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Kategorie: Krimis

Berlin 1929: Kriminalkommissar Gereon Rath erlebt eine Stadt im Rausch. Kokain, illegale Nachtclubs, politische Straßenschlachten - ein Tanz auf dem Vulkan. Der junge, ehrgeizige Kommissar, neu in der Stadt und abgestellt beim Sittendezernat, schaltet sich ungefragt in Ermittlungen der Mordkommission ein - und ahnt nicht, dass er in ein Wespennest gestoßen hat ...

 

 


Autor: Volker Kutscher
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3462040227
Seitenzahl: 542 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Komissar Gereon Rath, der in Köln ausgerechnet den Sohn eines großen Zeitungsverlegers erschiesst, wird für einen Neubeginn nach Berlin zur Inspektion E, der Sitte, versetzt. Er erlebt die Unruhen des 1. Mai, nimmt an den Ermittlungen im Pornomilieu teil und macht erste Erfahrungen mit seinem neuen Chef, dem "Onkel", Oberkommissar Bruno Wolter und dessen eher fragwürdigen Umgangsmethoden mit Verdächtigen. Zugleich wird ein Russe äußerst brutal gefoltert und entrinnt seinen Peinigern nur, indem er eine Todeskapsel im Mund zerbeisst. Kurze Zeit darauf wird ebenfalls ein Russe tot aus einem Auto im Landwehrkanal gefischt. Auch dieser weist erhebliche Folterspuren auf, ist nicht ertrunken, sondern an einer Überdosis Heroin gestorben. Die Mordkommission gerät unter den Druck der Öffentlichkeit und muss schnell Ergebnisse liefern, sodass auch die Kollegen der anderen Inspektionen aufgefordert sind, sich mit einzubringen. Gereon Rath sieht seine Chance, durch einen Ermittlungserfolg wieder zur Mordkommission zu gelangen. Er ermittelt alleine und ahnt nicht, in welche Verstrickungen er sich damit begibt. Ob Polizistenmord oder Polizistenmörder - der weitere Verlauf der Geschichte lässt nichts aus.


Stil und Sprache
Volker Kutscher ist sehr genau in seinen Beschreibungen. Er schreibt in der dritten Person, versetzt den Leser aber gefühlsmäßig sehr gekonnt in die gerade agierenden Hauptpersonen, beschreibt deren Gedanken und Gefühle sehr ausführlich. Er stellt seine Figuren in einen größeren, historischen Zusammenhang, schreibt sehr komplex und an der Zeit orientiert. Das damalige Verbrechermilieu, die politische Situation zwischen den Kommunisten auf der einen und der immer stärker werdenden SA auf der anderen Seite, wird sehr eindringlich dem Leser vermittelt. Dabei überschlagen sich die Ereignisse, eine Leiche folgt der nächsten und doch ahnt man, dass die einzelnen Fälle zusammengehören und fiebert mit den Ermittlern von einem Hinweis zum nächsten. Spannung wird aber auch gerade aufgrund der Unzulänglichkeiten, der Korruption bei der Polizei, ihrer eigenen Verstrickungen und schwarzen Seiten erzeugt. Hier wird der Polizist zum Mörder und der Verbrecher plötzlich zum Gejagten.
 

Figuren
Die Figuren werden sehr genau und überzeugend dargestellt. Herausragend ist der Protagonist, Kommissar Gereon Rath. Er ist in seiner Person sehr komplex und faszinierend. Einerseits ist er der ehrgeizige, wirklich über Leichen gehende Ermittler, der für seinen Erfolg alles tut, ein Einzelgänger, Egoist, ein "Kollegenschwein", ein "Arschloch" im besten Sinne, aber dann auch wieder mit Rückrat, unbestechlich, seinen Prinzipien folgend, ehrlich und gefühlvoll. Sowohl bei den Kollegen als auch im Verbrechermilieu oder bei seiner Freundin Charly stößt er aufgrund seiner Eigenarten immer wieder auf Ablehnung und Unverständnis und ähnlich ergeht es auch dem Leser - und das macht ihn so interessant.

Aber auch alle anderen Figuren werden sehr glaubwürdig und dem Leser eindringlich vorgestellt. So zum Beispiel der "Onkel", Oberkommissar Bruno Wolter oder Dr. Marlow, der Gangsterboss, aber auch Charlotte Richter, genannt Charly, Raths Kollegin und für kurze Zeit auch Geliebte.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich hierbei um das Taschenbuch, inzwischen bereits in 17. Auflage erschienen. Das Cover zeigt eine typische Straßenszene der damaligen Zeit, ein Auto, eine Litfasssäule, ein Café, alles in schwarz-weiß gehalten. Es passt sehr gut zur Geschichte und spricht vor allem den an der damaligen Zeit interessierten Leser sogleich an.

Fazit
Gereon Raths erster Fall hat mich vollkommen überzeugt und verspricht eine Krimiserie auf sehr hohem Niveau. Volker Kutschers sehr detaillierte Schilderung der Vorgänge im Rahmen der damaligen Zeit ist weit mehr als man von einem klassischen Kriminalroman erwarten würde. Sowohl Gereon Raths spezieller Charakter als auch das Berlin der damaligen Zeit hat mich sehr fasziniert. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der spannende, nicht leicht zu durchschauende Kriminalfälle eingebettet in eine sehr komplexe Politik- und Zeitgeschichte liebt.


4 Sterne 


Hinweise
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