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Zwei Männer und eine Frau segeln mit einem hochmodernen Segelboot, der Nadir, in der Barentssee. Es soll die entscheidende Testfahrt vor der Weltumsegelung westwärts werden. Doch die Nadir gerät in einen schweren Sturm, und es kommt zur Katastrophe: Die Frau geht über Bord, die Männer entkommen nur knapp dem Tod. Jahre später scheinen die beiden Überlebenden den Vorfall von damals längst vergessen zu haben – bis einer von ihnen durch einen Pfeilschuss ins Herz stirbt. Kommissar Robin Hansen, einer der besten dänischen Ermittler, bekommt den Fall übertragen, und seine Recherchen lassen den Segelunfall im Nordpolarmeer in einem völlig neuen Licht erscheinen. 

 

Der_Passagier 

Autor: Steffen Jacobsen
Verlag: Knaur
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3426504925
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Robin Hansen ist der erste Teilzeit-Kommissar Dänemarks. Als solcher geht er relativ gelassen an seine Arbeit heran, so auch an den Fall eines mit einem Jagdpfeil erschossenen Jägers. Als sich herausstellt, dass der Tod des Mannes kein Unfall war, fängt er an, in dessen Vergangenheit zu graben und findet eine seltsame Begebenheit: Vor etwas mehr als einem Jahr war Jacob Nellemann einer von nur zwei Überlebenden einer Katastrophe auf hoher See. Robin findet einige Ungereimtheiten, dann tauchen merkwürdige Beweise auf und alles läuft auf eine zweite Katastrophe zu …


Stil und Sprache

Ich mag skandinavische Krimis. Ich mag sie sehr. Und mit Steffen Jacobsen habe ich einen neuen Autor gefunden, der in meinen Augen annähernd perfekt zu schreiben vermag. Er ist zwar kein Schwede, sondern „nur“ Däne, aber sein erster Thriller hat alles, was ein echter nordischer Krimi braucht. Mit wenigen Worten zieht er den Leser in sein Buch hinein, wenn er zunächst die schrecklichen letzten Stunden von Anne Bjerre, die nach einem Schiffbruch mit gebrochenem Bein an einer einsamen Küste liegt, schildert, dann den Mörder dabei beobachtet, wie er sein Opfer aufspürt und schließlich eiskalt erschießt, und letztendlich stellt er ihm dann Robin Hansen vor, der beide Vorfälle aufklären soll.

Die bildliche, unverbrauchte Sprache Steffen Jacobsens hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen - knappe, trockene Sätze, die alles sagen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Die Atmosphäre schaffen, wo sie hingehört und die grausam oder auch witzig sein können. Ja, ich habe auch gelacht in diesem Thriller, zum Beispiel, als Robin Hansen sich an einen Segeltörn mit seiner Frau und den aufkommenden Sturm erinnert: „Er hörte Ellen schreien, die unter Deck herumgeworfen wurde. Ein tiefgefrorenes Hähnchen hatte die Kühltruhe zugunsten einer kurzen, aber aufregenden Karriere als Haubitzengranate verlassen und traf Ellen am Hinterkopf.“ (S. 168). Dabei spart Steffen Jacobsen auch nicht an medizinischen Details, die einen schon schlucken lassen können und die man sich besser nicht allzu genau vorstellt. Außerdem gibt es eine Menge Segelsprache, die mir als Landratte allerdings schon ab und zu etwas zu sehr überhand nahm.

Die Story an sich ist äußerst spannend und vielschichtig, lange bleibt man im Unklaren über den Täter, auch wenn dieser immer wieder in einzelnen Abschnitten auftaucht. Sein Handlungsstrang ist der einzige neben dem des Hauptakteurs Robin Hansen und bringt immer wieder neue Aspekte mit ins Spiel. Nach einem explosiven Showdown freue ich mich schon auf einen neuen Fall für den Teilzeit-Kommissar.


Figuren
Robin Hansen ist anders. Er arbeitet in Teilzeit als Kommissar und gilt als einer der besten Ermittler Dänemarks. Sein Chef nimmt das zähneknirschend hin, hat er doch selbst seine Macken, außerdem weiß er genau, was er an Robin hat. Der ist außerdem auch noch älter als die meisten anderen Helden der üblichen Thriller, nämlich über 50. Damit verbunden ist er nicht nur körperlich nicht mehr ganz so fit, er ist auch abgeklärter, erfahrener als die meisten seiner Kollegen. Er hat ein funktionierendes Privatleben mit Ellen, seiner Frau, zwei Stieftöchtern und einer eigenen Tochter. Mit anderen Worten: ein echter Typ, nicht zu normal und nicht zu außergewöhnlich. Klasse!

Auch die übrigen Gestalten, die dieses Buch bevölkern, sind allesamt liebevoll ausgedacht und zum Leben erweckt worden, sei es die Sekretärin des Chefs, die mit dem wunderbaren Namen „Cerberus“ gesegnet ist und sich auch so benimmt, sei es der Chef selbst, der sich wie ein Kind über eine gelungene Ebay-Auktion für seine geliebten Zinnsoldaten freuen kann. Hier hat Steffen Jacobsen sich einen bunten Reigen von Persönlichkeiten ausgedacht, die mühelos weitere Teile der Reihe tragen werden. Auf mehr von Fasil, dem schrulligen Computerfreak, oder von Ellen, Robins durchsetzungsfähiger Frau, bin ich wirklich gespannt.


Aufmachung des Buches
Das eher unauffällige Cover des Taschenbuchs ist die einzige Schwachstelle dieses Buches. Es zeigt eine in der Dämmerung liegende Polarlandschaft mit Bergen, Eisschollen und viel Wasser, dabei ist der Autorenname in fast durchsichtiger Schrift nur am Rand abgesetzt, der Titel selbst ist von eisblauer Farbe. Das ist nicht sehr einprägsam und verführt eher nicht zum Zugreifen. Innen sind die Kapitel nummeriert und mit Ort und Zeit der Handlung versehen, teilweise mit Längen- und Breitengraden wie in einem Logbuch.


Fazit
Ein nahezu perfekter Auftakt für eine neue Thrillerreihe, die hoffentlich bald fortgesetzt wird. Spannend, mit etwas Humor gewürzt und mit wundervollen Figuren ausgestattet - was will man mehr? Definitiv eine Empfehlung für jeden, der die typischen skandinavischen Autoren mag, aber keine depressiven, alkoholabhängigen Ermittler mehr sehen kann.


4 5 Sterne


Hinweise
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