Smaller Default Larger

Schließlich kroch der Dämon in den Salon. Grausig zischend strich er an den Regalen entlang. Doch das Grausigste war, dass Anders wusste, was er suchte. 

Seit der Graf von Zweiseelen den schwarzen Karfunkel mitgebracht hat, plagen den zwölfjährigen Anders furchtbare Albträume. Denn mit dem Edelstein kam auch das Unglück nach Zweiseelen: Unheimliche Lichter irren umher, geheimnisvolle Bücher tauchen auf - wie aus dem Nichts. Was bringt Lorenz, den Knecht, dazu, schatzgraben zu gehen und Dämonen zu beschwören? Und warum taucht gerade jetzt die furchtlose Thekla auf? Anders weiß, dass er dem Geheimnis des Karfunkels nachspüren muss.

 

Der_schwarze_Karfunkel_02 

Autor: Wieland Freund
Verlag: Beltz & Gelberg Verlag
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-407-79969-2
Seitenzahl: 147 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Andes ist ein zwölfjähriger Waisenjunge, der auf dem Gut mit Namen "Zweiseelen" lebt. Der Graf hat sich seiner angenommen und Anders macht sich nützlich, so gut er kann. Eines Tages kehrt der Graf wieder einmal von einer seiner Reisen zurück. Wie immer bringt er einen Stein mit nach Hause, denn Hochgeboren ist ein Steinesammler. Diesmal hat er einen ganz besonderen Stein mitgebracht - es handelt sich um den schwarzen Karfunkel. Ein Stein, der auf der Erde eigentlich nicht existieren dürfte, denn es gibt nichts was ihm gleicht. Mit der Ankunft des Steins nehmen auch seltsame Ereignisse ihren Lauf. Seltsame Bücher tauchen auf und der Knecht Lorenz überredet Anders zum Schatzgraben. Dabei beschwören sie einen Dämonen, der fortan Zweiseelen heimsucht.

Die Geschichte ist zunächst ein wenig holprig geschrieben, was den Einstieg erschwert. Gegen Ende wird sie dann deutlich runder und flüssiger lesbar, was dem Lesevergnügen deutlich zuträglich ist. 


Stil und Sprache

Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht eines Erzählers in der dritten Person wiedergegeben. Zu Beginn des Buches wirken die Sätze irgendwie unzusammenhanglos aneinander gereiht. Kurze, plumpe Sätze, die vermutlich einfach lesbar sein sollen, verhindern, dass beim Lesen die dazugehörigen Bilder im Kopf entstehen. Der Sinn des Gelesenen erschließt sich nur widerwillig und es ist schwer, der Handlung zu folgen. Zu schnell wechseln die Szenen, zu viele Informationen sind ohne erkennbare Zusammengehörigkeit aneinander gefügt. Ab dem zweiten Drittel wird das Ganze dann schlüssiger, die Handlung wird greifbar und die Zusammenhänge werden zunehmend erkennbar. Nach wie vor sind die Sätze aber sehr kurz formuliert und immer wieder gibt es Textpassagen, die irgendwie unfertig wirken. 
Die Sprache selbst ist leicht altertümlich, die weitschweifige Art, die eine altertümliche Sprechweise auszeichnet, findet man im Buch aber leider nicht. Stattdessen sind des öfteren zwei Halbsätze per Bindestrich zu einem Satz verknüpft. Dadurch entsteht beim Lesen ein unfertiger, beinahe stenohafter Stil, der einen flüssigen Lesefluss im Keim erstickt. Beschreibungen von Begebenheiten oder des Umfelds werden oft in Form eben dieser Halbsätze in den Text eingewoben, entsprechend knapp und wenig bildhaft fallen sie aus. Auch mangelt es der Geschichte gehörig an Tempo. An keiner Stelle des Textes nimmt die Erzählung so richtig Fahrt auf. Spannung kommt zunächst überhaupt nicht auf, und auch später reißt einen die Handlung nicht gerade vom Hocker, zumal die Ereignisse reichlich vorhersehbar sind. Doch immerhin konnte mich die Story ab der zweiten Hälfte so weit fesseln, dass ich beim Lesen nicht ständig unterbrochen habe. Zu Beginn habe ich das Buch nicht selten lustlos aus der Hand gelegt, so dass ich für die recht kurze Büchlein mehrere Tage benötigt habe - und das, obwohl es einen geübten Leser höchstens 2-3 Stunden in Anspruch nehmen dürfte.


Figuren

Die Figuren sind, mit Ausnahme von Anders, sehr blass und eindimensional. Die gesamte Handlung dreht sich ausschließlich um den etwas beschränkt wirkenden Anders und dieser ist als einziger ausführlicher beleuchtet. Er wird unmittelbar mit allen Ereignissen konfrontiert, doch teilt er sein Wissen nie, wodurch sich alles immer weiter verkompliziert. Sein Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar, auch konnte ich mich nie mit ihm identifizieren. Sein Verhalten ist eher dumm und er ist ausgesprochen naiv.
Die Nebencharaktere werden nicht näher beleuchtet, sie haben lediglich Statistencharakter, ihr Verhalten ist ausgesprochen stereotyp, wodurch sie beliebig austauschbar wären. Jeder hat seine feste Rolle und agiert entsprechend. Auch spielen alle Charaktere neben Anders nur eine untergeordnete Rolle.

Alle Personen des Besuches scheinen extrem abergläubisch zu sein. Sehr leichtfertig glauben sie an das Wirken finsterer Mächte und lassen sich zudem von dem Mönch Bram sehr stark einschüchtern. Keiner scheint auch nur über einen Funken klaren Menschenverstand zu verfügen. Nur die furchtlose Thekla ist nicht bereit, an den ganzen Hokus Pokus zu glauben. Warum aber ausgerechnet sie kühl und abgeklärt bleibt, erschließt sich dem Leser jedoch nicht, es ist einfach so. Der dargestellte extreme Aberglaube dürfte zwar in die entsprechende Zeit passen, er wirkt für meinen Geschmack aber trotzdem ein wenig zu aufgesetzt.


Aufmachung des Buches
"Der Geist von Zweiseelen" wird als sehr schönes, hochwertig gebundenes Buch verlegt. Die Gestaltung des Einbands wurde nur sehr weitläufig an die des ersten Bands angelehnt - es wurde eine andere Schriftart für den Titel gewählt und auch das Cover wurde in einem anderen Stil gestaltet. Lediglich der schwarze Karfunkel ziert erneut, mit Spotlack hervorgehoben und leicht erhaben, das Buch. Er ist auf dem Buchrücken und auf dem Buchdeckel zu finden, im Buchregal stehend ist daher die Zugehörigkeit zur Serie klar erkennbar.

Zu Beginn jedes Kapitels wird der Ring mit dem Karfunkel abgebildet. Weitere Bilder gibt es nicht. Das Vorsatzpapier wurde diesmal in Blau gehalten, was zur Farbe des Einbands passt.


Fazit

Die Serie um den schwarzen Karfunkel wird mit diesem Band eher schlecht als recht fortgesetzt, "Der Geist von Zweiseelen" ist leider noch nicht mal als guter Durchschnitt zu bezeichnen - bleibt abzuwarten wie die Serie weitergeht. Trotzdem gelingt es Wieland Freund, den schwarzen Karfunkel in ein gänzlich anderes Umfeld zu bringen und den Bezug zum ersten Band "Tulpenfieber" zu erhalten. Der Vorgängerband war allerdings bei weitem besser lesbar und auch sprachlich ausgefeilter. Doch ab der Hälfte des Buches stellt sich ein gewisses Lesevergnügen ein, so dass es kein kompletter Fehlgriff ist. 


2 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Beltz und Gelberg-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo