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„Ich weiß nicht, ob ich jemals ernsthaft daran gearbeitet habe, meine Fehler zu bezwingen…“
(Christina von Schweden, 1626 – 1689)

Würde Christina von Schweden heute leben, wäre sie nicht nur die bewunderte Mäzenin von Kunst und Kultur, sondern auch Liebling des Boulevards. Seit mehr als 350 Jahren fasziniert die außergewöhnliche Persönlichkeit der schwedischen Königin die Welt. Ihre Biografie zwischen Triumph und Tragödie ist ein Spiegel der politischen, religiösen und kulturellen Strömungen des Barock und sie selbst das Abbild einer rebellischen Natur, die sich jeder Konvention widersetzt, um die Fesseln ihrer Zeit zu sprengen.

In ihrem mitreißenden Roman zeichnet Katrin Burseg Christinas Jahre in Rom nach und verwebt die wahre Lebensgeschichte dieser mutigen und leidenschaftlichen Frau, die auf den Thron verzichtete, um sie selbst zu bleiben, mit dem geheimnisvollen Schicksal des Findelkindes Maria. Ihr Wissensdrang führt die beiden tief in die Vergangenheit – und auf die Spur eines höchst brisanten Rätsels des Christentums.

 

Die_Rebellin_des_Papstes  Autor: Katrin Burseg
Verlag: editionfredebold
Erschienen: 1. Mai 2010
ISBN: 978-3939674290
Seitenzahl: 464 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Königin Christina von Schweden war schon zu Lebzeiten eine ungewöhnliche Frau und schillernde Figur. Katrin Burseg hat ihr Augenmerk auf die Zeit gelegt, die Christina in Rom und in Frankreich verbrachte. Drei Jahre umfasst dieser Teil des Lebens von der „Königin ohne Land“, die nicht nur die Autorin gefesselt hat.


Stil und Sprache
Mit zugegeben leichter Skepsis begann ich das Buch zu lesen. Mit Skepsis deshalb, weil ein Internetbesucher es für nötig fand, das Buch in allen möglichen Foren und auf diversen Plattformen in allerhöchsten Tönen zu loben und zu bewerben. So etwas hinterlässt immer einen schalen Nachgeschmack.
In diesem Fall völlig zu Unrecht, wie ich schon beim Lesen nach nur wenigen Seiten feststellen konnte. Katrin Burseg hat einen außergewöhnlichen, schönen und niveauvollen Sprachstil, der den Leser von Beginn an in das Geschehen mit einbindet und bis zum Schluss des Buches nicht mehr loslässt. Die Atmosphäre ist dicht und authentisch, so dass alles absolut glaubhaft aufgenommen wird. Da die Historiker sich über so manche Begebenheiten um Christina nicht ganz einig sind, hat die Autorin sich die Variante gewählt, die am meisten vertreten wird und auch wunderbar in ihre Erzählung passt. Solche geschichtlichen Unsicherheiten spielen dem Autor in die Hände, da sie ihm mehr Freiheit lassen. Um der ganzen Handlung noch etwas mehr Spannung zu geben, hat Katrin Burseg um Christinas Schützling Maria noch ein Geheimnis um ihre Herkunft gesponnen, das – wie es scheint ganz nebenbei – gelüftet werden möchte.

Das Buch umfasst gut 450 Seiten und bis Seite 300 ist das Buch in jeder Hinsicht eine Perle! Was aber in den ersten 300 Seiten ein subtiles und fein gesponnenes Geheimnis um die Herkunft Christinas geliebter Maria schien, artet auf den letzten 150 Seiten in eine auf Mystik und einer Legende basierenden desaströsen Jagd nach dem Heiligen Gral in bester „Dan Brown-Manier“ aus. Das feine, zarte Flair des eleganten Erzählstils wird brutal gebrochen durch den reißerischen und vor Hypothesen strotzenden Abklatsch von Dan Browns Buch „Sakrileg“.

Welche Empfehlung gibt man bei so einem Buch ab? Für mich war es, als hätte ich zwei komplett unterschiedliche Bücher gelesen. Ein wunderbares und außergewöhnliches biografisches Werk über eine ungewöhnliche Frau und einen ausgelutschten Abklatsch einer einmal zweifelsohne fesselnden, gewagten und nicht zu beweisenden Präsumtion.


Figuren
Sämtliche Figuren in diesem eigentlich so hervorragenden Werk sind mit immenser Empathie und mit viel Liebe fürs Detail ins Leben gerufen. Keine perfekten Helden oder blendende Schönheiten, sondern von Menschen wie aus dem Leben gegriffen handelt dieser Roman. Christinas Leben in Rom, ihr Ehrgeiz, ihr Freiheitsdrang und ihre Vorliebe, sich mit ungewöhnlichen Menschen zu umgeben, bringt die Autorin dem Leser sympathisch, glaubhaft und nachvollziehbar näher. Ohne großer Beschreibung und Anwendung unzähliger Adjektive schafft es Katrin Burseg, allen ihren Darstellern ein Gesicht zu geben.
Figuren, mit denen man sich identifizieren kann, sie sympathisch findet, sie liebt, ihnen jedes Wort glaubt oder Figuren, die man nicht ausstehen kann, die hinterhältig und falsch sind und die man nicht leiden kann; ein breites Spektrum menschlicher Wesenszüge beleben die historische Erzählung.


Aufmachung des Buches
Ein schönes, gebundenes Buch mit – zwar nicht zur Geschichte passendem – ansprechendem Cover. Auffällig sind die feine und etwas kleinere Schrift und die schöne Papierqualität des Buches. Mit einem ausführlichen Nachwort, einer Kurzbiografie Christinas, nach Jahreszahlen geordnet, und einem Lesebändchen ist die schöne Ausgabe komplett.

Nicht ganz verständlich ist, weshalb man als Covermotiv nicht ein Bildnis Königin Christinas gewählt hat. Auch wenn sie keine Schönheit im herkömmlichen Sinne war, so ist es dennoch ihr Leben, um das es im Buch geht.


Fazit
Wer gute Recherche, lebendige Figuren und authentische Geschichte liebt und sich nicht stört an einer reißerisch in Szene gesetzten Jagd um die Aufklärung eines Geheimnisses, dem sei dieses Buch nur wärmstens empfohlen - es wird einem begeistern. Wen man aber Glaubwürdigkeit und guten Stil bis zum letzten Wort eines Buches wünscht, so wird man möglicherweise eine herbe Enttäuschung erleben.
Da die Autorin mich mit den ersten drei Vierteln des Buches vollends von ihrem guten Potential überzeugen konnte, ziehe ich lediglich zwei Sterne bei meiner Wertung ab. Bis dato ist mir persönlich noch nie ein Buch mit so extremen Stilbruch untergekommen.


3 Sterne


Hinweise
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