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Als Karen ihren Mann Mihai in der Höhle sieht, traut sie ihren Augen nicht: Sein Arm steckt bis zum Ellenbogen in einer Felswand. Im nächsten Augenblick macht er einen Schritt und verschwindet ganz im Fels. Trotz ihrer Angst folgt sie ihm.
Die Felswand entpuppt sich als Schwelle zu einer Parallelwelt der Erde, bevölkert von fremdartigen Tieren und Pflanzen. Aber auch vernunftbegabte Echsen bewohnen die Wälder rund um die Schwelle. Die Beiden Menschen werden von ihnen gefangen genommen und verschleppt. Doch schnell entdecken sie, dass nicht die Echsen ihre Feinde sind. Diese und der ganze Planet werden von einer geheimnisvollen Kreatur bedroht, in deren Besitz sich eine mächtige Waffe befindet, eine Waffe die auch die anderen Ebenen der Erde bedrohen könnte: der Staub-Kristall.

 

  Autor: Carsten Zehm
Verlag: ACABUS Verlag
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-941404-04-5
Seitenzahl: 227 Seiten


Die Grundidee der Handlung
In ihrem Urlaub wandern Karen und Mihai durch das Erzgebirge. Als Mihai eine alte Silbermine entdeckt, verschwindet er in dem Stollen, ohne auf seine Frau zu warten. Karen folgt ihm und die beiden gelangen durch eine Felsenwand in eine Parallelwelt der Erde. Nachdem Karen über die Schwelle gelangt ist, versperrt sich der Rückweg und die Beiden sitzen in der fremden Welt fest. Sie werden von intelligenten Riesenechsen, den Krex, entdeckt, von ihnen gefangen genommen und in deren weit entferntes Dorf gebracht. Dort werden sie von dem dortigen Schwellenwächter begrüßt, der ebenso wie der Wächter auf der Erde von ihrem Übertritt völlig überrascht wurde. Doch der Grund und die Dringlichkeit ihres Kommens wird den Echsen bald klar. Denn der Schattenherr hat den Staub-Kristall aus dem Dorf der Krex gestohlen, aus der schützenden Schatulle entfernt und aktiviert. Mit dieser Waffe ist er im Stande, die Echsenwelt und alle Parallelwelten der Erde vollkommen auszulöschen. Die Krex stehen dieser Gefahr hilflos gegenüber und plötzlich liegt das Schicksal der Welten in den Händen eines Lehrers und einer Erzieherin.


Stil und Sprache
Das Buch ist unkompliziert geschrieben und unterhaltsam zu lesen. Die Geschichte  wird  teilweise aus der Sicht von Karen bzw. Mihai erlebt und ermöglicht dem Leser so, sich gut mit ihren Wünschen und Vorstellungen zu identifizieren. Da das Abenteuer zum anderen Teil jedoch durch einen allwissenden Erzähler geschildert wird, schleicht sich bei diesen Szenen eine gewisse Distanz in den Geschichtsverlauf. Das wirkt sich auf die Spannung aus, da der Leser kurzzeitig den "Draht" zu den Hauptpersonen verliert und sich nicht so gut in die jeweilige Situation hinein fühlen kann.
Ab und zu nimmt der Autor Teile des Abenteuers in ein paar Sätzen vorweg. Als er auf Seite 13 auf Mihais ehemaliges Drogenproblem hinweist und darauf, dass dieses überwundene Laster das Ehepaar in wenigen Tagen in eine gefährliche Situation bringen wird, steigert das die Neugier des Lesers sehr. Die Aussage am Beginn des VII. Kapitels, dass Karens und Mihais Reise mit den Echsen zu den Salzwasserseen wenig abwechslungsreich ist, bremst den Fortgang der Geschichte wieder etwas. Als die Reise anschließend in einer Rückblende genau geschildert wird, wirkt die Annahme, dass in den nächsten Seiten nichts spannendes passieren wird, ungewollt dämpfend auf die Erwartungshaltung des Lesers.

Die eingeflochtenen erotischen Szenen sind sehr dezent beschrieben, aber in manchen Situationen nicht immer ganz nachvollziehbar. Vor allem dann, wenn das Ehepaar zuvor unter Zeitdruck eine große Wegstrecke zurück legt, den Angriffen von einer Horde Tentakelhunden entkommt, mit einer aggressiven Krake und „lebendigen“ Bäumen kämpft und dann noch eine anstrengende  Bergtour hinter sich bringt. Da die Verhältnisse der Parallelwelt als erdähnlich beschrieben wurden, müssten auch die körperlichen Kräfte von Mihai und Karen gewissen Grenzen unterworfen sein. Insgesamt gesehen handeln die Beiden überwiegend recht vernünftig und gut nachvollziehbar, nur ab und zu wirken einige ihrer Gefühlsausbrüche etwas abrupt.

Die Echsen sind gut beschrieben und charakterisiert und ihre Handlungen und Wertvorstellungen durchaus menschenähnlich angelegt. Die Spezies "der Tentakelhund", Grong genannt, ist ein interessanter Gegner für die Krex und die Menschen, und die Kämpfe sind gut beschrieben. Nur beim ersten Angriff des Grongs würden sich wohl aufgrund des Kampfortes, wenn man die Größe der Echsen mit der Tentakellänge des Grongs in Verbindung bringt, vermutlich gewisse Schwierigkeiten im beschriebenen Kampfablauf ergeben. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte tauchen einige, nicht wirklich gut erklärte Situationen auf. So ist die aromatherapeutische  Heilmethode der Echsen realistisch betrachtet z.B. bei Wind eher wirkungslos. Auch die nahezu gleich lange dauernde Heilungszeit bei leichten und schweren Verletzungen ist irritierend. Die Behauptung, in einem  Einbaum eine anspruchsvolle Wildwasserstrecke längere Zeit erfolgreich stromaufwärts paddeln zu können, ist nicht wirklich machbar. Dass Karen den bewusstlosen Mihai - nur mit einer Liane als Hilfsmittel - viele Meter senkrecht abseilen kann, hört sich spannend an, ist aber unter erdähnlichen Verhältnissen nur bedingt möglich. Warum der aktivierte Staubkristall so extrem auf die Krex wirkt, jedoch ihren kleineren Verwandten, den Schrax, die näher am Aktionsort der Waffe leben, nicht soviel ausmacht, konnte ich auch nicht herausfinden.
Abgesehen von den eben erwähnten Diskrepanzen, über die in der Geschichte gut hinweggeführt wird, liest sich der Roman angenehm und spannend. Die Idee der Parallelwelten birgt großes Potential in sich, das sich bestimmt in den nächsten Folgen der Reihe weiterentwickeln wird. 
Die Beziehungsprobleme zwischen Karen und Mihai sind glaubhaft dargestellt und charakterisieren die Beiden zusätzlich. Besonders einige Szenen zwischen Menschen und Echsen laden durch die unterschiedlichen Vorstellungen immer wieder zum Schmunzeln ein. Durch die spannenden, aber nicht allzu blutigen Kampfsequenzen und die äußerst dezent geschriebenen erotischen Szenen ist der Roman auch für Jugendliche zu empfehlen.


Figuren
Karen ist eine resolute Frau, die ihren Mann sehr liebt. In ihrer Beziehung ist sie die treibende Kraft. Zwar richtet sie sich in der Urlaubsgestaltung nach Mihai, doch dafür entscheidet sie wann und wie lange sie rasten. Karen schafft es sehr schnell sich auf die geänderten Bedingungen in der Parallelwelt einzustellen, vor allem als sie entdeckt, dass die Echsen nicht ihre Feinde sind. Als der Hüter der Schwelle dolmetscht, kann sie gut mit der Situation umgehen. Sie entwickelt sich nur mäßig bis zum Ende der Geschichte weiter. Ihre Grundeinstellung bleibt bis zum Ende gleich.
Mihai ist eine labile Persönlichkeit, die eher den Weg des geringsten Widerstandes wählt bzw. sich bequemerweise nach dem Stärkeren richtet. Ehemals drogenabhängig ist er zwar schon seit ein paar Jahren clean, aber immer noch sehr leicht zu beeinflussen, was im Laufe der Geschichte noch an Bedeutung gewinnt.
Snark, der Sohn des Klügsten, hat bei den Menschen eine Ehrenschuld zu begleichen, da er bei ihrer Ankunft sehr grob mit ihnen umgegangen ist und diese Wiedergutmachung auch so ernst nimmt, dass er dafür sein Leben aufs Spiel setzt. Schora, die Tochter des Hüters der Krex, ist eine freundliche und angenehme Weggefährtin, die ihr Bestes tut um zwischen den Menschen und Echsen zu vermitteln und ist eine Bereicherung für die Gruppe. Kora, die Tochter des Heilers, begleitet anstelle ihres Vaters die Gruppe, die den Staubkristall wieder zurückbringen soll. Sie leidet unter der Trennung von ihrem Vater, ist viel zu jung für diesen Job und macht am Ende der Geschichte einen schweren Fehler, der den Erfolg der Truppe aufs Spiel setzt.

Der Schattenherr ist ein Wesen aus einer anderen Welt, das ausschließlich für den Kampf gezüchtet und nach Abschluss seiner ursprünglichen Aufgabe in die Welt der Krex verbannt wurde. Er will unbedingt in seine Welt zurück und hat zu diesem Zweck einen Plan zur Zerstörung des Planeten und der Öffnung der Schwelle vorbereitet. Er nützt die erste Gelegenheit, um den todbringenden Staub-Kristall in seine Hände zu bekommen, mit dem er alle Wesen, die ihm im Weg sind, unterwerfen oder zerstören kann.

Die Figuren, egal ob Menschen oder Echsen, sind gut ausgearbeitet und agieren überwiegend glaubwürdig und motiviert. Die Hauptpersonen wirken sehr sympathisch und so fällt es dem Leser leicht, sich mit ihnen zu identifizieren.


Aufmachung des Buches
Das Paperback hat eine angenehme Mitnehmgröße und das Titelbild zeigt den staubdurchdrungenen Himmel rund um den Herrschaftsbereich des Schattenherrn. Die Überschriften der dreizehn Kapitel fassen das Geschehen der Handlung in den jeweiligen Kapiteln kurz zusammen. Der Text auf der Buchrückseite führt gut in die Geschichte ein und macht neugierig auf den Inhalt. Eine Kapitelübersicht auf der vorderen Seite und eine Personen- und Ortserklärung hinten im Buch helfen bei der Orientierung.


Fazit
Der Fantasyroman Staub-Kristall ist ein interessanter Einstieg in die neue Reihe "Die Chroniken der Reisenden", der viel Potential für die weiteren Fortsetzungsbände in sich trägt. Das spannende Abenteuer, lässt sich gut in die Tasche stecken und bietet abenteuerlustigen Fantasyfreunden ab dem jugendlichen Alter einige vergnügliche Lesestunden. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und spricht somit auch jene Leser, die Buchreihen nicht so viel abgewinnen können, sehr an.


3 5 Sterne


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