Nichts ist je vergeben und nichts vergessen …
Als die Leiche eines Mannes auf einem Londoner Friedhof gefunden wird, ahnen DCI Grant Foster und seine Kollegin Heather Jenkins nicht, wie weit sie die Suche nach dem Mörder in die Vergangenheit führen wird. Immer mehr Opfer fallen einem geheimnisvollen Killer zum Opfer, doch was die Ermordeten verbindet, ist unklar. Bis Nigel Barnes, ein Spezialist für Ahnenforschung, erkennt, dass die Spur ins Jahr 1879 zurückreicht. Damals hatte der »Kensington Killer« London in Angst und Schrecken versetzt …
Eine Mordserie in London führt zurück in das Jahr 1879.
Autor: Dan Waddell |
Die Grundidee der Handlung
Scheinbar ohne Ziel und Plan zieht ein Mörder durch London, niemand weiß, was seine Opfer verbindet. Erst als bei einer Obduktion entdeckt wird, dass der Killer Zahlen und Buchstaben in die Haut seiner Opfer ritzt, findet Heather Jenkins eine Spur: Die Zahlen-Buchstaben-Kombination verweist auf einen Personenregistereintrag aus dem Jahre 1879. In diesem Jahr geschahen mehrere Morde in London, die nie wirklich aufgeklärt wurden. Es beginnt für die beiden Polizisten und den Ahnenforscher Nigel Barnes ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Mörder hat sein Werk noch nicht vollendet … und möglicherweise wurde 1879 ein Unschuldiger gehenkt.
Ein spannendes Thema, außerordentlich gut umgesetzt, so macht die Idee der "cold cases" richtig Spaß!
Stil und Sprache
Dan Waddell legt mit „Das Erbe des Blutes“ seinen ersten Roman vor und schon thematisch hat er direkt einen Volltreffer gelandet. Die Verquickung von aktuellen Morden und historischen Ereignissen ist hier perfekt gelungen und hebt das Buch aus der Masse der Thriller hervor. Abwechselnd werden die Ereignisse aus Sicht von Grant Foster und Nigel Barnes geschildert, zwischendurch gibt es außerdem Rückblenden in das Jahr 1879, bei denen eine zunächst unbekannte Person aus Sicht des damaligen „Kensington Killers“ erzählt.
Dabei sticht der Autor sprachlich gar nicht besonders hervor, findet aber sein perfektes Tempo und schafft es außerdem, geschichtliche Fakten und Abläufe in der Ahnenforschung so locker in die Handlung einzubinden, dass keine Langeweile aufkommt und der Leser trotzdem noch etwas lernt über Personenregister, Zeitungsarchive und andere Quellen. Dass Dan Waddell auch intensiv im Bereich der Vergangenheitsforschung tätig ist, schimmert zwar immer wieder durch, schadet aber nicht, ganz im Gegenteil: Das ist äußerst interessant und unterhaltsam zugleich, und wenn dann noch – wie hier – eine vielschichtig konstruierte Geschichte mit überraschender Auflösung hinzukommt, eine wirklich runde Sache. Einzig atmosphärisch hätte vielleicht noch etwas mehr aus dem Stoff herausgeholt werden können.
Figuren
Grant Foster ist der ermittelnde Polizist und er ist selbst kein unbeschriebenes Blatt: Vor Jahren wurde er verdächtigt, seinen Vater bei dessen Selbstmord Beihilfe geleistet zu haben. Von diesem und anderen Ereignissen seiner Vergangenheit gezeichnet, lebt er nur für seine Arbeit, kennt weder Schlaf noch Freizeit, wenn er einen Fall lösen muss. Seine Kollegin Heather ist da etwas entspannter, muss ihn auch immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, wenn er sich in etwas verrennt und ist selbst viel realistischer im Denken. Beide zeichnet jedoch aus, dass sie sich nicht blenden lassen von zu einfachen Lösungen, dass sie Dinge hinterfragen und „um die Ecke“ denken können. Ein sympathisches Ermittlerduo hat Dan Waddell sich hier ausgedacht, mit allen Ecken und Kanten, die gute Charaktere brauchen.
Das gilt ebenso für Nigel Barnes, den Ahnenforscher. Ein etwas kauziger, aber nicht weltfremder Typ, der sich oft von seiner Intuition leiten lässt und damit durchaus Erfolg hat. Seine Wohnung ist ein Museum - vollgestopft mit alten Büchern, Nachschlagewerken und Krimskrams, dafür sind seine Ermittlungen stets umfassend und gründlich. Auch hier wieder ein liebenswerter, echter Typ mit Potential für weitere Romane.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite eine nebelverhangene Silhouette Londons. Der Titel ist in blutroten Buchstaben gedruckt, dabei wirkt das letzte Wort wie verschmiert, um den „blutigen“ Eindruck zu verstärken. Insgesamt eine passende Aufmachung, nicht zu reißerisch und doch auffällig.
Fazit
Dieses Buch ist zugleich ein temporeicher Thriller und eine spannende Reise in die Vergangenheit. Viele interessante Ideen, sympathische Figuren und eine überraschende Auflösung ergeben ein rundes Lesevergnügen und somit fast die Höchstwertung.
Hinweise
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