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1776: Amélie muss aus Paris fliehen, nachdem ihr Mann tot ins einer traditionsreichen Parfümerie liegt. Sie hat nur noch ihre Tochter Linnea - und den Schatz ihres Wissens. Keine kennt die Welt von Sandelholz und Lavendel wie sie. Sie kehrt in ihre alte Heimat zurück: Auf den windumtoste Insel Mont-Saint-Michel. Zum Missfallen der Kirche eröffnet sie eine Duftwerkstatt. Als sie vor ihrer Tür eine bestimmte Essenz findet, ahnt sie, dass sie sterben soll, sobald ihr Mörder sein tödliches Parfüm für sie vollendet hat.

 

Das_blutrote_Parfuem 

Autor: Sina Beerwald
Sprecher: Regine Schroeder
Verlag: Radioropa Hörbuch
Erschienen: Juli 2010
ISBN: 978-3-8368-0556-8
Spieldauer: 562 Minuten, 1 MP3-Daisy-CD; ungekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Nach dem unglücklichen Tod ihres Mannes flüchtet sich Amélie in ihre alte Heimat auf den Mont-Saint-Michel. Sie will mit ihrer 16-jährigen Tochter Linnea bei ihren Eltern, die sie seit ihrem Weggang nach Paris nicht mehr gesehen hat, unterkommen. Doch auf dem Mont wird der mondänen Pariserin kein herzlicher Empfang zuteil. Nach und nach erkennt Amélie, dass vieles nicht mehr so ist wie damals, als sie hier ihre Jugend erlebte. Obwohl sie alles andere als willkommen ist, will Amélie auf dem Mont Fuss fassen und eine Parfümwerkstatt eröffnen. Ganz anders als ihre Tochter Linnea, die so schnell wie möglich nach Paris zurückkehren möchte. Da geschehen zwei Todesfälle - und beide Leichen duften nach Essenzen, die Amélie auf den Mont mitgebracht hat. Die Grundgeschichte von Autorin Sina Beerwald hat großes Potential und lässt viele Wendungen zu. Dennoch kommt dieser Roman kaum über ein Mittelmass hinaus, weil die Figurenzeichnung viele Fragezeichen aufwirft. Kaum eine der Hauptpersonen vermag es, die Zuhörer wirklich zu fesseln. Wohl im Bemühen, kantige Persönlichkeiten zu schaffen, ist Autorin Sina Beerwald etwas übers Ziel hinaus geschossen. Amélie, aber auch Linnea, sind unglaubwürdig und selbst Daniel oder der kantige Kutscher vermögen nicht zu überzeugen. Besonders ermüdend wirken sich im Verlaufe des Romans die vielen Ausflüge in die Welt der Düfte aus.


Darstellung des Hörbuches
Sprecherin Regine Schroeder verwendet viel Mühe darauf, die Stimmen je nach sprechender oder handelnder Person zu nuancieren. Doch sackt das so oft weg, dass sie damit nicht zu überzeugen vermag. Im Gegenteil: Oft behält Regine Schroeder den nuancierten Tonfall bei, wenn sich die Szenerie bereits wieder verändert hat. So ist es nicht immer ganz einfach, bei der Stange zu bleiben und dem Handlungslauf zu folgen. Die angenehme Stimme der Sprecherin und die im Grundsatz ruhige Wiedergabe des Textes wären im Prinzip dazu angetan, sich ganz auf die Geschichte einzulassen. Doch durch die oft atemlose Lesung - ein paar "Absätze" an den richtigen Stellen täten dem Hörbuch sehr gut - bleibt die Spannung weitgehend auf der Strecke. Emotionslos präsentiert die Sprecherin auch die Welt der Düfte, so, als wäre dieses Thema weit von ihr entfernt. Damit sind die Duftwelt-Einschübe schon nach kurzer Zeit nichts anderes mehr als nervig. Es vermag weder Atmosphäre entstehen, noch mag man sich die Geschichte bildlich vorstellen.

Dass dann auch noch ärgerliche Textwiederholungen (falscher Schnitt) und sehr viele technische Unsauberkeiten hinzukommen, tut dem Hörbuch "Das blutrote Parfüm" gar nicht gut. Bedauerlicherweise hat der Verlag auch darauf verzichtet, das Hörbuch mit passender Hintergrundmusik anzureichern. Gerade bei Szenenwechseln hätte eine solche durchaus zu einer besseren Atmosphäre beitragen können.


Aufmachung des Hörbuches
Sehr angenehm ist das MP3-Daisy-Format. Mit einer Einschränkung: Die Schnitte müssen zwingend überarbeitet und sauberer ausgeführt werden. Hier war entweder ein überforderter Profi oder ein zu wenig ausgebildeter Laie am Schnittpult. Leider ist die Ausstattung des Hörbuchs sehr dürftig: Weder ein überzeugendes Begleitheft, noch ein Personenverzeichnis (bei den vielen Mitwirkenden wäre dies gar nicht verkehrt) oder eine vertiefte Einführung auf das Thema sind darin zu finden. Wie gewohnt gibt es jeweils ein Portrait der Autorin und der Sprecherin. Schade ist, dass Radioropa hier nicht auf den Kartonschuber zurück gegriffen hat. Wer sich das Hörbuch online besorgt, muss damit rechnen, eine splittrige Hülle zu bekommen.


Fazit
Hier wurde ein wenig überzeugender Roman in ebensolcher Weise verarbeitet. Mit ein wenig mehr Sorgfalt und einer ambitionierteren Sprechweise hätte aus dem mittelmässigen Grundstoff allerdings noch etwas herausgeholt werden können. So aber bleibt "Das blutrote Parfüm" ein Hörbuch, dass man nicht unbedingt in seiner Hörbuch-Bibliothek stehen haben muss. Beerwald-Fans, die von der Autorin schon erheblich Besseres serviert bekamen, werden gleichermaßen enttäuscht sein wie Leute, die auf eine gute Verarbeitung von Hörbüchern Wert legen. Bei diesem Hörbuch lohnt es sich eindeutig, zuerst hineinzuhören, bevor es gekauft wird.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Hörbuch kaufen bei: amazon.de

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