er tat, was die Situation erforderte.“ Henry entwickelt sich im Verlauf der Handlung weiter und schließlich ist er keiner mehr, der aus Angst davonläuft. Ihm und Henrietta stehen bei ihren – zunächst getrennt voneinander verlaufenden - Abenteuern Helfer zur Seite: die einen freundlich und zuvorkommend, die anderen eher egoistisch und unfreundlich. Und so ist nicht jeder Weg, den sie einschlagen, zwangsläufig der richtige und sie stolpern nicht selten von einer Gefahr in die nächste.

Henrys Gegenspieler ist Darius (Geburtsname Fred), der siebte Sohn eines Priesters und in der Lage, in die Träume anderer einzudringen, in deren Nähe er sich befindet. „Darius hatte seinen Vater gehasst und im Verlauf der sehr langen Zeit, in der er ihn gehasst hatte, war er ihm überraschend ähnlich geworden.“ (Seite 139). Er ist ein würdiger Antagonist, doch bei weitem nicht der Ursprung allen Übels … Sein brutales Verhalten ist jedoch für eher zartbesaitete Kinder nicht zu empfehlen!

Viele Figuren erwarten den Leser – leider auch recht viele ähnliche Namen. So ist Henry die Hauptfigur und lebt in der Stadt Henry in Kansas. Seine Cousine - ebenfalls eine wichtige Figur in der Geschichte - heißt wiederum Henrietta. Henrys Onkel heißt Frank und eine Elfe wird ebenfalls so gerufen, was spätestens dann kurzfristig für Verwirrung sorgen kann, als die Handlungsstränge zuammenlaufen und es zwei Franks gibt …


Aufmachung des Buches
Das dunkelblaue Hardcover wird von einem hochglänzenden Schutzumschlag umgeben, der optisch an den ersten Band der Serie („Das Geheimnis der 100 Pforten“) angelehnt ist und mit seiner ansprechenden, mystischen Gestaltung direkt auf das hinweist, was den Leser in der Geschichte erwartet: Wunder in einer düsteren Welt. Zu Beginn sind wiederum eine einseitige Skizze mit den Pforten sowie eine Liste mit den einzelnen Orten, zu denen diese führen, abgedruckt. Auf ein Lesebändchen hat der Verlag leider verzichtet.


Fazit
Lang ersehnt war die Fortsetzung zu „Das Geheimnis der 100 Pforten“, doch leider kann N.D. Wilson den Erwartungen nicht gerecht werden. Zu viele Belanglosigkeiten werden breit getreten, zu verwirrend erscheint die Handlung über unzählige Seiten. Bleibt zu hoffen, dass der dritte Band wieder mehr dem Stil des ersten entspricht und den Leser deutlich mehr zu fesseln vermag …


2 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Geheimnis der 100 Pforten

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