Smaller Default Larger

Drei Jugendliche, Talinn, Evrane und Lorky, leben in einem kleinen Dorf des weitläufigen Königreichs Angor. Als Mitglieder der untersten Kaste ist ihre Zukunft als Bauern und Viehhirten an der Seite ihrer Eltern bereits vorgezeichnet. 

Doch die drei träumen von Abenteuern und Freiheit. Und so kehren sie eines Tages ihrer Heimat den Rücken und werden Zeugen eines Kampfes unter Rittern. Dabei fällt ihnen eine geheimnisvolle Kette in die Hände, von deren mächtigen Zauberkräften sie nichts ahnen. 

Es ist der Beginn einer atemberaubenden Reise, die ihre kühnsten Träume übertrifft.

 

Angor_01 

Originaltitel: Angor: Fugue
Autor: Jean-Charles Gaudin 
Übersetzer: Monja Reichert
Illustration: Dimitri Armand (Farben: Ariatib)
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: August 2010
ISBN: 978-3-86869-163-4
Seitenzahl: 48 Seiten 
Altersgruppe: ab 8 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht´s zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Talinn, Evrane und Lorky sind drei Jugendliche, die davon träumen, eines Tages aus dem starren Gefängnis des Kastentums auszubrechen. Sie stehen ganz unten, doch sie wollen sich nicht in die Rolle einfügen, die allein durch die Umstände ihrer niederen Geburt vorbestimmt sein sollen. Sie alle bewundern das Rittertum und dessen vermeintliche, grenzenlose Freiheit und Zwanglosigkeit.

Talinn bemüht sich daher darum, als Knappe angenommen zu werden. Dies wäre das Sprungbrett in ein anderes Leben. Doch alles nimmt eine Wendung, die sie dazu zwingt, fortan ein Leben auf der Flucht zu führen.

Angor - Die Flucht ist der Beginn einer sehr schönen Geschichte, bei der aber auch noch alles offen ist. Das Erzähltempo ist gemächlich, daher sind die ersten 48 Seiten nicht viel mehr als eine sehr gelungene Einleitung. Allerdings glänzt die Story nicht gerade mit außergewöhnlicher Originalität. Jugendliche, die mit ihren Lebensumständen unzufrieden sind und dann plötzlich über ein mächtiges magisches Artefakt stolpern, das ihr gesamtes Leben vollkommen ändert, bekommt man halt viel zu oft zu lesen. 

Die Zeichnungen sind wunderschön anzusehen und lassen keinen Raum für Kritik.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Zeichnungen sind in einem ansprechenden Comstil gehalten. Häuser und Städte sind sehr feingliedrig ausgearbeitet und weisen viele kleine Details auf. Landschaftsdarstellungen haben zwar deutlich weniger feine Details, dennoch sind sie sehr schön anzusehen. Gerade auf der ersten Seite, die auch in der Leseprobe zu finden ist, bekommt man sogleich eine schöne Festungsanlage zu sehen, die ausgesprochen aufwändig ausgearbeitet wurde. Die einfachen Bauernkaten sind natürlich nicht so opulent in Szene gesetzt, schließlich sind es Wohnhäuser der niedersten Kaste.

Die Figuren sind mit dicken, schwarzen Linien dargestellt. Dies sorgt für einen entsprechend "Cartoon"-artigen Stil, den ich als sehr ansprechend empfinde. Die Charaktere heben sich dadurch auch stark deutlich vom Hintergrund ab und stehen optisch immer im Vordergrund. Gleichzeitig sind die Personen jeweils mit nur wenigen Linien dargestellt - den Rest besorgt die gelungene Kolorierung. Die weiblichen Charaktere sind ausnahmslos sehr sexy dargestellt. Ihre "Auslagen" sind meist in tief ausgeschnittenen Kleidern präsentiert, die zudem ausgesprochen figurbetonend sind. Einfache Bauernmädchen, beziehungsweise Bäuerinnen dürften zwar wohl kaum so gut geschnittene Kleidung besitzen, aber absolute Authenzität interessiert hier wohl keinen. Die gefälligen Rundungen hingegen dürften deutlich mehr Augen erfreuen. Das Ganze wird glücklicherweise auch nicht übertrieben und fügt sich, stets nicht allzu aufdringlich, in die Gesamtoptik ein. 

Die Farbgebung ist hell und freundlich. Brauntöne dominieren zwar ganz klar, doch nur selten wirkt die Farbgebung monoton. Auf knallige Farben wurde verzichtet, stattdessen kommen ausschließlich gedeckte Töne zum Einsatz. Diese driften aber nie ins Triste ab, sprich auf schmutzige Farbtöne wurde ebenfalls verzichtet. 

Das Seitenlayout ist eher zurückhaltend, denn mutig. Die Seiten sind immer in 3-4 Spalten untergliedert. Ganzseitige oder halbseitige Darstellungen findet man im ganzen Comic nicht. Die Anordnung und die Kästchengrößen sind absolut konservativ, völlig ohne Experimente. 

Der Text ist dezent, nicht dominierend in die Grafiken eingebunden und stets perfekt lesbar. Sehr oft finden sich Passagen, in denen kaum Text zum Einsatz kommt. Auf einen Erzählerpart, der die Handlung dokumentiert, wurde gänzlich verzichtet. Die Story entwickelt sich anhand der Dialoge und der Bildsprache. Sie wird recht häufig ausschließlich mittels der sehr ausdrucksstarken Grafiken dem Betrachter nahe gebracht.


Aufmachung des Comics
Wieder einmal hat der Splitter Verlag ganze Arbeit geleistet. Angor wird im gängigen Format als hochwertig gebundene Harcover-Ausgabe aufgelegt. Die Buchdeckel aus stabilem, sehr haltbarem Karton sind mit dem wunderschön gestalteten Covermotiv hochglänzend bedruckt. Auf der Rückseite findet sich ein weiteres schönes Motiv, das ebenfalls Interesse auf den Inhalt zu wecken weiß.

Das verwendete Papier ist wie immer von sehr guter Qualität. Es ist angenehm dick und lässt sich spielend umblättern, auch wenn man durch die Papierstärke hin und wieder den Eindruck hat, man hätte mal wieder zwei Seiten erwischt. Tatsächlich passiert ist mir dies beim Lesen jedoch nie. Auch das Vorsatzpapier ist mal wieder sehr schön gestaltet. Es ist in sienna-braunen Farbtönen gehalten und zeigt die magische Brosche, ein Stück Pergament, den Griff eines Schwerts, eine Ledertasche und einen Teil eines zu einer Rüstung gehörenden Handschuhs.

Umschlaggestaltung, Ausstattung sowie die Verarbeitung des Comics überzeugen vom ersten Augenblick an und machen Lust darauf, den Comic in die Hand zu nehmen und darin zu schmökern. Die sehr schönen Zeichnungen lassen sodann keine Enttäuschung aufkommen, sondern untermauern vielmehr den guten Ersteindruck.


Fazit

Ein rundum gelungener Comic. Leider endet die Geschichte viel zu schnell. Zehn Seiten mehr hätten zu einem deutlich befriedigenderen Gesamteindruck geführt, denn der erste Teil endet, als die Erzählung eigentlich so richtig anfängt. Mein Tipp daher: warten, bis Band zwei erschienen ist, und sich beide Bände auf einmal reinziehen.


4 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo