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Ein Fall für Logan

Sein Name ist Jim Logan und er ist ein Privatdetektiv. Zusammen mit seinem Partner Dog betreibt er ein Detektivbüro in New York.

Ihr Name ist Mariko Yashida, und sie kommt zu Logan & Logan, weil sie einen Privatdetektiv anheuern möchte. Dog nimmt sich des Falles an … und verschwindet! Also muss Logan seinen Partner suchen – und fällt dabei zurück in das Dunkel ihrer Vergangenheit.

Eine Geschichte über Schnüffler, schöne Frauen, die Schatten und Sünden der Vergangenheit, Messer, Ninja und … Krallen?!

Der dritte in sich abgeschlossene Band aus Marvels brandneuem MARVEL NOIR-Universum enthält Marvel Noir: Wolverine 1-4, geschrieben von Stuart Moore (Amazing Spider-Man: Feat Itself, New Avengers / Transformers, Wolverine) und mit Zeichnungen von C.P. Smith (Wolverine, Spider-Man Unlimited).

 

  Autor: Stuart Moore
Illustrationen: C. P. Smith
Verlag: Panini Comics
Erschienen: April 2010
ISBN: ohne Angabe
Seitenzahl: 108 Seiten
Altersgruppen: ab 14 Jahren (Empfehlungen des Rezensenten)


Grundidee der Handlung
Strenggenommen ist der Zusammenfassung von der Rückseite des Comicbandes nicht viel hinzuzufügen, möchte man dem interessierten Leser nicht zu viel von den Inhalten verraten. Das MARVEL NOIR-Universum ist eine Hommage an das Jahr 1937, die Hochphase des organisierten Verbrechens und die hartgesottenen Privatdetektive dieser Zeit als eigenständige Antihelden-Kultur. An diese Serie knüpft auch der MARVEL NOIR-Band zu Wolverine in einer anderen Kontinuität an. Der Autor Stuart Moore hat mit dieser – für einen Wolverine-Comic fast schon untypischen – Story einen düsteren Detektivthriller im Stil der 30er Jahre geschaffen. Dabei ist die Handlung nicht übermäßig ausgeklügelt oder tiefgründig, aber durchaus unterhaltsam in bester Dick Tracy-Manier gehalten – nur dass es hier keine harten Jungs mit schweren Knarren, sondern zu Ninja ausgebildeten Antagonisten gibt.


Beurteilung der Zeichnungen / Textdarstellung
C. P. Smith nimmt den Leser mit zu einer Art Zeitreise und lässt ab der ersten Seite genau die Dick Tracy-Stimmung aufkommen, unter der sich der deutsche Leser das Amerika der 30er Jahre vorzustellen vermag. Mit alten Schildern, der passenden Bekleidung und den mit der Epoche stimmigen Fahrzeugen schürt er so die nostalgische Atmosphäre.
Bei diesem Comic handelt es sich um den ersten Band der MARVEL NOIR-Reihe, den ich gelesen habe. „Noir“ ist französisch und ist mit „schwarz“ zu übersetzen, und so überrascht es nicht, dass diese Nichtfarbe ein entscheidendes Thema der Reihe ist. Die Panels sind mit schwarzem Hintergrund unterlegt und die Seiten nicht nummeriert, auch das Cover suggeriert bereits die fast vollständige Reduktion auf schwarz und weiß - wobei das Titelbild durchaus täuscht, denn es handelt sich hierbei grundsätzlich um einen farbigen Comic. Der Zeichner setzt das Thema „schwarz“ um, indem er, von der nächtlich-düsteren Stimmung abgesehen,  gerne und viel mit Silhouetten arbeitet – dann nur mit einem oder zwei Farbtönen, die den direkten Vorder- oder Hintergrund hiervon absetzen. Diese Scherenschnitte sind überzeugend und manchmal ziemlich aufwendig gemacht. Wird etwas mehr gezeigt als reine Silhouetten, beschränkt sich der Grafiker trotzdem nur auf wenige, stark pastellartige Farben ohne jede Intensität, die von der Wahl her zur Ära der Handlungen passen. Diese kombiniert er dann mit einem hohen Anteil dichter Schattierungen und rückt nur so viel wie nötig ins Licht.

Leider hat mich der Zeichenstil insgesamt nicht für sich einnehmen können. Von den scherenschnittartigen Umrissen abgesehen, scheinen die Illustrationen die Epoche zu leben, in denen die Handlungen spielen. Überaus grob, oft nur schemenhaft, gestaltet Smith seine Bilder, stellt z.B. bei Erinnerungen an Wolverines Jugendzeit mit wenigen Strichen die Konturen zusammen. Zwar ausreichend, um die Inhalte erkennen zu können, werden Fans grafisch anspruchsvoller Comics aber enttäuscht sein. Mal sind die Bilder stark feinkörnig, mal die Hintergründe intensiv marmoriert und erinnern an den Batic-Look, aber nicht selten wurden Flächen auch nur durch ein Gewirr von schwarzen Linien zusätzlich abgedunkelt. Besonders die Figuren kommen zumeist schemenhaft und einfach strukturiert, geradezu grobskizzert und teilweise sogar nur angedeutet daher, so dass nicht wenige Bilder einen fast schon abstrakten Charakter haben. Daher sollte man vor dem Kauf unbedingt in dem Werk blättern, um für sich festzustellen, ob einem der Stil zusagt.
Negative Gefühle, allen voran das in die Gesichter gezeichnete Entsetzen und die Panik, sind trotz allem gut zu erkennen und vermitteln die Emotionen, im übrigen sind die meisten Gesichts-Zeichnungen so rau wie die Charaktere. Einige wenige Portraits, die nicht als Silhouette konzipiert wurden, heben sich durch eine saubere Machart vom Gros der Darstellungen ab, so z.B. hat Yuriko Oyama in der nächtlichen Kampfsportschule feine Züge. Das gegen Ende der Szenerie eingebrachte, aufwärts geneigte Portrait von Rose mit ihrem lieblichen Antlitz ist schön und sinnlich, wenn auch im Vergleich zu modernen Arbeiten nicht ganz konkurrenzfähig detailliert, gezeichnet. An solchen Bildern kommt die Ungläubigkeit des Lesers zum Tragen, warum der Grafiker nicht durchweg dieses Können hat in den Comicband fließen lassen – denn mit grafisch anspruchsvollen Ergebnissen hätte man die 30er Jahre Stimmung genauso gut oder noch besser aufleben lassen können.
Sehr eigenwillig ist auch Jim Logan in diesem Marvel-Universum: seine Klingen haben in den wenigen Bildern, die in der Geschichte überhaupt eine Rolle spielen, eine so tiefe Position, dass nicht klar zu erkennen ist, ob bei dieser Version des Mutanten die Klingen wie gewohnt im Handrücken stecken, oder ob es japanische Waffen sind (Messer haben in diesem Werk eine entscheiden Bedeutung), die er in Händen hält und die zwischen den Fingern durchgucken. Auch Details, wie die Griffe der Schwerter oder die Gestalt anderer Waffen, sind nur äußerst grob skizziert, die gewickelten Griffstücke nur durch ein Sammelsurium von Linien angedeutet. Wie in der Batman-TV-Serie der 80er Jahre werden bei Kämpfen besonders hart auftreffende Schläge in Form eines explodierenden Blitzes dargestellt, dafür werden – bei amerikanischen Comics eher selten – nur extrem selten Geräusche durch Soundwords verdeutlicht.
Bei den Umgebungen hat sich Smith teilweise deutlich mehr Mühe gemacht als bei den Figuren. Immer wieder mal sind bestimmte Orte – so die Parkanlage, in der sich Jim und Dog prügeln – aufwendig inszeniert, wenngleich der körnige Eindruck bleibt. Dies soll vermutlich, mit den immer wieder mal eingebrachten „Bildfehlern“ wie Fusseln oder Kratzer, den Stil alter Filme oder Fotos suggerieren.

Keine Überraschungen gibt es bei den eingefügten Texten, die dem üblichen Comic-Standard entsprechen.


Aufmachung des Comics
Die mir vorliegende Fassung wird von Panini Comics als Softcover mit Klappbroschur aufgelegt, das Format mit 26 x 17 cm siedelt sich zwischen Din A4 und A5 an. Bei der Machart überzeugt der Comicband mit der typisch hochwertigen Verarbeitung, die man aus dem Hause Panini Comics kennt. Die Klappbroschur wurde vorne genutzt, um auf die vier enthaltenen Teile „Wolverine Noir 1 – 4“ hinzuweisen, auf der hinteren Klappe findet sich Werbung für andere Comicbände der Noir-Reihe.
Die Gestaltung des Umschlages besticht – sowohl beim Titelbild als auch der Rückseite – durch den matten Look mit einer gewissen Eleganz, die gewählten Bilder sind eher puristisch und fügen sich in die Aufmachung der Noir-Reihe ein. Auf der Vorderseite ist Logan mit ausgefahrenen Metallkrallen, im Regen stehend, zu sehen - bis auf ein bisschen Blut suggerierendes Rot völlig in schwarzweiß erstellt. Die Rückseite zeigt ihn mit Mariko in den Händen dar, wie er vor einer U-Bahn in seinem Rücken davon rennt. Diese Grafik enthält neben reinem Schwarzweiß noch einen Grauton. Beide Szenen kommen so im Comicband nicht vor.


Fazit
„Marvel Noir: Wolverine“ ist eine weitere Story des NOIR-Universums und eine Hommage an die amerikanischen 30er. Moores Szenerie ist zwar nicht tiefgründig, aber unterhaltsam und atmosphärisch. Gleiches gilt nur bedingt für die Zeichnungen von Smith, sie sind überaus grob, nicht selten schon abstrakt – wer mit zeichnerisch Anspruchsvollem rechnet, wird enttäuscht. Daher unbedingt vor dem Kauf einen Blick in den Comicband werfen.


2 5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de (englische Version - die Deutsche ist derzeit bei amazon.de nicht gelistet)

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