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Pass auf,
wenn du die dunkle Pforte durchschreitest!
Du begibst dich direkt in die HÖLLE.
Du hast nur sieben Tage Zeit
in der Ewigkeit.
Dann schließt sich die Pforte wieder.
Für immer.

 

  Autor: David Lozano Garbala
Verlag: Loewe
Erschienen: 06/2010
ISBN: 978-3785568637
Seitenzahl: 607 Seiten 
 

Die Grundidee der Handlung
Zu der Gothic-Party an Halloween gehen Pascal und Dominique nur wegen Michelle, in die sich Pascal verliebt hat. Pascal ist nicht verkleidet und soll sich deshalb auf dem Dachboden des Hauses eine passende Kostümierung aus einer riesigen, alten Truhe heraussuchen und landet plötzlich Hals über Kopf im Totenreich. Denn alle 100 Jahre öffnet sich Schlag Mitternacht an Allerheiligen die Puerta Oscura, die Tür zum Reich der Toten, und Pascal war zur rechten Zeit am richtigen Ort. Er ist nun ein Wanderer, ein Mittler zwischen den Welten mit besonderen Fähigkeiten. Doch die Kehrseite der Medaille lässt nicht lange auf sich warten, denn auch ein Wesen aus der Unterwelt konnte die Grenze überschreiten. Ein grausamer und hungriger Vampir mordet sich durch Paris, sein erklärtes Ziel: den Wanderer zur Strecke bringen und die Pforte für immer verschließen, damit er ein Reich voller Vampire erschaffen kann. Um den Wanderer aus der Reserve zu locken, entführt er Michelle und lässt sie tief ins Totenreich verschleppen. Pascal begibt sich auf eine Reise in den Abgrund, um seine Freundin zu retten, doch er ist nicht allein, die toten Seelen, die im Zwischenreich auf ihre Erlösung warten, helfen ihm, wo sie nur können, während im realen Paris Dominique, die Wahrsagerin Daphne, die Kommissarin Marguerite und der Gerichtsmediziner Marcel dem Vampir auf der Spur sind. Doch Pascal hat nur 7 Tage Zeit, ansonsten muss er für immer im Reich der Toten bleiben ...

Die Ideen in Puerta Oscura sind vielversprechend – eine Pforte ins Totenreich, ein Held wider Willen, eine entführte Schöne, eine gehörige Portion Grusel und esoterisch angehauchte Zukunftsdeutungen. Leider können diese nicht immer überzeugen, einige Handlungsstränge wirken überzogen, andere sind wiederum zu einfach gestrickt, als dass sie glaubwürdig sind. Zum Beispiel ist es wenig einfallsreich, alle offenen Fragen in der Handlung durch eine allwissende Wahrsagerin beantworten zu lassen, oder vorauszusetzen, dass es genau ein satanisches Ritual gibt, das alle Wesen im Totenreich auf Anhieb kennen.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird in der 3. Person in der Vergangenheitsform erzählt. Zumeist sind es sehr kurze Kapitel, die für viele Perspektiv-Wechsel stehen - so bleibt die Handlung stets in Bewegung. Die Kapitel switchen zwischen den Hauptfiguren Pascal, Michelle, Daphne und Marguerite hin und her, manchmal partizipiert man aber auch an den kurzen Momenten der Morde entweder direkt bei den Opfern oder beim mörderischen Vampir. Dadurch wird die Handlung zum einen nie langweilig, weil man schnell von einer zur nächsten Szene springt, zum anderen lassen sich Schauplätze und Personen jedoch aufgrund der begrenzten Zeit kaum greifen und bieten geringe Identifikationsmöglichkeit. Der Stil ist schlicht und wenig bildhaft, es ist schwer, die Figuren oder Kulissen beim Lesen vor Augen zu haben, da der Interpretationsspielraum zu groß ist. Gerade das Totenreich bleibt im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln.

Die Spannung wird gerade durch die Einblicke in die Sichtweise der verschiedenen Personen erzeugt. Man begleitet jeden einzelnen auf seinen Wegen, kämpft mit Pascal, sorgt sich um Michelle, rätselt mit Marguerite und handelt zusammen mit Daphne. Als Leser weiß man größtenteils über die Motivation der einzelnen Bescheid und außerdem kennt man den Zeitdruck, unter dem Pascals Mission steht, während ein mörderischer Vampir in Paris frei herumläuft - die Ereignisse schreiben sich nach und nach hoch und laufen auf einen finalen Höhepunkt zu. So liest sich das Buch flüssig und schnell weg.


Figuren
Pascal ist der typische unfreiwillige Held, wie durch Zufall stolpert er in das Abenteuer und muss sich nicht selten selbst daran erinnern, dass er eine besondere Verantwortung und demzufolge spezielle Fähigkeiten hat. Vordergründig will er seinen Schwarm Michelle retten, doch das gerät inmitten des Totenreichs auch dank seiner Begleitung, der verlorenen Seele Beatrice, schnell aus seinem Fokus. Sein bester Freund Dominique sitzt im Rollstuhl, was ihn nicht daran hindert, mit den anderen mitzuhalten, und alles andere macht er mit einer großen Klappe wett. Auch er scheint sich für Michelle zu interessieren, zieht es aber aufgrund seiner Behinderung nicht in Betracht.
Michelle ist genauso wie Jules, der die Halloween-Party gibt und dessen Familie die geheimnisvolle Truhe gehört, ein Gothic-Fan, kleidet sich entsprechend düster und beschäftigt sich mit okkulten Themen. Sie hat sich bislang noch keine Gedanken darüber gemacht, ob sie mehr als Freundschaft für Pascal empfindet, fühlt sich aber auch zu Dominique hingezogen. Ihre Entführung nimmt sie lange Zeit hin, wächst aber schlussendlich über sich hinaus.

Wahrsagerin Daphne lernt Pascal und seinen besten Freund Dominique kennen, als die beiden sich von ihr die Zukunft vorhersagen lassen wollen. Sie erkennt direkt, dass Pascal Großes bevorsteht, und sieht auch andere übersinnliche Zeichen in der Stadt, die auf eine Katastrophe hindeuten. Sie wird schnell zur Mentorin der Teenager und leitet alle Aktionen mit ihrem umfangreichen spirituellen Wissen.
Die Kommissarin Marguerite wird von ihrem unermüdlichen Ehrgeiz und Gerechtigkeitssinn angetrieben, den Mörder zu fassen. Sie ist ein sehr realistischer Mensch, der nicht an übernatürliche Erscheinungen und Magie glaubt. Lieber nimmt sie fadenscheinige Erklärungen hin, als dass sie wirklich in Betracht zieht, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Der Gerichtsmediziner Marcel an ihrer Seite hingegen zieht schon früh eigene Schlüsse aus den grausamen Morden und bereitet sich auf seine Weise vor, die nichts mit seinem Fachgebiet zu tun hat.

Die Figuren sind zwar vielschichtig, bergen aber wenig Überraschungen, da sie oft ihren Rollenklischees entsprechen - das macht sie wenig glaubwürdig. Schlichtweg ärgerlich ist es, zwei Hauptfiguren in der Gerichtsmedizin Vampire verbrennen zu lassen, ohne dass sie belästigt werden, geschweige denn, dass sie sich wenigstens selbst wundern, warum sie unbehelligt damit davon kommen.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des gebundenen Buches erinnert an alte Bücher mit Gruselgeschichten und weckt nostalgische Assoziationen. Der Grundton ist schwarz gehalten, darauf tummeln sich viele Skelette, die verschiedene Positionen einnehmen und fast zu tanzen scheinen. Der Titel ist auf einem ausgefransten Stück Weiß gesetzt, der Schriftzug Totenreise ist rot hervorgehoben. Die Textbestandteile auf Rücken und Titel wurden zusammen mit dem weißen Grund zusätzlich geprägt. Der Einband unter dem Schutzumschlag ist schlicht schwarz mit einem kleinen Skelett auf der Front und einer Wiederholung von Autor und Titel auf dem Rücken. Auf den Vorsatzseiten befinden sich Schwarz-Weiß-Fotografien von Paris, vorn blickt ein steinerner Gargoyle über die Stadt und hinten sieht man die Stadt im Zwielicht näher heran gezoomt, der Eiffelturm klar im Fokus. Im Innenteil steht neben jedem Kapitelanfang ebenfalls ein Skelett, das stetig wechselt. Gerade aufgrund des klassischen, leicht antiquierten Aussehens macht es den Betrachter neugierig und hebt sich von den anderen, derzeit sehr modern wirkenden, Neuerscheinungen ab.


Fazit
Puerta Oscura ist ein nicht immer gelungener Mix aus Gruselmär, Abenteuer- und Fantasy-Geschichte. Wenn im Buch nicht so viele grausame Gewaltszenen enthalten wären, wäre es sicherlich für eine jüngere Zielgruppe interessanter, die sich an den stellenweise sehr einfach gehaltenen Ideen nicht stören würde. Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie und endet unbefriedigend offen, Potential für eine Fortsetzung ist durchaus vorhanden.


3 Sterne


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