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Der Tod ist eine Kunst.

Man nennt ihn Signor Farfalla, den Schmetterlingsmaler. Jeder in dem kleinen italienischen Städtchen kennt den älteren ausländischen Herrn mit den tadellosen Manieren. Er trinkt mit dem Priester Wein im Pfarrhausgarten, geht in den Bergen wandern, verliebt sich im Bordell – und baut im Geheimen Waffen für Berufskiller. Er ist der Beste seines Faches, weltweit. Nun will Signor Farfalla einen letzten Auftrag erledigen und sich danach zur Ruhe setzen. Doch wer von einem unsichtbaren Gegner beschattet wird, dem ist Ruhe nicht vergönnt.

 

 

Originaltitel: A Very Private Gentleman
Autor: Martin Booth
Übersetzer: Giovanni und Ditte Bandini
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: 01.09.2010
ISBN: 978-3-499-25515-1
Seitenzahl: 397 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit dem Klappentext ist über die Handlung eigentlich schon alles gesagt, denn viel echtes Geschehen hat der Roman nicht zu bieten. In einer nahezu reinen Erzählform, denn Dialoge sind Mangelware, breiten sich vor dem Leser banale, alltägliche Abläufe, Reflexionen und philosophisch anmutende Gedanken über Gott und die Welt aus. Dafür bekommt man allerdings ein stimmiges, tieffundiertes psychologisches Charakterprofil des Ich-Erzählers geliefert, wie es einem im Genre der Spannungsliteratur nur selten begegnet.

Berufsbedingt ist er ein Mann ohne Identität, ohne festen Wohnsitz, er hat keine Familie, keine Freunde, sein ganzes Leben richtet sich immer nur auf einen bestimmten Zeitabschnitt aus, bis er sich wie ein Chamäleon in eine andere Person verwandelt und seine Zelte ganz woanders wieder aufschlägt. Momentan lebt er in einem beschaulichen Städtchen in Italien, wo es ihm ausnehmend gut gefällt, weil die Menschen hier herzlich und freundlich zu ihm sind, jedoch nicht in seine Privatsphäre eindringen. Leise, dafür umso hartnäckiger beschleicht ihn zunehmend der Wunsch, hier für immer zu bleiben und dem gefährlichen Beruf Adieu zu sagen. Die Melancholie und Traurigkeit eines zutiefst einsamen Menschen, sein Sehnen nach Heimat, Beständigkeit, Geborgenheit und Liebe und das Hoffen auf Erfüllung sind die tragenden Elemente der Handlung und als Leser fiebert man inständig mit, dass sich am Schluss alles positiv fügen möge.


Stil und Sprache
Bei diesem Buch wird dem Leser sehr viel Geduld abverlangt. Bis zum ersten Dialog muss man sich durch zirka 100 Seiten lesen und bis der eigentliche Plot beginnt, ist man schon in der Hälfte des Romans angelangt. Der Erzähler beschreibt erst einmal eingehend die Umgebung, seine Unterkunft und die paar wenigen Menschen, mit denen er zu tun hat, bevor er sich dann langsam seiner eigentlichen Tätigkeit und den damit verbundenen Gefahren nähert. Außerdem dürfen wir teilhaben an seiner vielschichtigen, komplexen und abschweifenden Gedankenwelt über alles Mögliche, die schon was Philosophisches an sich hat. Mithilfe der Ich-Form wird eine große Nähe zwischen Leser und Erzähler aufgebaut, jedoch hat der erste Teil des Romans noch nichts von einem Thriller, dieser entwickelt sich erst in der zweiten Hälfte nach Auftauchen des „Schattenbewohners“, wie der Erzähler seinen Beschatter und Verfolger nennt. Durch ihn wird die tödliche Gefahr plötzlich präsent, in jedem Augenblick könnte sie zuschlagen. Angehaltenen Atems hofft und bangt man, dass der Protagonist, den man zu diesem Zeitpunkt schon tief ins Herz geschlossen hat, ihr gewachsen sein wird.

Mitten im monotonen Erzählton richtet sich die Ich-Person manchmal direkt an den Leser und spricht ihn persönlich an, was ich jedes Mal als willkommene Auflockerung empfand, denn obwohl ich ruhig aufgebaute Romane wirklich liebe, war mir dieser dennoch über weite Strecken zu langatmig. Als weitere Schwäche empfand ich viele italienische Wörter und Sätze, die zwar in Schrägschrift, aber ohne Übersetzung bzw. Glossar eingeflochten sind.


Figuren
Der Erzähler ist ein Einzelgänger, ein Meister der Tarnung, immer auf dem Sprung zur Flucht und deshalb überall und nirgendwo auf der Welt zu Hause. Niemand kennt seinen richtigen Namen und keiner weiß, wo er herkommt. Mit jeder einzelnen Bewegung ist er auf Absicherung und Vorsicht bedacht, denn die kleinste Nachlässigkeit kann sein Todesurteil bedeuten. Anfangs verwechselte ich seine Selbstgefälligkeit und Unnahbarkeit, seinen Stolz und sein überentwickeltes Selbstbewusstsein mit Arroganz, doch allmählich begriff ich, dass diese nur dem Selbstschutz dient und unter dem dicken Panzer ein sehr einsamer Mensch steckt. Meine Abneigung wich langsam Verständnis, Zuneigung und Mitleid. Die tiefgreifende, umfassende Charakterisierung der Hauptperson empfand ich als größte Stärke des Romans.

Außer dem Erzähler gibt es noch zwei Menschen, die der Stellung einer Nebenperson gerecht werden. Dies ist zum einen Don Benedetto, der Pfarrer. Mit ihm kann er stundenlang schwadronieren und philosophieren, ohne dass ihre Gespräche allzu persönlich werden. Und es ist die Teilzeit-Prostituierte und Studentin Clara aus Turin, die tiefer in sein Herz dringt als ihm lieb ist, obwohl er sich mit aller Macht gegen aufkommende Gefühle zur Wehr setzt.


Aufmachung des Buches
Die englische Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel A Very Private Gentleman, die deutsche Ausgabe wird nun zusammen mit dem gleichnamigen Film The American im Taschenbuchformat erstveröffentlicht. Wie am Cover unschwer zu erkennen ist, spielt George Clooney darin die Hauptrolle. Ich gehe mal davon aus, dass sich die Covergestaltung in den Farben Orange-Schwarz-Beige an das Filmplakat anlehnt. Sie macht jedenfalls unmissverständlich klar, um welches Genre es sich bei dem Buch handelt. Auf der Rückseite ist die Inhaltsangabe in schwarzer Schrift auf einem orangenen Mittelblock aufgedruckt.


Fazit
Für einen Spannungsroman war "The American" mir über weite Strecken zu bedächtig und „unaufgeregt“. Die eigentliche Handlung beginnt erst in der Hälfte, bis dahin verspürt man nicht mal den Hauch einer Gefahr oder eines Nervenkitzels. Dafür wird der Leser mit einer tiefgreifenden psychologischen Charakterisierung des Ich-Erzählers belohnt, was den Roman dennoch empfehlenswert macht für alle, die nichts gegen einen ruhigen Handlungsaufbau im Thriller-Genre einzuwenden haben.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Auf der Verlagshomepage befindet sich ein Trailer zum Kinofilm The American mit George Clooney. Außerdem erschien der Bildband 'Inside The American' des Regisseurs und Starphotographen Anton Corbijn zum Film.

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