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Die Macht eines Drachen,
die Seele eines Mädchens,
das Herz eines Helden.

Seit Jahrhunderten herrschen sie neben dem Kaiser über das Reich: die Drachenaugen, Auserwählte der magischen Drachen und Träger ihrer Macht. Eona, das Mädchen aus den Salzminen, träumt davon, eine von ihnen zu sein. Schließlich hat sie die seltene Gabe, die Drachen in ihrer wahren Gestalt zu sehen. Aber Eonas Traum ist Frevel und Rebellion – ist es Mädchen und Frauen doch unter Todesstrafe verboten, Magie zu wirken ...

Eine berührende Heldin im Kampf gegen mächtige Drachenmagier: emotional, opulent, atemberaubend erzählt.

 

  Originaltitel: Eon-Dragoneye Reborn
Autor: Alison Goodman
Übersetzer: Andreas Heckmann
Verlag: cbj
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3570135655
Seitenzahl: 512 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe
 

Die Grundidee der Handlung
Eona, ein armes Mädchen aus den Salzminen mit einer beschädigten Hüfte, die sie zum Krüppel macht, hat eine besondere Gabe: sie kann alle zwölf Drachen - Elementarwesen, die die natürliche Energie in allen Dingen beeinflussen können - sehen. Jedes Jahr im Kaiserreich ist einem Drachen zugeordnet und so rückt stets ein Drachenauge, ein Mann, der von seinem Drachen erwählt und sich mit ihm in magischer Weise verbunden hat, als Oberhaupt des Drachenrats vor. Alle zwölf Jahre, bei der Herrschaft des jeweiligen Drachen, wird zudem ein neuer Lehrling ausersehen, sodass der vorherige zum neuen Drachenauge aufsteigt und das alte Drachenauge aus seinen Diensten entlassen wird. Dieses Jahr ist das Jahr des Rattendrachen und Eona wurde von Meister Brannon, einem ehemaligen Tigerdrachenauge, aufgenommen und ausgebildet, da er die besonderen Talente in ihr erkannt hat und für sich zu nutzen wünscht, um wieder zu Reichtum und Ehre zu kommen. So wird aus Eona Eon, ein Anwärter für den Rattendrachen, den die Behinderung zu einem Unberührbaren macht und dem die Verstellung zur zweiten Natur geworden ist. Doch als das Ritual zur Findung des neuen Rattendrachenlehrlings beginnt, ist es nicht Eona, die auserkoren wird, sondern ein anderer Anwärter. Als die Verzweiflung von Eona und ihrem Meister überhand zu nehmen droht, passiert plötzlich das Unglaubliche – der seit jeher verschwunden geglaubte Spiegeldrache zeigt sich ebenfalls in der Arena und geht die Verbindung mit Eona ein. Da es kein amtierendes Drachenauge für den Spiegeldrachen gab, steigt sie direkt zum zweiten herrschenden Drachenauge neben Lord Ido, dem Rattendrachenauge, auf. Doch das passt überhaupt nicht in dessen ehrgeizigen Pläne ...

Für Fans von Drachen und asiatischer Kultur wird eine sehr detailreiche und dreidimensionale Welt mit vielen magischen Elementen geboten, in der die Hauptfigur mit ihrem inneren Kampf um Identifikation und Anerkennung fast untergeht.


Stil und Sprache
Bis auf einen kurzen Auszug aus geschichtlichen Dokumenten zu Beginn des Buches, der die Welt der Drachenaugen kurz erklärt, wird der Roman aus der Ich-Perspektive von Eona/Eon in der Vergangenheitsform erzählt, sodass sich einem schnell die Handlung erschließt, da man ihre Gedanken und Erfahrungen direkt teilt. Der Stil ist sehr ausgereift, poetisch und flüssig zu lesen, die zahlreichen Dialoge fügen sich gut im Wechsel mit Eonas Erläuterungen ein. Es wird sehr viel erklärt und beschrieben, wodurch einem sowohl Kulissen als auch Rituale sehr gut vor Augen sind. Man hat jedoch das Gefühl, dass jeder einzelne Faktor einer Szene, seien es Gegenstände, Handlungsweisen oder die Örtlichkeit selbst, eine besondere Bedeutung und Herkunft hat, die unermüdlich aufgezählt und veranschaulicht wird. Dadurch erscheint der Hintergrund der Handlung vereinzelt zu komplex und etwas überfrachtet. Personen und ihr Aussehen hingegen werden eher kurz angedeutet und bleiben somit im Vergleich recht undeutlich.
Sehr schön wird die spirituelle Innenwelt der Menschen mit ihren Kraftlinien und -punkten dargestellt, in die Eona immer wieder abtaucht, um ihren Ausgleich und schließlich ihren Drachen zu finden. Die Spannung entwickelt sich gemächlich im Laufe der Seiten, da großen Wert auf das Entstehen der an die chinesische und japanische Kultur erinnernde Welt gelegt wird. Die Auflösung des aufgeworfenen Rätsels um Eona und ihren Spiegeldrachen wird leider schon relativ zu Beginn so deutlich, dass man schnell etwas ungeduldig mit der Hauptfigur und ihrer Verschlossenheit gegenüber dem Offensichtlichen wird. Das Erzähltempo nimmt erst gegen Ende deutlich zu, entschädigt aber mit actionreichen und spannungsgeladenen Szenen für die vorangegangenen Längen.


Figuren
Eona ist die Hauptfigur des Romans, tritt aber fast die gesamte Geschichte nur als Eon auf, einem Krüppel aus den Salzminen, der seine Weiblichkeit sowohl innerlich als auch äußerlich verleugnet, um in einer von Männern dominierten Welt zu bestehen. Obwohl sie die einzigartige Fähigkeit hat, alle Energiedrachen in ihrer wahren Gestalt zu sehen, muss sie sich verstellen, da es Frauen verboten ist, magische Dinge zu wirken. Als sie zur Überraschung aller vom geheimnisvollen Spiegeldrachen erwählt wird, ändert sich ihr Leben schlagartig. Zuvor nur Anwärterin im Haus von Meister Brannon, größtenteils aufgrund ihrer körperlichen Schwäche gemieden und verachtet, steigt sie schlagartig zu einer der wichtigsten Personen innerhalb des Kaiserreichs auf und findet sich im Zentrum gefährlicher Intrigen und Machtkämpfe wieder. Sie muss sich nicht nur schnellstens mit den höfischen Strukturen und Gebräuchen arrangieren, sondern auch die richtige Seite erkennen, die sie fortan mit ihren Fähigkeiten unterstützt. Doch Eona verbirgt nicht nur ihre wahre Identität vor den anderen, sie hat ein fast noch schlimmeres Geheimnis – die Vereinigung mit ihrem Drachen hat nicht vollständig funktioniert und so ist sie nicht in der Lage, ihn zu rufen und seine Macht zu nutzen. Sie spielt also in mehrfacher Hinsicht mit dem Feuer.

Ihr Meister Brannon ist streng und zurückhaltend, und doch zeichnet er sich dadurch aus, dass er bewusst ein Mädchen, das zudem ein Krüppel ist, zum Anwärter ausbildet und unterstützt. Ihn treiben hauptsächlich die Sorge um seinen Haushalt, den er finanziell nicht mehr lange halten kann, und das Streben nach Macht voran. Er steht auf der Seite des Kaisers und seines Erben und wünscht sich erneut Einfluss im Drachenrat, um diesen zu stärken. Seine Bedienstete Rilla ist nicht nur ihm treu ergeben, ihre Loyalität gilt auch uneingeschränkt Eona, der sie in die neue Position folgt. Da Rilla einen behinderten Sohn, Chart, den Toilettenjungen, hat, ist sie ihrem Meister unendlich dankbar, dass sie ihn mit in den Haushalt bringen durfte. Eona hat eine besondere Beziehung zu Chart, da beide aufgrund ihrer Schwäche von vielen wie Aussätzige behandelt werden, und kümmert sich so oft wie möglich um den körperlich und sprachlich behinderten Jungen. Deshalb ist ihr ebenfalls die Treue von Rilla sicher.

Der absolute Gegenspieler von Eona ist das Rattendrachenauge Lord Ido, der zusammen mit dem Bruder des Kaisers, Großlord Setho, nach der Macht über das Kaiserreich strebt, und nicht vor Intrigen, gefährlichen Zaubern oder gar Mord zurückschreckt. Systematisch untergräbt er die Stellung von Eona im Drachenrat und vergisst dabei nicht, außerdem ihre Verbündeten zu schwächen. Seine Zauberkraft erscheint über die Maßen groß und unbesiegbar, vor allem, da Eona nicht über den Spiegeldrachen gebietet.

Prinz Kygo, der Sohn des Kaisers und seiner Lieblingskonkubine, ist der Thronanwärter und somit ebenfalls im Fokus der Kaiser-Gegner. Er kennt seine Lage genau und ist sehr vorsichtig, was seine Vertrauenspersonen angeht. Eona wird für ihn zum Hoffnungsträger, einen Gegenpol zu Lord Ido und Lord Sethon zu bilden, und so bieten sich die beiden schnell gegenseitige Überlebenshilfe an, die sich allmählich in eine Freundschaft wandelt.

Aufgrund der umfangreich beschriebenen Szenen, bei denen sehr viel Wert auf jedes einzelne Requisit und jede noch so kleine Bewegung gelegt wird, gehen die einzelnen Personen mit ihren Gedanken und ihrem Antrieb stellenweise fast unter, weil es manchmal sehr anstrengend ist, sich jedes Detail vorstellen zu müssen. Gerade Eona, die man in der Ich-Perspektive erlebt, entwickelt sich innerhalb der liebevoll gezeichneten Kulissen schmerzhaft langsam.


Aufmachung des Buches
Auf dem Schutzumschlag des gebundenen Buches ist auf dunkel-orange changierendem Grund die großformatige Illustration eines asiatisch anmutenden Kämpfers zu sehen, dessen Gesicht durch ein hoch gehaltenes Schwert geteilt wird. Links wirkt die Gesichtshälfte geheimnisvoller und magischer, auch durch eine Kapuze, die über dem Kopf liegt. Ein Strahlen geht davon aus und auf der Haut ist ein an chinesische Zeichnungen erinnerndes Muster sichtbar. Die rechte Seite hat eine kämpferische Aura, die Haare sind in Bewegung und die Gesichtszüge erscheinen kantiger. Das Gesicht des Kämpfers lässt nicht eindeutig erkennen, ob es weiblich oder männlich ist, da die Gesichtszüge zum einen sehr jung und zum anderen sehr zart aussehen. Der Schriftzug Eona Drachentochter ist zusammen mit zwei Schmuckelementen auf dem Titel und dem Rücken in Gold gehalten und zusätzlich geprägt. Auf der Rückseite befindet sich neben dem magischen Gesicht im Anschnitt noch der Klappentext. Der Einband des Buches unter dem Schutzumschlag ist in einem matten Dunkelrot gehalten, die Vorsatzblätter sind in einem softeren Rostrot. Auf dem Rücken stehen Autorin und Titel mit den Schmucklinien erneut in Gold und geprägt. Im Innenteil findet man zu Beginn eine grafische und textliche Übersicht der Energiedrachen und einen Grundriss des Kaiserpalastes zur besseren Orientierung. Insgesamt ist es eine sehr ansprechende und edle Gestaltung, die gut zum Inhalt passt.


Fazit
Alison Goodman hat mit Eona Drachentocher eine sehr detailverliebte und farbenprächtige Fantasy-Welt erschaffen, die mit zahlreichen asiatisch inspirierten Kulissen, Sitten und Gebräuchen aufwartet. Leider bleiben die Personen und gerade die Hauptfigur Eona etwas blass und Emotionen kommen zu kurz, sodass es schwer fällt, mit ihnen warm zu werden. Die Geschichte endet relativ offen, deshalb erhoffe ich mir für die Folgebände eine Weiterentwicklung der Charaktere und eine Verlegung des Schwerpunktes der Geschichte auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und mehr Drachenmagie.


3 5 Sterne


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