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»Der Blutdurst der Jäger. Wie würden sie es machen? Ein einzelner Schuss? Nein. So gnädig waren die nicht, diese Teufel, so waren sie nicht ...«

Die zerstörte Seele einer Frau. Drei mächtige Männer, die ihr nach dem Leben trachten. Der zweite Fall für Carl Mørck. Eine beklemmende Geschichte von Gewalt und Lust, Angst und Rache – und von der Suche nach Erlösung und Gerechtigkeit.

 

schaendung 

Originaltitel: Fasandræberne 
Autor: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer: Hannes Thiess
Verlag: dtv
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3423247870
Seitenzahl: 460 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als Carl Mørck aus seinem Urlaub zurückkommt, findet er auf dem Schreibtisch in seinem Kellerbüro nicht nur einen zwanzig Jahre alten Fall vor, sondern bekommt auch noch Zuwachs für sein Team: Die in anderen Abteilungen unbequem gewordene Sekretärin Rose Knudsen wird zum Dezernat „Q“ abgeschoben. Ohne zu wissen, wie der eigentlich abgeschlossene Fall auf seinen Tisch kommt, beginnt Carl mit den Ermittlungen und stellt schnell fest, dass der damals verurteilte Mörder vermutlich nicht allein war. Als dann auch noch von allen Seiten versucht wird, ihn an weiteren Ermittlungen zu hindern, ist sein Interesse geweckt. Zusammen mit Rose und Assad, seinem undurchsichtigen Assistenten, versucht er, die Wahrheit über eine ehemalige Internatsclique herauszufinden – und zu beweisen.


Stil und Sprache
Jussi Adler-Olsen hat mit seinem Debüt „Erbarmen“ große Erwartungen für die Fortsetzung geweckt. Der Fall Merete Lynggaard war für ihn wie auch für seinen Ermittler Carl Mørck der große Durchbruch. Und so kommt es, dass man natürlich auch jetzt wieder etwas ähnlich Spektakuläres erwartet. Das bleibt allerdings zunächst einmal aus, stattdessen kommen auf Carl, Assad und Rose ganz normale Ermittlungen zu. Trotzdem hat Jussi Adler-Olsen es geschafft, eine zunächst harmlos erscheinende Geschichte so geschickt aufzubauen und die Hintergründe auszuleuchten, dass man als Leser bis zum Schluss gefesselt ist. Der Kontrast zwischen der Welt der Superreichen, in die einige Cliquenmitglieder aufgestiegen sind, und der tristen Umgebung der Obdachlosen, in die Kimmie abgerutscht ist, macht einen ganz besonderen Reiz aus. Dabei laufen die beiden Handlungsstränge – Carls Ermittlungen und Kimmies Flucht – relativ lange nebeneinander her, bis sie am Ende mit Wucht aufeinanderprallen.
Jussi Adler-Olsen erzählt dabei im Großen und Ganzen lakonisch und überwiegend aus Carls Sicht, aber gleichzeitig zeugen die Passagen, in denen Kimmie mit ihren inneren Stimmen kämpfen muss, von hohem Einfühlungsvermögen in eine zerstörte Seele und bringen dem Leser diese so zerrissene Frau nahe. Und obwohl das zentrale Thema diese Falles – wie viel Aggressivität und wirklich Böses schlummert in jedem von uns? -  ein so ernstes ist, gelingt es dem Autor doch, besonders den Umgang Carls mit seinen Untergebenen und ihre ständigen Kabbeleien mit einer derartigen Leichtigkeit und Ironie darzustellen, wie es nur ein Nordländer fertigbringt. Diese Balance ist es, die diesen Krimi aus der Masse hervorhebt und zu etwas Besonderem werden lässt.


Figuren
Wenn Carl und Assad schon ein ganz spezielles Gespann waren, so bringt Rose als Dritte im Bunde noch einmal eine ganz neue Qualität in die Zusammenarbeit des Teams. Ausgesprochen tüchtig, aber mit einem losen Mundwerk, aufreizender Penetranz und Widerborstigkeit ausgestattet, bringt Rose neuen Schwung in die bisher bestehende Partnerschaft der beiden gegensätzlichen Männer. Dabei ist es ausgesprochen erfrischend, dass sie nicht, wie anderswo oft klischeehaft dargestellt, nur von anderen falsch beurteilt und in Wahrheit ein ganz prachtvoller Mensch ist, sondern sie ist wirklich ein Biest. Dementsprechend gerät sie sofort mit Carl, dem so ruhigen und zurückhaltenden Menschen, aneinander, der sich ihrer kaum erwehren kann und immer wieder resigniert aufgibt. Assad hingegen übersieht aufgrund seiner manchmal lückenhaften Sprachkenntnisse viel von Roses Ironie und liegt ihr förmlich zu Füßen, einfach köstlich! Mit diesem Trio ist Jussi Adler-Olsen ein echter Coup gelungen: lebendige, echte Charaktere mit Tiefe und Weiterentwicklung. Zum Beispiel sind immer noch einige Aspekte in Assads Geschichte ungeklärt, immer wieder gibt es kleine Andeutungen am Rande, die den Leser neugierig machen auf mehr von diesem Mann.

Besonderes Augenmerk legt der Autor außerdem auf Kimmie, deren Zwiespältigkeit er sensibel herausarbeitet. Einmal ist sie der Inbegriff von Gefühllosigkeit und Lust an der Qual anderer, dann wieder das geschundene Kind, das sich selbst lebenslang bestraft für seine Sünden. Ihre Darstellung und wie sie den Leser dazu bringt, sie gleichzeitig zu verachten und Mitleid mit ihr zu empfinden, ist für mich das absolute Highlight dieses Romans. Aber auch die Nebenfiguren sind durchweg gelungen, sie alle haben Hintergründe, die nach und nach offengelegt werden, sie sind spannend und authentisch und tragen diese großartige Geschichte.


Aufmachung des Buches
Das in Klappenbroschur ausgeführte, großformatige Taschenbuch ist optisch an den ersten Teil angepasst und zeigt auf der Vorderseite einen Pfeil, der in einem Baum steckt. Unterhalb des Pfeils sind Blutspuren zu sehen. Dominiert wird das Cover allerdings von dem in großen Lettern erhaben aufgebrachten Autorennamen sowie dem Titel in hellblauer bzw. weißer Schrift. Nach einem Prolog gibt es insgesamt 42 Kapitel und einen Epilog.


Fazit
Der zweite Fall für Carl Mørck entwickelt sich völlig anders als „Erbarmen“, ist aber nicht weniger spannend. Ein würdiger Nachfolger mit starker Story, wunderbaren Figuren und einem furiosen Showdown. Hoffentlich muss das Trio infernale noch viele weitere Fälle lösen!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Erbarmen

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