London 1897. Während einer Zaubervorstellung erleidet der Bühnenmagier Brazenwood einen Zusammenbruch und wird kurz darauf von schattenhaften Gestalten gejagt und tödlich verletzt. Der junge Reporter Jonathan Kentham findet den sterbenden Brazenwood, und dieser übergibt ihm ein magisches Kleinod. Schon bald muss Jonathan feststellen, dass sich die Welt verändert hat. Eine Gruppe von Magiern hat in den Ruinen des untergegangenen Atlantis ein uraltes Siegel geöffnet, um ein neues Zeitalter der Magie einzuläuten ...
Autor: Bernd Perplies |
Die Grundidee der Handlung
Ein Magier bricht das uralte Siegel in den Ruinen des untergegangenen Atlantis und die Welt ist nicht mehr das, was sie einmal war. Überall spüren die Magier, dass etwas von großer Tragweite geschehen ist – so auch der Bühnenmagier Brazenwood, der während einer Vorstellung einen Schwächeanfall erleidet. Nach der Vorstellung, die er noch zu Ende bringen konnte, macht er sich zu Fuß auf den Weg nach Hause, um ein wenig die kühle Nachtluft zu genießen, als er einen Verfolger bemerkt. Schnell schmiedet er einen Plan, wie er diesen in die Falle locken kann, um festzustellen, dass er sich damit selbst in den ihm gestellten Hinterhalt manövriert hat. Dabei wird er tödlich verletzt und seine Angreifer lassen ihn, in der Gewissheit, dass er die schweren Verletzungen nicht überleben kann, in seinem Blut liegend zurück.
Jonathan Kentham, ein junger Reporter, kommt derweil die Straße entlang, nachdem er einen schönen Abend mit Elisabeth, seinem besten Freund Robert und Sarah verbracht hat. Jonathan eilt dem am Boden liegenden Mann zu Hilfe, doch außer einigen wenigen Worten und der dringenden Bitte, seinen Ring an sich zu nehmen, kann Jonathan nicht mehr herausbekommen. Er macht sich auf den Weg zur nahegelegenen Polizeistation, um Hilfe zu holen, doch kommt er dort nie an. Von diesem Abend an ändert sich nicht nur Jonathans Leben grundlegend …
Stil und Sprache
Bernd Perplies empfängt den Leser sogleich mit seinem schönen Stil, seiner bildreichen Sprache, die nicht zu einfach gehalten ist, sich aber stets flüssig lesen lässt. „Lautlos und schleichend kam er [der Nebel; Anm. der Redaktion] von der Themse her und dampfte durch Gullydeckel aus der Kanalisation, und seine dunstigen Arme umschmeichelten die in Reih und Glied stehenden Gaslaternen am Straßenrand“ (Seite 81). Auch wenn die Vergleiche und Metaphern in diesem Werk nicht so zahlreich und bildgewaltig sind, wie man es aus der „Tarean-Trilogie“ gewohnt ist, passt dieser vergleichsweise dezente Tonfall gut zur Geschichte. Nach und nach zeichnet der Autor ein Bild des viktorianischen Londons Ende des 19. Jahrhunderts und schnell wird sich der Leser in den wohl gesetzten Worten verlieren. Dabei wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Figuren das Geschehen in der dritten Person wiedergegeben, sodass der Leser nicht nur stets mehr weiß, als jede Figur für sich genommen, zudem bleibt der Spannungsbogen straff gespannt und lockt von einem Kapitel ins nächste. Zahlreiche mysteriöse Ereignisse, geheimnisvolle Figuren und intrigante Machenschaften sorgen für eine temporeiche, spannende Handlung. Geschichtliche Fakten, wie die des Wiener Riesenrads von Walter B. Basset und Harry Hitchins, fließen in die Geschichte ein; diese den Kapiteln vorangestellten Zeitungsausschnitte verleihen der Geschichte nicht nur mehr Authentizität, sondern vermitteln ein Gefühl für die damalige Zeit. Trotz der düsteren Ereignisse blitzt immer wieder Humor – wenn auch bisweilen hinter der Kenntnis literarischer Werke versteckt – hervor und zaubert ein Lächeln ins Gesicht des Lesers.
Die zahlreichen Handlungsstränge und Ereignisse steuern unaufhaltsam auf den Höhepunkt der Geschichte zu, der den Leser keineswegs enttäuschen wird. Lediglich das sehr offene Ende lässt ihn ungeduldig mit den Hufen scharren …
Figuren
Zahlreiche Figuren bevölkern diese Geschichte und füllen sie mit Leben, wie der scheinbar grummelige Großvater Kendras, Giles McKellen, die besten Freunde Jonathan und Robert, Dunholms langjähriger Diener Randolph (der dem Leser schnell ans Herz wächst) und viele mehr. Einige davon begleitet der Leser das Ganze Buch hindurch, wie beispielsweise den jungen Journalisten Jonathan, dessen verantwortungsvolles Leben sich an einem schicksalsträchtigen Abend völlig verändert. Auch Jupiter Holmes sorgt mit seiner eigenwilligen, exzentrischen Art für nicht wenige Lacher: „Man soll sich nicht dafür schämen, wer man ist. Würde ich das tun, käme ich aus der Verlegenheit gar nicht mehr heraus“ (Seite 244). Andere Figuren hingegen verschwinden von der Bildfläche – so wie Albert Dunholm, der als Bühnenmagier Magister Hieronymus Brazenwood das Publikum begeistert, als Erster Lordmagier von London aber nicht nur Tricks, sondern vor allem echte Magie beherrscht. Gemeinsam haben alle, dass sie liebevoll ausgearbeitet sind und man sich nur schwerlich vorstellen kann, dass sie lediglich der Fantasie des Autors entsprungen sein sollen.
Aufmachung des Buches
Auch dieses Werk Bernd Perplies‘ ist als Klappenbroschur erschienen. Das Cover zeigt die (verwandelte) „Nautilus“, die eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Roman spielt. Die dezente Farbwahl passt sehr gut und vermittelt einen eleganten Eindruck.
Am Ende des Buches, nach der Danksagung des Autors, ist ein Personenverzeichnis („Dramatis Personae“) abgedruckt.
Da mir zum Zeitpunkt der Rezension lediglich die Druckfahne vorliegt, können vorerst keine weiteren Aussagen zur Aufmachung des Buches gemacht werden.
Fazit
Bernd Perplies hat mit „Magierdämmerung – Für die Krone“ einen überaus lesenswerten Auftakt zu seiner neuen Trilogie vorgelegt. Mit einer schönen Sprache und einer spannenden Handlung weiß er seine Leser in die Geschichte hineinzuziehen, sodass man auf die Fortsetzung gespannt sein darf. Von meiner Seite gibt es eine klare Leseempfehlung!
Hinweise
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