Raido, ein Ronin, der sein Gedächtnis verloren hat, irrt durch das alte Japan auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Eines Tages gelangt er in die Stadt, die zum Himmel spricht. Dort begegnet er der betörenden Meiki, einer anmutigen Marionettenspielerin, und rettet sie im letzten Moment vor den Wachen des Shogun, die sie festnehmen wollen. Gemeinsam setzen sie ihren Weg durch das schneebedeckte Japan fort, dessen jungfräulicher Mantel bald mit so mancher Blutspur getränkt wird ...
Nie sah das mittelalterliche Japan so atemberaubend aus wie in Tenutas Debütserie – ein schillerndes, blutiges, unglaubliches Spektakel, das neue Maßstäbe setzt.
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Autor: Saverio Tenuta |
Die Grundidee der Handlung
Ich verzichte an dieser Stelle darauf, den Text der Buchrückseite zu ergänzen, will ich doch nicht mehr von den Handlungen verraten. Tenuta baut in seinem Auftaktband zur vierteiligen Serie eine Szenerie auf, welche die japanische Kultur und die Geschichte der Samurai mit wenigen fantastischen Elementen und Legenden des mittelalterlichen Landes verbindet. Eine dynamische Mischung, die den Leser sofort mit in die spannende Geschichte reißt und mehr ist als nur gute Unterhaltung. „Die Legende der scharlachroten Wolken“ hat das Zeug zu einer ganz besonderen Reihe.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Saverio Tenuta beginnt seine Geschichte als Theateraufführung mit entsprechenden Kulissen – ein recht monochromer Mix aus schwarzen Silhouetten auf scharlachroter Basis und mit epischem, gedichtsgleichem, geheimnisvollem und in Bildern sprechendem Text – und schildert die Hintergründe der japanischen Legende um die scharlachroten Wolken.
Die Zeichnungen des Illustrators sind absolut erstaunlich. Detailreich, mit enormer Genauigkeit und einer kontrastreichen, aber nicht düsternen Art, erkennt man in ihnen die liebevolle Arbeit eines besonderen Künstlers. Dynamisch und gefühlvoll nehmen sie den Leser mit in die visualisierte Geschichte des alten, mittelalterlichen Japans. Die Figuren und Lebewesen, mit einem eigenen, aber auf Realitätsnähe ausgelegten Stil, sind fein bis in die Nuancen, in den Glanz auf den Haaren, die martialisch anmutenden Rüstungen und Waffen, aber auch bis auf die Umsetzung von Tätowierungen, Narben und Falten dargestellt. Die Portraits sind nicht nur wunderschön und sehr genau, sondern auch mit enormer Ausdrucksstärke erstellt worden. Das Leiden Raidos, der mit den Stimmen in seinem Kopf fertig werden muss, transportiert Tenuta geschickt, so dass der Betrachter daran Anteil nimmt und mit dem verstümmelten Samurai leidet.
Die Hintergründe und Umgebungen fallen mal kontraststark und aufwendig aufgebaut, mal auch in aquarellem Stil einfacher und angedeuteter sowie gleichzeitig luftiger aus. So wirken sie mal distanziert, mal weit, ganz abhängig davon, ob der Bildhintergrund überhaupt wichtig ist und welchen Eindruck beim Betrachter hervorgerufen werden soll. Innerhalb der Räume legt der Zeichner nicht nur viel Wert auf Details und Ausstattung, sondern auch darauf, die japanische Kultur, die sich in ihnen ausdrückt, an den Leser weiterzugeben – und dies gelingt ihm gut und authentisch mit viel Aufwand und unterschiedlichen, spannenden Perspektiven.
Beim genauen Hinsehen zeigen die Drucke eine feinkörnige Art, die aber nicht aufdringlich ist und sowohl zum Charakter der Grafiken als solche, als auch zu den eingearbeiteten Lichtstimmungen passt. Die scharlachrote Farbe hat immer wieder dominante Rollen im Comic, sei es nun in der Farbe von Laub, im Blut Verwundeter, als Grundfarbe für von den Figuren gemalten Bildern oder im Licht der Laternen im Shogun-Palast. Neben dem Rot trifft man zudem auf viele weißlich-blaue, luftig-kalte Töne, die gewählt wurden, um die Kälte der von Eis bestimmten Umgebung hervorzuheben.
Aufmachung des Comics
Der Begriff "schlichte Eleganz" passt wohl am besten zur Aufmachung dieses Comics. Der fest eingebundene Buchumschlag ist mit weißem Hintergrund versehen, auf dem eine Szene, die Raido und Meiki zeigt, aufgedruckt und mit Spotlack hervorgehoben ist. Die Grafik spricht sowohl die winterliche Umgebung, als auch die Farbe Scharlachrot - hier in Gestalt fliegender Blätter - an. Auch die Schriftzüge des in lateinischen und japanischen Buchstaben gedruckten Haupttitels wurden auf diese Weise veredelt, während die weiteren Elemente - der Name des Autors, der Untertitel und das Logo des Verlags - matt aufgedruckt sind. Ebenfalls matt wurde die Rückseite belassen, auf der japanische Schriftzeichen in Scharlachrot über der Inhaltszusammenfassung prangen. Dieser japanische Schriftzug findet sich auf den sehr schlicht gestalteten Vorsatzblättern sowie auf der einführenden Seite wieder.
Fazit
Ein grandioser Comic, der japanische Kultur und Geschichte mit Legenden und Fantasie zu verbinden weiß. Nicht nur die von Saverio Tenuta inszenierte Szenerie ist beeindruckend und fesselnd, sondern auch die Zeichnungen sind von außergewöhnlicher Machart – hervorragende Arbeiten, die Tenutas Erzählungen zum Leser kommunizieren.
Hinweise
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