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Europa im frühen 15. Jahrhundert: Als die junge Buchillustratorin Anna in Reims den reichen Händler Gabriel VanCleve kennen und lieben lernt, ahnt sie nicht, dass er ein Priester ist – ausgesandt um sie, die bibelabtrünnige Bibelübersetzerin, zu enttarnen. Zerrissen zwischen Ketzerei und Mord, Verrat und Verfolgung suchen Anna und Gabriel einen Weg für ihre Liebe jenseits aller erstickenden Glaubens- und Standesgrenzen …

 

  Autor: Brenda Vantrease
Verlag: Limes
Erschienen: 17.09.2007
ISBN: 978-3-809-02496-5
Seitenzahl: 607 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die Grundlage dieser Geschichte bildet die Umbruchszeit von John Wycliff und Jan von Hus. Der Machtkampf der Kirche gegen die Lollarden und deren Verfolgung dienen als Schauplatz in diesem Buch. Die Idee der Autorin ist nicht nur die, eine einfache Liebesgeschichte im frühen 15. Jahrhundert zu erzählen, sondern diese eng mit den damaligen politischen Ereignissen und deren daraus resultierenden Problemen zu verweben, die den einstigen Berufsstand der Schriftenhändler und Illuminatoren besonders traf. Sympathisierte einer dieser Händler mit den Anhängern Wycliffs oder Hus`, wurde versucht, diese der Ketzerei zu überführen.


Stil und Sprache
Brenda Vantrease erzählt ihre Geschichte bewegend und mit einer oft brutal wirkenden Offenheit. Schonungslos zeigt die Autorin nicht nur die schöne und gute Seite des damaligen Lebens, sondern hat keine Scheu, dem Leser auch die menschlichen Abgründe vorzuführen. Zur Abschreckung hat man in Prag die Körper oder auch nur die Köpfe von Hingerichteten öffentlich auf einem Spieß zur Schau gestellt und es der Natur – oder den Vögeln – überlassen, was daraus wurde. Wenn sich so mancher Leser an solchen Schilderungen stoßen wird, so sei aber bemerkt, dass diese nicht reißerisch oder blutrünstig beschrieben sind, sondern einfach so wiedergegeben sind wie es damals war.
Vantraese nimmt den Leser mit in die Zeit und lässt ihn daran teilhaben, da sie niemals wertend eine Szene beschreibt, sondern den Leser nur hinführt, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Bild zu machen. Mit lebendiger und mitreißender Sprache zeichnet sie das beginnende 15.Jahrhundert und verwebt geschickt Tatsachen und Fiktion.
Brenda Vantraese kommt ohne Kitsch und Klischees aus, was die Härte der damaligen Zeit und den Kampf der Kirche sehr realistisch und glaubwürdig vermittelt.
Der Nachfolgeband von „Der Illuminator“ ist ebenso spannend und vielschichtig geschrieben wie der erste Teil, den man aber nicht unbedingt gelesen haben muss. Allerdings erleichtert es das Verstehen und Nachvollziehen einiger Handlungen.


Figuren
Ein Priester, dessen Hauptaufgabe es ist, Ablassbriefe zu vertreiben, wird beauftragt diejenigen zu finden und zu enttarnen, die die ketzerischen Schriften erstellen und verbreiten. In welchem Zwiespalt muss sich so ein gläubiger Mann befinden, wenn er sich dann verliebt. Grandios fängt die Autorin die innere Zerrissenheit Bruder Gabriels ein und auch die Unsicherheit Annas, die letztendlich vom vermeintlichen reichen Händler VanCleve verlassen wird.
Alle Figuren sind lebendig und so unterschiedlich wie das Leben gezeichnet. Niemals gibt es reine „gut-und-böse“ Figuren, sondern sie zeigen sich in den verschiedensten Schattierungen. Annas Ängste und Misstrauen, aber auch die Suche nach Liebe werden nachvollziehbar und sehr glaubhaft dargestellt. Die unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten werden nicht langatmig beschrieben, sondern scheinen so ganz nebenbei Leben eingehaucht zu bekommen. Eine der Stärken der Autorin ist es, das nicht „Übermenschen“ und reine Helden und Schönheiten die Hauptfiguren sind, sondern Menschen mit allen Stärken und Schwächen, die ebenso fehlbar wie auch sterblich sind.


Aufmachung des Buches
Wie schon der erste Band, „Der Illuminator“, ist auch diese gebundene Ausgabe in einer auffälligen und ungewöhnlichen Aufmachung erschienen. Der kartonierte Umschlag ist olivfarben und das Lesebändchen ist im selben, leicht goldenen, Farbton gehalten. Auf dem Schutzumschlag sieht man eine sitzende junge Frau in Kleidung des Mittelalters, welche in einem illuminierten Buch liest. Umrahmt wird dieses Motiv von floralem Muster in hellem, saftigem grün, das als Banner auch den Untergrund für Titel und Autor dient.
Als Einleitung in jedes der 42 Kapitel dient schon wie im ersten Teil ein Zitat oder ein Spruch einer historischen Persönlichkeit. Abgerundet wird die schöne Ausgabe noch mit einer Anmerkung und Danksagung der Autorin.


Fazit
Ein äußerst spannendes und mit vielen Ereignissen gespicktes Buch, welches intelligent und interessant auch die damaligen politischen Geschehen auf leichte und verständliche Weise vermittelt. Eine sehr gelungene Fortsetzung des ersten Bandes, was aber das Lesen dieses nicht unbedingt voraussetzt.
Wer Wert auf gut recherchierte geschichtliche Hintergründe legt, wird in diesem Buch eine hervorragende Kombination von Roman und Historie finden. Empfehlenswert!


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Band 1: Der Illuminator

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