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Friedliche Feiertagsstimmung zwischen den Jahren. Doch die Ruhe der österreichischen Kleinstadt Furth wird jäh gestört. In einer eiskalten, schneereichen Nacht wird dem alten Sebastian Wilfert auf mysteriöse Weise der Kopf zermalmt. Seine siebenjährige Enkelin Katharina findet seine Leiche vor der Scheunenauffahrt und spricht ab dem Moment kein Wort mehr.Kommissar Ludwig Kovacs hat sich eigentlich auf ein romantisches Silvesterwochenende mit Freundin Marlene gefreut. Das fällt jetzt flach, denn die schwierigen Ermittlungen nehmen ihn voll und ganz in Anspruch. Hilfe erhofft er sich von Raffael Horn, dem behandelnden Psychiater des kleinen Mädchens. Kann er Katharina zum Sprechen bewegen? Hat sie den Mörder ihres Großvaters gesehen? Da kommt es zu weiteren, höchst beunruhigenden Zwischenfällen ...

 

Die_Suesse_des_Lebens  Autor: Paulus Hochgatterer
Verlag: dtv
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3423210942
Seitenzahl: 293 Seiten
 

Die Grundidee der Handlung
Die Geschichte, die ich nicht eindeutig als Kriminalgeschichte zu benennen wage, ist vom Gesichtspunkt einiger zum Teil psychopathischer Persönlichkeiten ein wenig wirr erzählt, wobei der Kriminalfall selber, seine Auflösung, das wichtige Element des Spannungsaufbaus und das Entwirren von Rätseln für mich zu stark in den Hintergrund gerät. Die Hinweise auf die Identität des Mörders sind karg, das Ende und die Auflösung abrupt und für mich persönlich unglaubwürdig. Dem Leser bleibt es nach der letzten Seite überlassen, über die Hintergründe, die Motive und den Tathergang zu grübeln und meines Erachtens geht dieser Roman mehr in Richtung „Bericht einer Psychotherapie“ als Kriminalgeschichte.


Stil und Sprache
Der Schreibstil des Buches differiert - einige Passagen werden in der Gegenwart und aus der Sicht des Erzählers beschrieben, die psychisch gestörten Persönlichkeiten kommen in der Gegenwart und in der Ich-Erzählform zu Wort und der Rest des Buches wird in der Mitvergangenheit aus der Sicht des Erzählers beschrieben. Ein im Grunde laufender Wechsel, der zwar den Szenenwechsel deutlich veranschaulicht, jedoch zu häufig statt findet. Ein weiterer Aspekt ist für mich die mangelnde Spannung, die ja eigentlich für einen Kriminalroman unabdingbar ist. Man kann als Leser keinen roten Faden erkennen, der sich durch das Geschehen zieht. Dem mysteriösen Leichenfund im Schnee, Sebastian Wilfert, wird auch im Laufe der Geschichte nicht viel an Fakten hinzu gefügt. Hochgatterer liefert zwar einige wenige Indizien wie z.B. Reifenspuren im Schnee, insgesamt wird jedoch meines Erachtens zu wenig auf den Mordfall und dessen Auflösung eingegangen.

Zutiefst gestört hat mich auch die Tatsache, dass in diesem Buch Personen zu Wort kommen, die sich fast ausschließlich des Fäkaljargons bedienen. Mich als Leser lassen die im Buch verwendeten obszönen Ausdrücke dermaßen angewidert zurück, dass sich mir die Frage aufdrängt, ob man eine sozial niedrig gestellte Schicht bzw. ungebildete und verrohte Menschen nicht auch anders darstellen kann als durch solche sprachlichen Abgründe. Ich hatte mir ein gewisses Niveau erwartet, musste aber nach Lektüre dieses Buches feststellen, dass meinen Erwartungen hier nicht entsprochen wurden. Paradoxerweise äußert sich Hochgatterer über die Figur des Psychiaters Horn im Gespräch mit einem Süchtigen folgendermaßen: „Ich lege einen gewissen Wert darauf, nicht zu eurer Gesellschaft zu gehören, auch sprachlich nicht.“ Scheinbar gehen die Meinung des besagten Protagonisten und die Meinung des Autors hier nicht konform.


Figuren
Der Autor überhäuft den Leser regelrecht mit einer unendlichen Fülle von Namen – sofern ich mich nicht verzählt habe, ist dies immerhin eine stattliche Anzahl von über 200 verschiedenen Personen, die Hochgatterer in nur 294 Seiten Revue passieren lässt. Es scheint fast, als hätte er ein Buch mit Vornamen zur Hand und versuchte, so viele davon wie nur möglich in seine Geschichte einzubauen. Der Leser hat kaum eine Chance, sich anhand dieser Überfülle zu orientieren, geschweige denn, sich alle Namen zu merken. Hier wäre eine Erläuterung im Anhang ein Ansatzpunkt gewesen.

Obgleich der Autor sich vieler Namen bedient bleiben die Charaktere flach und unpersönlich – der Leser hat kaum die Möglichkeit, zu einer Figur Bezug aufzubauen oder sich für einen Protagonisten zu erwärmen. Zu rasch die Abfolge der Handlungen, zu wirr das Denken und die Taten bestimmter Personen.

Die Familie des Opfers wird lediglich am Rande erwähnt, der Leser erfährt wenig bis gar nichts über das Familienleben und auch die Familie Gasselik, die eine bedeutende Rolle im Buch spielt, bleibt dem Leser fremd. Das Hauptaugenmerk des Autors liegt eindeutig auf zwei "gestörten Persönlichkeiten", denen im Buch viel Raum gewidmet wird. Einer davon kristallisiert sich im Verlauf des Buches als Björn Gasselik heraus, bei der zweiten Person handelt es sich um den Priester des Ortes. Die Geschichte dieser beiden wird dem Leser jedoch durch eingeschobene Seiten in "Ich-Erzählform" geboten und so erahnt man erst im Verlauf vieler Seiten, um wen es sich handelt.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein Taschenbuch mit dezenter, aber sehr wirkungsvoller Optik. Sowohl die Farbgestaltung als auch das Motiv, die gefrorene Rose, wirken anziehend und erwecken Neugier auf den Inhalt. Wie bereits zuvor erwähnt, wäre anhand der Überfülle von Personen, die in diesem Buch vorkommen, eine Erklärung im Anhang unabdingbar.


Fazit
Ich kann dieses Buch auf keinen Fall weiter empfehlen und ein Liebhaber des klassischen Kriminalromanes wird von diesem Buch möglicherweise enttäuscht sein. Aufgrund des verwirrenden Aufbaus und besagter Fäkalsprache war es für mich eine negative Leseerfahrung. "Die Süsse des Lebens" bekommt von mir deshalb auch nur das Minimum in der Bewertung, einen Stern.


1 Stern


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