Smaller Default Larger

La dolce morte

Kommissarin Nelly Rosso haut so leicht nichts um, aber die Affenhitze dieses Sommers steigt ihr zu Kopf. Ebenso wie die Avancen ihres charmanten Kollegen Tano. Und dann tritt auch noch ein Serienmörder auf den Plan, der Frauen enthauptet – und ihre Köpfe mitnimmt. Mit gewohnt eigenwilligen Methoden folgt Nelly seiner grausigen Spur durch die flirrenden Gassen der Genueser Altstadt. Bis in die Höhle des Löwen.

 

  Originaltitel: La maman di via del Campo 
Autor: Rosa Cerrato
Übersetzer: Verena von Koskull
Verlag: Aufbau-Verlag
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3746626611
Seitenzahl: 394 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Es ist heiß in diesem Sommer in Genua, sehr heiß. Nelly Rosso gehört zu den wenigen, die keinen Urlaub haben und stöhnt mit allen anderen unter der Hitze. Trotzdem geht sie frühmorgens joggen und begegnet dabei einem völlig aufgelösten jungen Mann, der gerade die geköpfte Leiche einer jungen Frau gefunden hat. Schnell kann die Frau als Prostituierte identifiziert werden, doch dann geschieht ein weiterer Mord, wieder wird eine Frau tot und ohne Kopf aufgefunden.
Mit viel Glück wird zwar bald ein Verdächtiger festgenommen, doch das Morden geht weiter, so dass die Suche nach dem offenbar schwer gestörten Täter wieder von vorn beginnen muss. Nelly kämpft dabei nicht nur mit der immer schlimmer werdenden Hitze, sondern auch mit ihrem Sohn Mau, dessen Freundin mitten im Abitur schwanger ist, mit ihrem Freund Carlo, der als Kapitän mal wieder durch Abwesenheit glänzt, den Launen ihrer Kollegen und noch ein paar anderen Dingen. Die auf den ersten Blick etwas abgedroschene Idee vom serienmordenden Irren hat Rosa Cerrato hier erfrischend neu und mit viel Liebe zu ihrer Protagonistin umgesetzt.


Stil und Sprache
Rosa Cerrato erzählt diesen zweiten Fall für ihre Ermittlerin Nelly Rosso fast ausschließlich in der Vergangenheit und aus deren Sicht. Sehr intensiv kann sich der Leser dabei mit Nellys Gedanken und Ideen, ihren Verdachtsmomenten und Ängsten auseinandersetzen. Dazu verwendet die Autorin noch einen besonderen Kniff, um besonders intensive Szenen noch näher an den Leser zu transportieren: sie wechselt fast unmerklich und übergangslos in die Gegenwart, so dass die Unmittelbarkeit des jeweiligen Geschehens noch steigt. Zwischendurch werden ab und zu in kursiver Schrift die Gedanken des Killers wiedergegeben, das ist allerdings schon lange nicht mehr originell und hier auch überflüssig, aber nicht so störend, dass es zur Abwertung führen würde.
Es gibt außerdem einige wenige Passagen, in denen Nellys tatsächliche Wahrnehmung mit Träumen verschwimmt, auch diese sind meistens in der Gegenwart geschrieben. Diese Träume oder auch Visionen Nellys werden aber so geschickt ins „normale“ Geschehen eingebaut, dass sie niemals fehl am Platze oder irgendwie unrealistisch wirken, vielmehr ergänzen sie die Handlung und erklären Nellys Instinkt, wenn es um die Suche nach dem Täter geht. Und diese Suche ist trotz meiner frühen (und am Ende richtigen) Ahnung, wer der Killer ist, spannend und wendungsreich, hier hat Rosa Cerrato wieder einmal die richtige Balance zwischen Ermittlungsarbeit und Intuition gefunden, die letztendlich zur Lösung des Falles führt. Am Ende gibt es dann auch für den, der schon früh den Täter ermittelt hat, noch ein paar Überraschungen, so dass ein versöhnlicher Abschluss bleibt.


Figuren
Nelly Rosso ist schon eine besondere Kommissarin: Anfang vierzig, dementsprechend selbstbewusst, aber nicht abgebrüht oder zynisch, versucht sie stets die Balance zwischen aufreibender Arbeit und Privatleben zu wahren, was ihr auch überwiegend gelingt. Ihr Sohn Mau ist inzwischen 19 und braucht sie nur noch bedingt, ihr Freund Carlo ist als Kapitän ständig lange unterwegs und sie oft auf sich allein gestellt. Trotzdem ist sie ein durch und durch positiver Mensch und auf eine Art und Weise dargestellt, die sie unglaublich lebendig wirken lässt. All die Kleinigkeiten rundherum, die fortwährende Weiterentwicklung ihrer Figur, das ist einfach großartig gemacht und lässt auf viele weitere Fälle für sie und ihre Kollegen hoffen.
Auch diese Kollegen haben alle ein eigenes Leben, werden durch kleine Details charakterisiert und wirken insgesamt so authentisch, wie man es sich als Leser nur wünschen kann. Als Beispiel sei hier Vizekommissar Marco Auteri erwähnt, der im Verlauf der Handlung voller Entsetzen feststellen muss, dass auch er zu Gewalt fähig ist und diese sogar genießen kann. Starker Tobak, aber diese Szene zeigt nachdrücklich, dass vermutlich jeder von uns zum Mörder werden könnte.
Ebenso bieten Mau und seine Freundin Monica runde Charaktere, aber doch mit Ecken und Kanten, viel mehr als im ersten Teil fühlt man sich ihnen verbunden und nah. Ganz im Gegenteil zur Figur des Killers, der am Ende ganz schlecht wegkommt. Hier wird – durchaus erfrischend -  nicht unnötig Verständnis für seine Motive geheuchelt. Auch sonst gibt es durchaus ein paar Kotzbrocken im Verlauf der Handlung, so dass ein gewisses Gleichgewicht gewahrt bleibt.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist ähnlich aufgemacht wie der erste Band und zeigt auf dem Cover verschiedene Gegenstände, die man mit Italien in Verbindung bringt: eine Gabel mit Spaghetti, einen Olivenzweig, eine blaue Vespa – und ein blutiges Hackmesser, das mehr oder weniger dezent auf den Inhalt der Geschichte hinweist. Eine für mich sehr ansprechende, ungewöhnliche Gestaltung, die das Buch zum Blickfang werden lässt.


Fazit
Eine tolle Kommissarin mit viel Charme, eine spannende Serienkillergeschichte vor der beeindruckenden Kulisse Genuas, gewürzt mit viel Atmosphäre und tollen Figuren - was mehr braucht ein Krimiliebhaber? Nelly Rosso ist einmalig!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Schnee an der Riviera

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo