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Julias Kindheitstraum geht in Erfüllung: Die junge Illustratorin kauft sich ein altes englisches Bauernhaus. Nach ihrem Einzug geschieht Seltsames. In Tagträumen erlebt sie das Leben von Mariana, einer jungen Frau, die 1665, während der Zeit der großen Pest, hier gelebt und eine tragische Liebe erfahren hatte. Dreihundert Jahre liegen zwischen den Leben der beiden Frauen, doch was verbindet sie?

 

Mariana  Originaltitel: Mariana
Autor: Susanna Kearsley
Übersetzer: Karin Diemerling
Verlag: Piper Verlag
Erschienen: September 2009 (4. Auflage)
ISBN: 978-3-492-24809-9
Seitenzahl: 350 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Julia Beckett ist überglücklich, als sie eher durch Zufall ein Haus wiederfindet, welches sie aus ihrer Kindheit in vager Erinnerung hat. Schon damals, als kleines Mädchen, hatte sie ihren Eltern beim Vorbeifahren stolz erzählt "Das ist mein Haus." Woher diese unterschwellige Gewissheit kam, wusste sie bis heute nicht. Doch nach all den Jahren war diese Gewissheit nicht geschmälert. Im Gegenteil. Es schien so, als würde das Haus auf sie warten. Da sie sowieso einen "Tapetenwechsel" braucht, entscheidet Julia sich, dieses Haus zu kaufen. Doch schon wenige Tage nach ihrem Einzug geschehen merkwürdige Dinge; Räume weisen im einen Augenblick eine völlig andere - ältere - Einrichtung auf, die ihr fremd und doch vertraut scheint, und im anderen Augenblick steht sie wieder zwischen ihren eigenen Möbeln. Dann erlebt sie in Tagträumen Szenen in ihrem Haus, die ihre Wurzeln weit in der Vergangenheit zu haben scheinen. Und obwohl Julia weiß, dass sie in diesen Tagträumen nicht sie selbst ist, ist ihr diese Person, diese Frau, so vertraut, dass sie langsam zu glauben beginnt, es könnte sich doch um sie selbst handeln. Ist es möglich, dass sie einmal, vor langer Zeit, diese Mariana in genau diesem Haus gewesen ist? Es würde ihre seltsame Bindung zu dem Haus und der Umgebung erklären. Und wer ist dieser Mann auf dem mächtigen grauen Pferd, den sie immer und immer wieder zu sehen glaubt?

Ich habe dieses Buch verblüfft und sprachlos beiseite gelegt und lange darüber nachgedacht. Auch jetzt noch denke ich gerne an Julia und Mariana zurück und wünschte mir, noch einmal den Weg hinauf nach Crofton Hall laufen zu können, um Richard oder Geoffrey de Mornay zu besuchen oder im Garten auf Iain Sumner zu treffen. Nicht nur eine herzerweichende Liebesgeschichte, die jahrhunderte überdauert hat, sondern auch einen kleinen Denkanstoß hat mir Susanna Kearsley hiermit geliefert. Seelenverwandtschaft ... Reinkarnation. Wäre es nicht traumhaft schön, wenn es diese tiefe Verbundenheit durch wahre Liebe geben würde?


Stil und Sprache
"Mariana" wird in der ersten Person und aus Sicht von Julia Beckett erzählt. Lediglich während ihrer 'Visionen' oder Tagträume erfährt der Leser die Geschehnisse aus der Sicht Marianas. Doch auch hier bleibt die Erzählperspektive in der ersten Person. Dieses Stilmittel ermöglicht es, die Erlebnisse hautnah mitzuverfolgen und besonders die Emotionen und Gedanken der Hauptprotagonistin nachzuvollziehen. Man erhält also einen besonders tiefen Einblick. Dies hat Vor- und Nachteile. Manch einem beliebt diese Erzählperspektive nicht, da man so nur einseitig ein Bild von den Geschehnissen bekommt und diese subjektiv zu betrachten sind. In der dritten Erzählform wäre dies nicht der Fall, da man so objektiv von außen die Handlungen vermittelt bekäme. Jedoch finde ich die gewählte Form der ersten Person für diesen Roman treffend. Der innere Tumult Marianas und Julias werden besonders hervorgehoben und stehen im Mittelpunkt. Der Leser kann sich so mit ihr identifizieren und sich besser in die Geschichte hineindenken. Auch wenn ich in der Regel die dritte Erzählform bevorzuge, so denke ich, hätte dieser Roman einen riesigen Anteil seines Charmes verloren, hätte man "Mariana" nicht aus Julias Sicht geschrieben. Allein schon deswegen hat mich dieses Buch positiv überrascht.

Susanna Kearsley hat einen schwungvollen Schreibstil; sie schreibt lebhaft, mit eher langen als kurzen Sätzen, die jedoch nie verschachtelt oder aufgehangen wirken. Auf ihrer Homepage habe ich gelesen, dass "Mariana" Kearsleys zweiter Roman war. Dies scheint mir unglaublich, da er sprachlich und stilistisch ein absolut fantastisches Werk ist.


Figuren
Der Roman bietet vielfältige Charaktere. Zum Einen hätten wir da die Hauptprotagonistin Julia Beckett. Sie ist Illustratorin und lebensfroh. Zuerst werfen sie diese unerwarteten Tagträume komplett aus der Bahn, doch als sie langsam dahinterkommt, was da mit ihr geschieht, ist sie gewillt, mehr zu erfahren und beweist mehr als einmal ihren Mut. Mut, der Vergangenheit ins Auge zu blicken. Es war schön zu lesen, wie dieser Charakter sich über die Seiten hinweg entwickelte. Julia war mir von Anfang an sympathisch und hat es mir leichter gemacht, mit dem für mich eher weniger bevorzugten Erzählstil in der ersten Person klarzukommen.
Ihr Bruder Tom ist Pfarrer und hat in Julias Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Mit seinen ganz eigenen Macken, die nicht immer unbedingt eines Pfarrers würdig sind, ist er ein wahrlich liebenswerter Charakter und hat seinen Teil zum Humor in diesem Buch beigetragen. Er ist es auch, der Julia bei ihrem Vorhaben, mehr über Marianas Leben herauszufinden, unterstützt und nicht nur Julia, sondern auch schließlich dem Leser die Materie der Wiedergeburt etwas näherbringt. Laut seinen Recherchen umgibt ein Mensch sich in seinem Leben gern und oft - und vor allem unbewusst - stets mit den Menschen, die er aus vorangegangenen Leben bereits kannte. Mit diesem Wissen sind die Beziehungen zwischen Julia und ihren neu gewonnenen Freunden aus Exbury - dem Dorf ,wohin es sie verschlagen hat - umso interessanter zu beobachten. Da wären zum Einen Vivien, eine Barbesitzerin, die schon bald zu einer engen Freundin Julias wird, Iain Sumner, ein geheimnisvoller und ruhiger Gärtner und Nachbar Julias oder aber Geoffrey de Mornay, der junge und reiche Gutsherr von Crofton Hall - dem Herrenhaus von Exbury. All diese Leute sind ebenso lebendig und detalliert zu Papier gebracht, wie die Freunde und Familienangehörigen Marianas, mit denen Julia sich in ihren 'Rückwanderungen' auseinandersetzen muss.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um eine Taschenbuchausgabe des Piper Verlags. Das Buch ist in vierunddreißig Kapitel unterteilt, wobei die Zahlen der Kapitel auch stets ausgeschrieben sind - dies habe ich bisher noch bei keinem anderen Buch gesehen. Ein englisches Gedicht zu Anfang gibt eine gute Einleitung. Es heißt passenderweise "Mariana" und ist von dem britischen Dichter Alfred Tennyson. Ich habe es mir noch einmal durchgelesen, nachdem ich den Roman fertig gelesen hatte und bekomme nun im Nachhinein eine richtige Gänsehaut; so unheimlich passend sind diese Worte für diese Geschichte und lassen alte Geister wieder auferstehen.

Das Cover ziert ein gemaltes Bild eines verschlafen wirkenden Hauses, eingebettet in das Grün eines Waldes. Stellt man sich dieses Haus als 'Greywethers' vor (dies ist der Name von Julias Haus), so passt das Bild hervorrangend zu diesem Roman. Der Name der Autorin ist in Schwarz im oberen Teil abgebildet, der rote Schriftzug des Titels etwas vergrößert darunter. Auf der Buchrückseite erkennt man das gleiche Bild des Hauses spiegelverkehrt und deutlich verblasster als Hintergrund für die Inhaltsangabe.


Fazit
'Mariana' ist ein Buch, das man erst wieder niederlegen kann, wenn die letzte Seite umgeschlagen ist. Selten fesselt mich ein Buch so stark, wie es dieses getan hat. Die Geschichte ist anregend, spannend und liefert Charaktere, die einem ans Herz gehen. Das Ende rundet diesen Roman gut und passend ab und hält für den Leser einige sehr überraschende Wendungen bereit. Ein Roman für märchenhaft schöne Lesestunden. Einfach zum Schmachten schön!


5 Sterne


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