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Kategorie: 1800 – 1900 Romantik, Biedermeier, Gründerzeit usw

Im Jahr 1826 steht der geniale Gartenarchitekt Hermann Fürst Pückler finanziell am Abgrund. Gemeinsam mit seiner geliebten Frau Lucie beschließt er, sich scheiden zu lassen und nach England zu reisen. Dort will er eine neue Gattin mit üppiger Mitgift suchen. Als mehrere junge Damen gewaltsam ums Leben kommen, gerät der Fürst in einen bösen Verdacht.

 

  Autor: Ralf Günther
Verlag: List 
Erschienen: 2. März 2010 
ISBN: 978-3471350249 
Seitenzahl: 393 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Fürst Hermann von Pückler-Muskau ist den Gartenarchitekten und –liebhabern noch heute ein Begriff. Ideen und Pläne hatte Pückler immer, aber stets zu wenig Geld. Aus diesem Grund heiratete er die ältere Reichsgräfin Lucie von Pappenheim, mit deren Vermögen er aber auch nicht lange ein Auskommen hatte. Lucie liebte nicht nur Pückler, sondern teilte auch seine Liebe zu der Gartengestaltung. Aus diesem Grund willigte sie in die Scheidung ein, damit er nach England reisen konnte, um sich eine finanziell potentielle Ehefrau zu suchen.
Genau bei dieser (historisch belegten) Reise und den damit verbundenen Erlebnissen setzt Ralf Günther seine Erzählung an …


Stil und Sprache
Zweifelsohne versteht es Günther Ralf zu erzählen. Der in Briefen angelegte Roman weicht in dieser Art und Weise sehr positiv von der Masse der angebotenen historischen Romane ab. Ungewöhnlich, aber äußerst interessant gewährt der Autor so Einblick in die Geschehnisse und Erlebnisse des Protagonisten. Der Leser befindet sich hauptsächlich in der Position Lucies, seiner Exfrau, die seine Briefe erhält, aber ab und zu auch in Pückler selbst, wenn er Lucies Briefe liest. Und zwischendurch ist der Leser auch einfach nur neutraler Beobachter.
Ist Ralf Günthers Sprache auch absolut niveauvoll und ansprechend, so fehlt seinem Erzählstil selbst etwas das Tempo. Und manchmal kommt es vor, dass er für die Zeit, in der das Buch spielt, noch dazu im Biedermeier (!!), etwas gar zu offen und „freizügig“ schreibt. Man kann sich dann des Gedanken nicht erwehren, dass Pückler mit seiner Offenheit in den Briefen doch sehr kokettiert und jede „normale“ Frau so längst auf ihn gepfiffen hätte …

Wie schon kurz erwähnt, ziehen sich die Begebenheiten etwas zu sehr in die Länge, wenngleich es nicht einmal genau festzuhalten ist, wodurch der Geschichte das Tempo entzogen wird. Eine etwas flüssigere und mitreißendere Erzählweiseweise wären eine Bereicherung für das ansonsten sehr gute Buch gewesen.


Figuren
Die Stärke des Autors liegt auf jeden Fall bei seiner subtilen Sprache. Die Figuren in diesem Roman werden sympathisch und auch glaubhaft dargestellt, obwohl es ihnen an Tiefgang und Empathie fehlt. Würde man dieses Manko vielen anderen Romanen als absolut negativ ankreiden, so unterstreicht dies hier aber die Leichtigkeit und die mit einem Augenzwinkern erzählten Geschehnisse.
Pückler selbst ist ein Dandy, der wie ein Pfau bemüht ist, ein immer größeres Rad zu schlagen, wenn er vom weiblichen Geschlecht umgarnt wird. Gar tragisch und beinah Hilfe suchend berichtet er seiner Lucie sogar, wenn er sich von so manch aufdringlicher Dame schier nicht mehr erwehren kann. Pückler, mal schnell beleidigt, mal etwas naiv direkt, hat aber stets die Sympathie des Lesers, was bei Lucie vielleicht nicht immer der Fall sein wird. Meint man zu Beginn des Buches noch mit ihr ein bedauernswertes und für ihren geliebten Hermann ein demütiges Opfer bringendes Weib vor sich zu haben, merkt man schnell, dass sie es sehr wohl versteht, die lange Zeit seiner Abwesenheit auf amüsante Weise zu verbringen.

Ein kleines Highlight ist das Auftauchen so manch berühmter Persönlichkeiten wie u.a. Charles Dickens. Geschickt und auf humorvolle Weise hat der Autor diese Figuren in seine Erzählung mit eingewoben und lassen den Leser auch einmal schmunzeln.


Aufmachung des Buches
Ein wunderschönes und augenfälliges Buch, welches mit künstlerisch ansprechenden Motiven nicht nur am Schutzumschlag, sondern auch auf den inneren, kartonierten Umschlagseiten ausgestattet ist und das Buch so zu etwas ganz Besonderem macht. Sogar der kartonierte Umschlag selbst ist in passendem Grasgrün gestaltet. Die schöne Papier- und Druckqualität runden das Werk optisch perfekt ab.
Da das Buch in Briefform verfasst ist, gibt es keine direkte Kapiteleinteilung, sondern nur ab und an eine „Abschnittsüberschrift“. Am Schluss des Romans gibt es noch eine Danksagung des Autors, aber eine Kurzfassung über Fürst Pücklers Leben und Werken fehlt leider, was etwas bedauerlich ist.


Fazit
Ein absolut unterhaltsamer und einmal etwas anders erzählter Roman aus der Zeit des Biedermeier. Feine und subtile Sprache gepaart mit humorvoller und leichter Erzählweise. Leider fehlt es etwas an Schwung, was den einen oder anderen Leser vielleicht dazu verleitet, das Buch vorzeitig abzubrechen. Dem Leser, der aber bei den manchmal vorkommenden Längen durchhält, wird ein kurzweiliges Lesevergnügen beschert.
Ein etwas anderes, aber durchweg empfehlenswertes Buch!


4 Sterne


Hinweise
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