Drucken
Kategorie: 1100 – 1250 Hochmittelalter (Gotik)

Kastilien 1195. Der junge Diego de Malagón ist verzweifelt, nachdem Berbersoldaten seinen Vater und seine älteste Schwester ermordet haben. Allein flieht er nach Toledo. Dort nimmt ihn Galib auf, ein muslimischer Pferdeheiler, und Diego entdeckt seine Passion: Um jeden Preis möchte auch er diese hohe Kunst erlernen und Tiere heilen. Doch als er Galibs Vertrauen missbraucht, muss er erneut weiterziehen. Jahre voller Abenteuer, Rückschläge und unerfüllter Liebe vergehen, bis Diegos Lebenstraum endlich wahr werden könnte ...

 

Der_Heiler_der_Pferde 

Originaltitel:  El sanador de caballos
Autor: Gonzalo Giner
Übersetzer: Eva Maria del Carmen Kobetz Revuelta
Verlag: blanvalet
Erschienen: April 2010
ISBN: 978-3-7645-0354-3
Seitenzahl: 671 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Nachdem der junge Diego hilflos mit ansehen musste, wie sein Vater und seine älteste Schwester auf brutale Weise ermordet und seine zwei verbliebenen Schwestern entführt wurden, hat er nur noch eins im Sinn: sie zu finden. Als er seine beschwerliche Flucht nach Toledo antritt, dabei nur begleitet von seiner treuen Stute Sabba, muss Diego bereits erkennen, dass das Leben für ihn nicht den goldenen Sessel reserviert hat, denn ganz ohne Hindernisse ist seine Reise nicht und dann wird ihm auch noch sein geliebtes Pferd gestohlen! Allein sein hartnäckiger Mut und sein eiserner Wille bescheren dem Jungen einen Lichtblick: der Pferdeheiler Galib nimmt sich des Jungen mit dem außergewöhnlichen Gespür für Pferde an. Und obwohl Galib ein Muslim ist und Diego als Christ jeden Muslim für das, was seiner Familie angetan wurde, hasst, kann er sich schon bald erstaunlich gut mit dem Heiler anfreunden und ist willig, alles über die Kunst des Pferdeheilens zu lernen. Jahr um Jahr vergeht, Diego wächst zu einem jungen Mann heran, und schon bald wird er auf Benazir - Galibs Frau - aufmerksam. Im Zwiespalt mit seiner Verantwortung und seinem Pflichtgefühl, wird Diego schon wieder vor die nächste Prüfung gestellt, denn auch die Existenz des Pferdeheilers Galib steht auf dem Spiel.

In "Der Heiler der Pferde" wird der Lebens- und Leidensweg eines außergewöhnlichen Jungen beschrieben - und das in einer Zeit, in der die Religion prägend für den Untergang oder den Aufstieg eines Landes war.


Stil und Sprache
Gonzalo Giner hat einen einzigartigen und wirklich speziellen Schreibstil - anders vermag ich es gar nicht zu beschreiben. Seine Sätze sind recht lang, aber dennoch gut verständlich. Man erkennt, dass er gut recherchiert hat; jede Szene spiegelt die Arbeit wieder, die er hineingesteckt hat. Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person; innerhalb der Kapitel werden - durch Absätze getrennt - die verschiedenen Handlungsstränge und -orte erzählt, was dem Leser einen umfangreichen Überblick verschafft und gleichzeitig Spannung aufbaut. So hat man beispielsweise auf der einen Seite die verzweifelten Bemühungen Diegos vor Augen, zu seinen Schwestern zu gelangen und sie zu finden, und auf der anderen Seite eben diese beiden Schwestern, wie sie sich nur widerwillig mit ihrem Schicksal abfinden und auch dort versuchen, zu entfliehen.
Giner hat eine Art und Weise, die den Leser nicht vorhersehen lässt, was als Nächstes passiert. Es kann alles mögliche geschehen, und genau dies stellt einen großen Reiz in diesem Roman dar. Äußerst lebhaft beschreibt er die historischen Orte und nimmt einen mit in das Spanien aus vergangenen Zeiten. Man merkt, dass der Autor ein Faible für Pferde und die Heilkunst hegt, denn er beschreibt liebevoll detailliert die Kunst, den Tieren ihren Schmerz zu nehmen oder aber verliert sich in den Umschreibungen ihrer unvergleichlichen Schönheit. Diese Detailverliebtheit mag nicht für jeden etwas sein, doch für Pferdeliebhaber ist es ein Muss!

Was mir ebenfalls positiv aufgefallen ist: Ein Zitat von Diegos Vater. "Greif nach den Sternen und dir werden Flügel wachsen." (S.13). Diese Worte haben für den Verlauf der Geschichte und auch für das Ende eine große Bedeutung und tauchen erneut auf. Dies ergibt ein schönes, abrundendes Bild.


Figuren
Dieser Roman bietet eine Bandbreite von Charakteren. Allen voran natürlich Diego de Malagón. Ihn wird der Leser durch das gesamte Buch begleiten, denn seine Geschichte ist es, die hier erzählt wird. Gonzalo Giner ist mit Diego ein Hauptcharakter gelungen, der sich durch seine liebevolle und wissbegierige Art schnell in mein Herz gestohlen hat. Ich habe mich mit ihm gefreut, habe aber auch mit ihm gelitten. Und genau das ist etwas, was ich von einem gut ausgearbeiteten Charakter in einem Buch erwarte: dass er mich berührt.
Auf Diegos langer Reise durch das Land und auch durch die Jahre trifft er viele Figuren. Davon sind einige facettenreich, einige etwas flacher, doch alle tragen ihren Teil zur Geschichte bei. Viele Charaktere, die Diego auf seiner Reise trifft - mit denen er mal länger und mal weniger lang zu tun hat -, werden soweit beleuchtet, wie es für den Verlauf der Geschichte wichtig ist. Auch ist dies der erste Roman, den ich gelesen habe, in dem ein Tier eine besondere Nennung in einer Rezension bekommt: Sabba - Diegos treue Stute - hat einen großen Teil zum Charme dieses Buches beigetragen.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Hardcover erhältlich. Der Name des Autors sowie der Titel sind in großen Lettern und in den Farben Rot und Gold abgedruckt. Passend zu dem Gold ist der Hintergrund in einem Weiß/Beige gehalten. Ein Münzwappen, flankiert von zwei goldenen Pferden, rundet das edle Bildnis ab. 
Schlägt man das Buch auf, sieht man die historische Zeichnung eines Pferdes. Der Roman wird in sechs Teile und einen Anhang - bestehend aus einer Schlussbemerkung des Autors und drei Verzeichnissen über historische und fiktive Personen, sowie die Handlungsorte - geteilt. Zwischen den einzelnen Teilen findet man erneut das minimierte Abbild des Pferdes vom Beginn des Buches. Auch die römische Nummerierung der einzelnen Kapitel passt sehr gut zu dem historischen Flair des Buches. Hier passen also Inhalt und Aufmachung sehr gut zueinander.


Fazit
Ein herrlicher historischer Roman mit tollen Handlungssträngen, fantastischen Charakteren und einer Menge Wissen über Pferde und die Pferdeheilkunst. Es mag vielleicht nicht für jeden etwas sein, doch für mich als Reiterin war dieser Roman ein absoluter Genuss!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de