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Häufig gespeist und noch öfter getrunken wird in Gogolins Kurzgeschichten, und das so erlesen, als hätte der Autor beim Schreiben sowohl einen Sternekoch als auch einem Sommelier über die Schulter geschaut. So beweist er einen exquisiten Geschmack - aber natürlich geht es nur vordergründig um die optimale Zusammenstellung von Mahlzeiten aus fester und flüssiger Nahrung. Spannender und nicht minder außerordentlich sind die verschiedenen Anlässe, zu denen Gogolin auftischt und die zwischenmenschlichen Verquickungen, innerhalb derer der Autor seine Figuren Tisch, Bett, aber manchmal auch nur die Fantasien teilen lässt. Am Ende serviert der Autor ein nahezu vollständiges „Menü des Lebens” zwischen Zeugung und Tod - manchmal schnoddrig und kauzig, mal liebe- und verständnisvoll porträtiert er seine Figuren und beobachtet mit einer schönen Würze aus Ernsthaftigkeit, Demut und Augenzwinkern die mannigfaltigen Facetten unserer Gefühlswelten.

 

  Autor: Wolfgang A. Gogolin
Verlag: Mohland 
Erschienen: 1. März 2010 
ISBN: 978-3866751170 
Seitenzahl: 93 Seiten


Die Idee, Stil und Sprache
Die ausgesprochen feine und subtile Sprache des Autors, nimmt den Leser bereits nach wenig gelesenen Zeilen gefangen. Die Szenen erscheinen plastisch, greifbar und vor allem authentisch. Gerade bei Kurzgeschichten muss der Autor fähig sein, dem Leser möglichst schnell ein Bild des Geschehens zu vermitteln und das beherrscht Wolfgang A. Gogolin meisterhaft!
Manche Geschichten sind humorvoll und mit feiner Ironie, andere zeigen, dass man die Hoffnung nie aufgeben soll und wiederum andere Geschichten sind mit so viel Tiefgang – ohne schwer zu werden – geschrieben, dass man unweigerlich zum Nachdenken angeregt wird. Mit jeder einzelnen Geschichte öffnet sich ein neues Fenster, in dem ein Film gezeigt wird. Filme in den verschiedensten Farben und Stimmungen; mal leuchtend hell und strahlend, eisig, klar und streng oder sanft, melancholisch in satten Tönen. Vierzehn Kurzgeschichten, die eine breite Themenpalette umfassen und so sehr viel Abwechslung bieten.


Figuren
Zweifelsohne steht bei Gogolin stets der Mensch im Mittelpunkt. Die sind aber nicht außergewöhnliche oder seltene Exemplare dieser Spezies, sondern stets Leute, die einem tagtäglich begegnen. Die erzählten Geschichten könnten ebenso gut vom netten Mann aus der Nachbarschaft handeln, wie von der Kassiererin aus dem Supermarkt, in dem man seine Lebensmittel kauft, oder auch vom Arbeitskollegen, dem man jeden Morgen grüßend im Aufzug begegnet.
Gogolin erlaubt dem Leser, direkt neben den Figuren Platz zu nehmen und so alles hautnah zu verfolgen. Um das Verständnis und die Emotionen der einzelnen Darsteller dem Leser nachempfinden lassen zu können, bedarf es immenser Empathie des Autors. Zweifelsohne beherrscht Wolfgang A. Gogolin dieses Talent so gut, dass man mit den einzelnen Personen (nicht nur mit diesen) eine emotionale Bindung eingeht und meint, sie vor sich stehen zu sehen.


Aufmachung des Buches
Ein sattes Olivgrün und die zartrosa Rankrosen dominieren den Umschlag und geben dem broschierten Büchlein eine sehr feine und elegante Note.
Das Inhaltsverzeichnis bietet einen Überblick der 14 Kurzgeschichten, die sehr übersichtlich in zum Lesen angenehmer Größe gedruckt sind. Am Ende des Buches erhält man mit einer Kurzbiographie noch Informationen zum Autor.
Ist das Buch optisch auch sehr hübsch anzusehen, so wurde ich binnen kürzester Zeit nach Erhalt des Büchleins von der Qualität desselben leider sehr negativ überrascht. Als Liebhaberin und Sammlerin von Büchern schätze ich nicht nur gute Papierqualität und hochwertige Verarbeitung, sondern hüte meine Bücher wie andere ihre großen Schätze. Als ich das Büchlein das erste Mal aufschlug um etwas in die Geschichten hinein zu schnuppern, erlaubte ich mir, die Seiten etwas aus zu streifen (bei Taschenbücher ja nicht unüblich, um diese besser lesen zu können). Dies zwar vorsichtig gemacht, war aber schon zu viel für dieses Buch, denn die Rückenleimung brach und mein Büchlein ist kein Buch mehr, sondern eine Anordnung zweierlei verleimter bedruckter Blätter. Wie gut, dass ich nicht vorhatte, das Büchlein zu verschenken – das hätte peinlich werden können.


Fazit
Ein sehr amüsantes, unterhaltsames und zuweilen auch zum Nachdenken anregendes kleines Buch. Gerade für Leser geeignet die sehr wenig Zeit haben, da man so eine Geschichte auch schnell mal zwischendurch lesen kann. Ideal als kleines Geschenk oder Mitbringsel bei Einladungen wäre dieses Büchlein geradezu prädestiniert, wäre da nicht das Problem mit der Bindung… Da der Inhalt aber wirklich überzeugt, ziehe ich für den qualitativen Mangel nur einen halben Stern ab.


4 5 Sterne


Hinweise
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