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Das Ritual des Totengotts

Eine Serie von grauenhaften Morden erschüttert Mexico: Den Opfern wird bei lebendigen Leib das Herz herausgerissen und auf die Brust gelegt, neben dem Leichnam befindet sich stets ein handgefertigtes Kreuz. Experten sehen darin die Wiederkehr eines alten Maya-Kultes. Schleierhaft nur, wer dahinterstecken könnte. Allein der angesehene Archäologe Lyman Tingley scheint mehr zu wissen. Doch ehe er sich seinem ehemaligen Schüler Scott Daggart anvertrauen kann, ist Tingley tot. Sein Herz wurde herausgerissen, neben dem Leichnam ein handgefertigtes Kreuz.

 

Der_letzte_Kodex  Autor: Tom Isbell
Verlag: rowohlt
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-499-25311-9
Seitenzahl: 479 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Archäologe Lyman Tingley behauptet den 5. Kodex, eine unbekannte Bildhandschrift der Maya, entdeckt zu haben. Er wendet sich an seinen ehemaligen Schüler Scott Daggert mit der Bitte um Hilfe. Bevor Daggert herausfindet, was es mit den kryptischen Hinweisen seines Lehrers auf sich hat, wird Lyman ermordet. Und zwar auf dieselbe Art, wie es nach alten Überlieferungen einst eine ganz bestimmte Maya-Sekte praktizierte. Da die Polizei keine näheren Anhaltspunkte hat, rückt Daggert auf ihrer Verdächtigenliste ganz nach oben. Um sich von den Verdächtigungen zu befreien, beschließt dieser -  ein kampferprobter, ehemaliger Militärpilot - selbst zu ermitteln. Durch seine archäologische Ausbildung und die seltsamen Hinweise des verstorbenen Tingley, kommt er bald auf die Spur des verschollenen 5. Kodex. Doch nicht nur er hat Interesse an dem Artefakt und so kleben plötzlich nicht nur die Polizei, sondern auch einige sehr gefährliche Männer an seinen Fersen, die jeden töten, der ihnen in die Quere kommt.

Die Idee ist interessant und gut gewählt, besonders, da das "magische" Datum 12. Dezember 2012 immer näher kommt, an dem der Mayakalender plötzlich endet. Da immer wieder Artefakte der verschiedensten Kulturen entdeckt werden, wäre auch das Auffinden eines 5. Kodex durchaus im Bereich des Denkbaren.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt sehr spannend und da die Handlung überwiegend aus Sicht der Hauptperson Scott Daggert erzählt wird, taucht der Leser sehr bald in die Geschichte ein. Nur manchmal wechselt der Autor zur Sicht eines anderen Protagonisten oder zu der des allwissenden Erzählers. Jede Figur wird im Zuge ihres ersten Auftrittes kurz charakterisiert, wodurch alle relevanten Personen gut in die Geschichte eingeführt und ihnen zugleich gewisse Fähigkeiten und eine bestimmte Ausgangsposition zugewiesen werden. Die Hauptperson Daggert wird durch seinen Hintergrund als interessanter und gefährlich angehauchter Mann vorgestellt, mit dem man sich gut identifizieren kann. Leider schafft es der Autor nicht, die anfänglich sehr hohe Spannung das ganze Buch über beizubehalten. Einige Szenen sind nicht immer ganz glaubwürdig, vor allem da sich Daggert - trotz seiner vergangenen Kampfausbildung - oft sehr naiv anstellt. Durch seine vom Feind erwarteten Handlungen kommt es fast immer zu Konfrontationen, denn seine Verfolger lauern ihm an den diversen Handlungsschauplätzen entweder bereits auf oder treffen kurz nach ihm dort ein. Dadurch wirken einige Handlungen Daggerts für den Leser sehr vorausschaubar und manche seiner Entscheidungen nicht ganz nachvollziehbar. Erst im Lauf der Handlung kommt heraus, dass es drei Bösewichte gibt, die mehr oder weniger gut miteinander kooperieren. Dadurch fallen ab und zu etwas eigenartigen Entscheidungen. So wird Daggert, ohne sein Wissen,  von den Antagonisten dazu benutzt, den echten Kodex zu finden, trotzdem muss er sich bei seiner Suche immer wieder gegen gedungene Mörder wehren. Ana, die durch den Tod ihres Bruders ebenfalls in die Gescichte verwickelt wird, kann sich am Anfang nicht entscheiden, ob sie Daggert helfen oder an den Feinden ausliefern soll. Schließlich entscheidet sie sich, Daggert bei der Suche nach dem 5. Kodex zu helfen.

Obwohl der Schreibstil des Autors durchaus spannend ist und auch das Thema sehr anspricht, verliert die Geschichte durch die unpassenden Handlungen und Entscheidungen der Protagonisten etwas an Glaubwürdigkeit und dadurch an Spannung. Dass Ana mit blutbefleckten Kleidern aus dem Krankenhaus flüchtet und nicht von dem Polizisten, mit dem sie spricht, aufgehalten wird, ist schwer zu glauben. Auch Daggerts Flucht durch den Dschungel, mit verletzem, geschwollenem Knöchel und einer Kugel im Arm, die er sich selber zu entfernen versucht und die ihm schließlich von den Eingeborenen mit einem dünnen Holzstock herausoperiert wird, ist nur bis zu einem gewissen Punkt glaubhaft. Spätestens ab hier wird die Geschichte im weiteren Verlauf immer phantastischer und der Hauptcharakter immer heldenhafter.

Leider ist die Übersetzung an einigen wenigen Stellen nicht optimal gelungen, da Aussagen wie: "Da steige ich immer noch nicht durch." oder "Aber vielleicht hauen Sie ja diesmal nicht so auf die Kacke." in einem Gespräch ziemlich irritierend wirken können. 


Figuren
Scott Daggert ist ein ehemaliger Hubschrauberpilot mit einer speziellen Kampfausbildung. Sein Mantra in allen kritischen Lebenslagen heißt: "Entspann dich." Er wird als sehr interessanter und ernst zu nehmender Protagonist eingeführt, leider benimmt er sich besonders im ersten Drittel der Geschichte jedoch schrecklich naiv. Obwohl um ihn herum die Leute, mit denen er zu tun hat oder hatte, nacheinander eines unnatürlichen Todes sterben, kommt er lange nicht auf die Idee, dass er etwas damit zu tun haben könnte. Plötzlich macht er eine charakterliche Wandlung durch: je schwerer er verletzt wird, umso größer werden sein Durchhaltevermögen und seine kämpferischen Fähigkeiten. So schafft er es beispielsweise, mit einem verletzten Knöchel, einer frisch "operierten" Kugelwunde in der Schulter, einem Messerschnitt über Rippen und Bauch entlang, und gebrochene Rippen nach einem mörderischen Zweikampf mit den Mörder "El Cocodrilo" meterlang durch einen unterirdischen Flusslauf zu tauchen, um Ana zu Hilfe zu kommen. Ana, die von Daggerts Widersachern bedroht wird, schließt sich dem Archäologen an und entwickelt sich im Lauf der Geschichte von der verschüchterten, bedrohten Frau, zu einer mutigen Partnerin Daggerts, die später in einer fast aussichtslosen Situation unglaubliche körperliche Kräfte entwickelt.
Del Weaver rettet Daggert das Leben, in dem er ihn hinterrücks niederschlägt und so kurzfristig außer Gefahr bringt. Weaver outet sich als Sekretär des Antagonisten, handelt jedoch zum größten Teil wie ein ausgebildeter Spion. Leider wird er dann durch einen vorhersehbaren und dämlichen Anfängerfehler getötet.
Die Bösewichte sind zu Dritt. Der sadistische "El Cocodrilo" ist der Mann fürs Grobe und für die Morde zuständig. Dass die Mordanschläge auf Daggert nicht den erwarteten Erfolg haben, ägert ihn ziemlich. Seine beiden "Partner", die fanatischen Führer der Sekte Right America, wollen den 5. Kodex für ihre dunklen Zwecke benutzen und ein neues Zeitalter einläuten. Die Beiden treten allerdings erst im späteren Verlauf der Handlung persönlich in Erscheinung.

Anfangs, solange die Figuren ihrem eingeführten Charakter gemäß handeln, kann sich der Leser sehr gut mit der Hauptperson identifizieren. Leider agiert Daggert im Lauf der Story oft sehr vorhersehbar und in manchen Situationen etwas zu heldenhaft. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat eine angenehme Mitnehmgröße. Das Cover ist in Gau, Gold, Schwarz gehalten und zeigt ein Kreuz auf einer Scheibe mit Maya-Schriftzeichen. Die Farbgebung unterstreicht das geheimnisvoll-interessant wirkende Motiv und passt somit ebenso gut zur Geschichte wie der Rückseitentext, der zum Durchblättern einlädt. Der Roman beginnt mit einem interessanten Prolog, der zum Weiterlesen animiert und wird nach der letzten Seite von einem kurzen Epilog beschlossen.


Fazit

Das Buch ist eindeutig Geschmackssache. Es beginnt sehr spannend und löst dadurch eine große Erwartungshaltung aus. Die Spannung fällt dann zwar auf ein etwas niedrigeres Level, hält aber bis zum Ende des Buches gut durch. Kritische Leser werden sich möglicherweise mit den teilweise vorhersehbaren und manchmal etwas seltsamen Entscheidungen und Handlungen der Protagonisten nicht so ganz anfreunden können. Bücherfreunde, die ein unkompliziertes Abenteuer lesen wollen und denen es nichts ausmacht, wenn einige Situationen vielleicht nicht immer ganz realistisch sind, werden bestimmt viel Spaß mit dem Buch haben.


3 Sterne


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