Smaller Default Larger

Die junge Engländerin Kim Nelson war nach Istanbul aufgebrochen, um nach dem Schicksal ihrer Großmutter Jade, der Favoritin des letzten osmanischen Sultans, zu forschen.

Und hier, an der Pforte zum Orient, vermischen sich Traum und Wirklichkeit und damit die Identitäten der beiden Frauen. Denn die eine wie die andere erliegt dem exotischen Zauber Vorderasiens.

 

 

Originaltitel: Djinn - Le tatouage
Autor: Jean Dufaux
Übersetzer: Resel Rebiersch
Illustration: Ana Miralles
Verlag: Schreiber & Leser - Alles Gute
Erschienen: 2008 (2. Auflage)
ISBN: 978-3-933187-96-3
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Lord Nelson hat Jade an einen geheimen Ort entführt und nun sind sowohl die Engländer als auch die Leute des Sultans hinter ihnen her. Indessen passiert das, was auf so engem Raum kaum vermeidlich ist: man kommt sich näher. Die Frage bei diesen beiden Kontrahenten ist nur, wer gewinnt in ihrem Katz- und Mausspiel die Oberhand und wer muss kapitulieren? Und was ist mit Lady Nelson, wird sie die zwei an dem ihr wohlbekannten Ort aufsuchen und dem unverhofften Stelldichein ein Ende setzen?
In der Gegenwartshandlung muss Kim noch ein einziges Glöckchen loswerden, bis sie den geheimnisvollen Ebu Sarki treffen darf. Doch ausgerechnet Amin Doman will sie um dieses Glöckchen erleichtern. Wird Kim ihre Abneigung gegen ihn überwinden können, jetzt, wo sie so nahe am Ziel ihrer Wünsche steht? Und was ist mit Malek?

Im Gegensatz zum Inhalt des letzten Bandes, der weder spannend noch glaubhaft war, ist dieser 3. Teil rundum gelungen. Das starke sexuelle Knistern zwischen Jade und Lord Nelsen heizt dem Geschehen von Anfang an mächtig ein und mit der fieberhaften Suche sämtlicher Parteien nach ihnen erhält der brodelnde Kessel weitere Nahrung. Auch der Handlungsstrang um Kim und Malek liest sich unheimlich spannend. Genauso erfreulich sind wieder die raffiniert gestalteten, nahtlosen Zeitübergänge, die mich bereits im Vorgängerband begeisterten. Und am Schluss erwartet den Leser der wohlbekannte Cliffhanger in den vierten und letzten Band des Orient-Zyklus.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
So stark und exzellent wie in diesem Band präsentierte sich die zeichnerische Qualität von Ana Miralles bisher noch nicht in ‚Djinn‘. Hier kann man wirklich jedes einzelne Bild unter die Lupe nehmen und es findet sich absolut nichts, was zu beanstanden wäre.
Bei allen Protagonisten ist die Mimik unheimlich ausdrucksstark, selbst Jades unbewegte Miene aus den Vorbänden verliert diesmal die Starre und ihr Innenleben wird für den Leser zum ersten Mal in ihrem Gesicht und den Augen transparent. Es muss sie wohl selbst am meisten getroffen haben, plötzlich zu Gefühlen fähig zu sein, weil der Dämon (Djinn) in ihr an Macht verliert. Das alles hängt mit dem Tattoo zusammen, das Lord Nelson ihr auf die nackte Haut schreibt. Nicht umsonst ist es titelgebend, es zeichnet sich verantwortlich, dass plötzlich nichts mehr so ist wie es war und der Plot in ganz neue, ungeahnte Bahnen gelenkt wird. Die opulenten, orientalischen Kulissen machen die Serie wie immer zum Augenschmaus. Diesmal sind die Hintergründe bis in die Tiefen schön ausgearbeitet, störende, abrupte Übergänge in den horizontalen Perspektiven – wie sie in Band 2 vorkamen – wie weggefegt, alles fügt sich harmonisch zusammen. Auch Licht- und Schatteneffekte wurden so sorgfältig und einfallsreich wie nie zuvor ausgearbeitet. Am eindrucksvollsten zu sehen auf den Seiten 9-10, wo Lord Nelsen und Jade sich auf einer Terrasse mit begrüntem Dach befinden und die Sonne durch das Laub Flecken auf die darunter befindlichen Gegenstände und Personen wirft. Anschließend bietet Jade nicht nur für Lord Nelson einen betörenden Anblick, indem sie einer Nixe gleich hüllenlos im seichten Wasser des Meeres liegt, ihre langen schwarzen Locken breiten sich wie ein Fächer um ihr Gesicht und die Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche lassen ihren durchschimmernden Körper wie eine marmorne Skulptur erscheinen.

Ein weiteres optisches Highlight ist eine Szene mit Kim in der Gegenwart. Ein tanzender Derwisch dreht sich zur Musik, immer schneller wirbelt er herum zum Klang der Trommel, bis sein rotes langes Gewand sich in kreisförmigen Wellen um ihn ausbreitet. In der Perspektive von oben sieht man nur noch einen sich kreisenden Strudel aus Rot- und Gelbtönen, der alles verschlingt und mit sich zieht – auch Kim, die dem magischen Zauber erliegt. In der nächsten Szene wandelt sie, ganz unter Jades Bann, zu einer geheimen Höhle tief unter der Erde, die prächtige Schätze von unermesslichem Wert birgt. Diese Bilder führen das Rot der Derwisch-Szene fort und vermischen sich mit Schwarz, was zusammen eine unwirklich-mystische, geheimnisvolle Stimmung erzeugt. Das Auge wird von den überquellenden Panels, die aufeinander angeordnet sind, beinahe erschlagen (Seite 29). Schwere, mit Goldmünzen gefüllte Schatztruhen, Elfenbein, wertvolle Seidenwaren oder mit Edelsteinen besetzter Tafelschmuck präsentieren sich in üppiger Vielfalt, so dass man lange auf der Seite verweilen muss, um alles zu erfassen.

Die Erotik trumpft ebenfalls mit einer neuen Variante auf. Ich gebe zu, die Dreierkonstellation ab Seite 34 war für mich eine satte Überraschung, nichtsdestotrotz hat sie ihren besonderen Reiz und verheißt Vielversprechendes für den nächsten Band. Leider endet sie viel zu früh und abrupt. Wie schon in den Vorbänden wird im gesamten Band viel nackte Haut gezeigt, aber die heikle Grenze zur billigen Pornografie nie überschritten.

In der Anordnung der Panels und der Textdarstellung erwarten einen nichts Neues, alles verhält sich genauso wie in den Vorbänden. Leider ziehen sich die Nachlässigkeiten beim Lettering auch hier wieder fort, ich entdeckte zwei Tippfehler und eine Namensverwechslung.


Aufmachung des Comics
Bei dem 3. Band von ‚Djinn‘ handelt es sich um eine schön aufgemachte Hardcoverausgabe mit hochglänzenden Umschlagdeckeln und leichtglänzenden, glatten Seiten im Innenteil, wenn auch deutlich dünner im Griff als die der Vorgängerbände, was ich wieder den verschiedenen Auflagen zuschreibe, genauso das abweichende Buchrückendesign.
Auf dem Cover kann man Jades exotische Ganzkörperbemalung bewundern. Darüber, dass Jade nun schon das 3. Cover in Folge ziert, bin ich schlicht enttäuscht. Nicht, dass sie kein reizvoller Anblick wäre, aber Kim als 2. Hauptperson der Serie würde ein Cover ebenso zustehen, zumal sie ihrer Großmutter Jade an Schönheit und Anziehungskraft in nichts nachsteht.
Die Gestaltung der Rückseite ist dieselbe der Vorgänger.


Fazit
Knisternde Erotik, wunderschöne, opulente Kulissen, zwei Zeitebenen und starke, charismatische Persönlichkeiten lassen den 3. Band von ‚Djinn‘ zu dem sinnlich-fesselnden orientalischen Abenteuer werden, das der Auftakt versprach, bevor die Serie mit dem schwachen 2. Band heftig einbrach. Lediglich die unterschiedliche Aufmachung der Bände (vermutlich auflagenbedingt) und Fehler im Lettering trüben den positiven Gesamteindruck. Ein Band steht noch aus, um den 1. Zyklus abzuschließen – ich bin schon sehr neugierig.


4 5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Die Favoritin
Band 2: Dreißig Glocken

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo