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Elvi Black schläft in einem Sarg, meidet die Sonne und verzichtet auf Knoblauch. Sonst hat sie allerdings keine Ahnung, was es heißt, eine Vampirin zu sein. Victor Argeneau erklärt sich bereit, sie in das Dasein einer Unsterblichen einzuführen. Doch da verübt ein Unbekannter einen Anschlag auf Elvi. Irgendjemand scheint es auf sie abgesehen zu haben. Und Victor soll sie beschützen ...

 

 

Autor: Lynsay Sands
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: März 2010
ISBN: 978-3-8025-8317-9
Seitenzahl: 376 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nach einem Autounfall erwacht Elvi Black überraschend als Vampirin, aber ihre beste Freundin kümmert sich rührend um sie. Außerdem sorgt Mabel dafür, dass die Einwohner ihrer Kleinstadt Elvis neue Existenz nicht nur akzeptieren, sondern sogar Blut spenden, damit sie nicht hungern muss. Da Elvi nicht genau weiß, wie sich eine Vampirin verhält, orientiert sie sich an Filmen. Sie schläft in einem Sarg, verzichtet auf richtiges Essen, meidet die Sonne und verbannt sämtliche Spiegel aus dem Haus. Als ihre Freunde für sie eine Kontaktanzeige in die Zeitung setzen, wird Victor Argeneau auf Elvi aufmerksam. In seiner Funktion als Vollstrecker ist es die Aufgabe des 2000-jährigen Unsterblichen, für die Einhaltung der Gesetze des Vampirrats zu sorgen - und die Existenz von Vampiren publik zu machen, ist ein grober Verstoß gegen dieselben. Also begibt er sich in Elvis Heimatstadt und muss dort feststellen, dass sie keine Ahnung vom Vampirdasein hat. Er erklärt sich bereit, sie in das Leben nach dem Tod einzuführen. Derweil kommen sich die beiden näher. Aber Victor hat nicht als einziger auf die Anzeige reagiert; außer ihm scharwenzeln noch weitere Vampire um seinen Schützling herum. Doch da verübt jemand einen Anschlag auf Elvi - anscheinend trachtet ihr ein Unbekannter nach dem Leben. Doch Elvi ist überzeugt, dass das Attentat, dem sie nur knapp entkommt, nicht ihr, sondern Victor galt. Und plötzlich geschieht erneut ein Unglück …

Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Ideen aus Lynsay Sands’ Kopf sprudeln. Immerhin ist “Ein Vampir und Gentleman“ bereits der 7. Teil der Argeneau-Vampir-Serie, und erneut gelingt es der Autorin, mit guten Einfällen zu brillieren. Dieses Mal scheint sie für ihre “reifen“ Leserinnen zu schreiben, indem sie eine Story mit Damen vorgerückten Alters inszeniert. Zugleich bietet sie damit etwas erfrischend Neues – schließlich gibt es Vampir-Liebesgeschichten mit jungen knackigen Heldinnen zuhauf – und die Umsetzung ist höchst humorvoll gelungen.


Stil und Sprache
“Ein Vampir und Gentleman“ kann unabhängig von den Vorgängern gelesen werden, denn es handelt sich um eine eigenständige, abgeschlossene Story, die man ohne Vorkenntnisse genießen kann. Die wenigen erforderlichen Erklärungen lässt Sands zwischendurch einfließen.

Durch die ersten unterhaltsamen Zeilen ist der Leser im Nu in der Geschichte, und gleich der zweite Satz („Es gab einen dumpfen Knall, und fluchend fiel sie wieder zurück, denn sie hatte sich schmerzhaft den Kopf am Deckel ihres Sargs gestoßen.“) verspricht Witz und verrückte Ideen. Dieser frühe Eindruck trügt nicht, denn der Humor steht eindeutig im Vordergrund. Von der Romantik hätte ich mir allerdings etwas mehr gewünscht, und erotische Szenen sind rar gesät. Neben einem spritzigen Finale bietet die Geschichte ein paar nicht allzu fesselnde Höhepunkte. Obschon die Aufdeckung des Kriminalfalls eine Überaschung darstellt, birgt er ein größeres Potenzial als tatsächlich ausgeschöpft wird. Zudem geht die Enthüllung von Elvis Wandlung zur Vampirin relativ unspektakulär vonstatten. Dennoch ist der Plot logisch aufgebaut und vor allem mit neuen Ideen gespickt.
Das Erzähltempo ist ab und an gemächlich bis stockend, sodass eine kurze Zeit lang die Handlung auf der Stelle tritt. Dann wird’s unvermittelt wieder unterhaltsam und rasant, insbesondere, wenn die temperamentvolle Elvi ins Rampenlicht rückt. Sands‘ Schreibstil ist wie immer flüssig und bildreich. Wie bei allen Bänden der Reihe wendet sie die Erzählform in der 3. Person aus Sicht der Hauptfiguren an.


Figuren
Außer Lucian, Victors älterem Bruder und Held des 6. Teils, der einen kurzen Auftritt hat, setzt sich das Ensemble aus bislang unbekannten Charakteren zusammen, was mit ein Grund ist, dass sich Neueinsteiger mühelos zurechtfinden. Der Hintergrund sowohl von Victor als auch von Elvi wird wunderbar durchleuchtet, wodurch das Verhalten beider plausibel ist. Die quirlige Elvi war mir sofort sympathisch. Mit ihrer Emotionalität überrascht sie die Personen ihres Umfeldes und den Leser gleichermaßen und sorgt für nicht wenige Lacher. Den Mitbürgern ihrer Kleinstadt begegnet sie freundschaftlich und bewahrt so manches kleine Geheimnis. Ein tragisches Ereignis aus ihrer Vergangenheit hat sie noch nicht überwunden, und das macht sie sehr menschlich. Einerseits ist sie sprunghaft, andererseits total abgeklärt. Nichts kann sie so richtig erschüttern, was wunderbar zu ihrem vorgerückten Alter passt. Elvi ist das perfekte Gegenstück zu Victor, der zu Beginn einen zynischen Wesenszug besitzt und aufgrund seiner 2000 Lebensjahre von einer gewissen Langeweile geplagt wird. Es ist schön mitzuerleben, wie er allmählich aus seiner Lethargie erwacht und sich Schritt für Schritt verändert. Seine Handlungen sind nachvollziehbar, ein Haar fand ich dennoch in der Suppe: Er zögert zu lange, bis er sich entschließt, Elvis Gedanken zu erforschen. Für einen Vollstrecker des Rates, der einen Fall aufzuklären hat und normalerweise keinerlei Skrupel besitzt, andere Personen zu lesen, etwas ungewöhnlich.

Sehr lebendige Nebenfiguren bereichern die Geschichte. Angefangen bei Elvis bester Freundin Mabel, über Sheriff Brunswick bis hin zu den Vampiren DJ, Harper, Edward und Alessandro, sind sie ausnahmslos interessant und vielschichtig konzipiert.


Aufmachung des Buches
Unverkennbar der Serie zugehörig, präsentiert sich der aktuelle Teil mit ähnlichem Äußeren wie seine Vorgänger. Mit einer eleganten, hochhackigen Damensandalette in Pink, um die sich eine schwarze Herrenfliege windet, hat man erneut ein einfallsreiches, zur Geschichte passendes Covermotiv kreiert.
Im Innenteil der kartonierten Klappenbroschur finden sich 21 Kapitel, an die sich ein zweiseitiger Argeneau-Stammbaum anschließt. Dieser ist eine hervorragende Idee, denn anhand der Auflistung gewinnt man einen Überblick über die weitverzweigte Familie.


Fazit
Lynsay Sands hat es wieder einmal geschafft, überaus gelungene, sehr gut beschriebene Figuren zum Leben zu erwecken. Vor allem ihre tolle Idee, einige ältere Damen zu integrieren, sollte hervorgehoben werden. Mit dem humorvollen Plot ist “Ein Vampir und Gentleman“, trotz geringer spannungstechnischer Mängel, ein Lesevergnügen. Um auf dem Laufenden zu bleiben, für Fans der Argeneau-Familie ein absolutes Muss, aber auch Neueinsteiger ohne Serien-Vorkenntnisse werden ihren Spaß haben.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Eine Vampirin auf Abwegen
Band 2: Verliebt in einen Vampir
Band 3: Ein Vampir zum Vernaschen
Band 4: Immer Ärger mit Vampiren
Band 5: Vampire haben´s auch nicht leicht
Band 6: Ein Vampir für gewisse Stunden

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