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Maresciallo Bonnano beschloss alles auf eine Karte zu setzen.
‚Capitano, mit Ihrer Erlaubnis, da dieser Fall meiner Meinung nach nicht besonders bedeutend ist, möchte ich sie daran erinnern, dass ich in ein paar Tagen Urlaub habe.’
‚Daran ist gar nicht zu denken, Bonnano. Das ist ein typischer sizilianischer Mord, das haben sie doch selbst gesagt. Sie kennen diese Gegend und die Leute besser als jeder andere.’
Bonnano versuchte es noch einmal.
‚Der Erste Brigadiere Steppani könnte den Fall betreuen’
‚Keine Diskussion mehr, sie sind am besten geeignet für solche Fälle. Ich übertrage ihnen die Ermittlungen, denn ich weiß, sie werden mich nicht enttäuschen. Sind sie zufrieden?’
‚Das ist wie Weihnachten!’

 

Das_falsche_Spiel_des_Fischers  Autor: Roberto Mistretta
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2006
ISBN: 978-3-404-92249-9
Seitenzahl: 269 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Auf einer Müllkippe in der Nähe von Villabosco wird von 3 Müllmännern eine Leiche mit gespaltenem Schädel gefunden. Maresciallo Bonanno, Leiter der Carabinieri in dem verschlafenen Ort wird zu seinem Leidwesen mit der Lösung des Falles beauftragt. Dies passt ihm gar nicht, da er eigentlich mit seiner Tochter in den verdienten Urlaub wollte und diese natürlich auf Grund der schlechten Nachricht nicht gut auf ihn zu sprechen sein wird. Aber nicht nur seine bockende Tochter macht Maresciallo Sorgen, auch die Ermittlungen gestalten sich eher schwierig und nervenaufreibend. Niemand kennt den Toten, keiner will etwas mit ihm zu tun gehabt haben. Wer ist er, was wollte er hier und warum wurde er so bestialisch umgebracht? Erst seine zwar typisch sizilianischen aber doch etwas obskuren Methoden bringen Maresciallo schließlich weiter, doch auch nachdem er erfahren hat, wer der Tote ist, bleiben viele Fragen offen. Eine Spur führt ihn schließlich ins Milleu des illegalen Glücksspieles, das es ja eigentlich gar nicht gibt. Und trotzdem scheint sein Mord etwas damit zu tun zu haben. Die Zeit bis zu seinem Urlaubsbeginn wird immer knapper und die Stimmung daheim immer eisiger. Seiner Nerven liegen blank, als er den entscheidenden Hinweis erhält und sofort versteht, worum es eigentlich geht.


Stil und Sprache
Roberto Mistretta war mir bis dato unbekannt. Kurzbeschreibung und Cover interessierten mich sofort, schließlich war mir Sizilien durch Andrea Camilleris Commissario Salvo Montalbano bereits bekannt. Entsprechend hoch war also die Erwartungshaltung gegenüber dem Buch und dem Autor. Nicht selten werden so berühmte Figuren kopiert oder als Vorlage verwendet. Der Autor macht aber bereits auf den ersten Seiten klar, hier lebt eine eigene Seele. Zwar werden die typischen sizilianischen Sitten und Gepflogenheiten mit eingearbeitet, aber genau das erwartet ja auch der Leser, wenn er sich einen sizilianischen Krimi kauft. Und so geht es dann auch mit viel Witz, der süditalienischen Gelassenheit und der dem Sizilianer ureigenen Art zu kommunizieren an die Lösung eines verzwickten Falles. Ähnlich wie man es auch von Alexandra von Grotes LaBréa-Romanen kennt, werden in den Verlauf der Ermittlungen Kapitel eingebaut, die Stück für Stück den Hintergrund der Tat oder die Tat selbst beleuchten. Anfänglich sind diese Passagen verwirrend, denn noch fehlt der Bezug zu dem bereits Gelesenen. Doch mit jeder Seite wird dem Leser das Ausmaß der Geschichte bewusster. Und trotzdem bleibt lange die große Frage stehen, wer war es und warum. Stellenweise wirkt die Geschichte wie eine Persiflage auf die Carabinieri im Allgemeinen, stellen sie sich doch wirklich oft tolpatschig und rüpelhaft zur Schau. Die Spannung bleibt trotz der lockeren humorvollen Art nicht auf der Strecke und steigert sich zusehends, je näher man dem Ende kommt. Selbstverständlich garniert Roberto Mistretta seinen Krimi mit der nötigen Atmosphäre, in dem er mit liebevollen und detailreichen Beschreibungen die Szenen und Orte für den Leser ausmalt. Positiv ist auch zu erwähnen, dass trotz der vielen italienischen Bezeichnungen der Text flüssig und leicht zu lesen ist.


Figuren
Diese Carabinieri sind schon ein illustrer Haufen. Allen voran natürlich die Hauptfigur Maresciallo Saverio Bonanno. Er ist oder besser er versucht immer Herr der Lage zu sein, muss sich aber oft seiner eigenen Tolpatschigkeit unterordnen. Der Maresciallo verkörpert den typischen Machtmenschen, egal ob das, was er will Sinn macht, er möchte sich bestätigt wissen und seinen Kopf durchsetzen, sprich seine Macht ausspielen. Nur gegenüber seinem Vorgesetzten, dem Capitano Colombo und seiner Mama hat er nichts zu melden. Auch bei seiner Tochter, die er allein erzieht, versagen seine Fähigkeiten. So kommt es nicht selten vor, dass sie ihm hoffnungslos auf der Nase herumtanzt. Seine Mitarbeiter oder besser Untergebenen geben ihm dann auch genug Futter, um entsprechende Reaktionen hervorzurufen. Denn an ihnen kann er seine Launen ungehindert auslassen. In seinem Revier, der Gegend um Villabosco, im schönen Montanvalle, kennt er sich aus wie kein anderer. Er ist mit allen vertraut und kennt seine Pappenheimer bis ins kleinste Detail. Roberto Mistretta hat hier einen ganz besonderen Charakter erschaffen. Mächtig und tolpatschig zugleich wirkt er zeitweise etwas überzeichnet, aber da alle Figuren dem entsprechen, passt es wieder zum Gesamtbild der Geschichte. Das eigentliche Opfer der Geschichte um den Mord ist auch gleichzeitig stark und zerbrechlich. Die tragische Figur regt zum Nachdenken an und Mistretta hält uns hier einen Spiegel vor, wie wenig wir uns doch um unsere Mitmenschen kümmern.


Aufmachung des Buches
Das Cover des gebundenen Buches ist in terrakottafarben gehalten und zeigt in Form eines Gemäldes eine Gasse in einem typischen mediterranen Dorf, passend zum Thema und dem Umfeld des Krimis. Die Kurzbeschreibung der Story sowie die Vita des Autors nebst Portrait dürfen natürlich nicht fehlen.


Fazit
Anfänglich dachte ich, da kopiert einer Camillieris Montalbano, doch Bonanno ist anders. Mit viel Witz und einer gehörigen Portion Spannung präsentiert uns Roberto Mistretta eine weitere Facette sizilianischer Lebensart. Die am Ende mitreißende Geschichte bringt den Leser nach vielen Lachern zum Nachdenken.


4 Sterne


Hinweise
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