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Kategorie: Historische Krimis

Frankreich. März 1789. Marquis d`Angélique erfährt von einer außergewöhnlichen Teufelei im Schloss des Vicomte de Moucel. Gemeinsam mit dem polnischen Gelehrten Aleksander Mickiewicz und dem jungen amerikanischen Hitzkopf Thomas Duport begibt er sich zum Schloss Valée-Chessy. Dort erfahren die drei vom rätselhaften Tod des alten Gutsverwalters, erstellen mit den Bauern der verhassten Gemeinde Clichy-sous-Bois die Beschwerdehefte, untersuchen das seelenlose Wasser einer Quelle im Wald von Vaujours und werden Zeugen einer Entführung. Bald schon bemerken sie, dass im Schloss nichts ist, wie es scheint. Aber jede Wahrheit kommt ans Licht.

 

  Autor: Richard K. Breuer
Verlag: im Eigenverlag des Autors
Erschienen: 1. April 2010
ISBN: 978-3950249828
Seitenzahl: 360 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dies ist der zweite Band von vier. Der Protagonist und „Ermittler“ in diesen Krimis ist der Pole Aleksander Mickiewicz, der mehr durch Zufall als bewusst mit Mord-, Diebstahl- oder Entführungsfällen konfrontiert wird. Die Ereignisse spielen in Frankreich um 1789, kurz vor Ausbruch der französischen Revolution. Sein Wissen um die Geschehnisse in dieser Zeit hat der Autor geschickt und interessant in die Erzählung mit eingebaut. Über die Handlung selbst erfährt man schon sehr viel aus dem Klappentext und alles weitere an mehr Information würde schon zu viel verraten.


Stil und Sprache
Sprachlich hat sich Breuer hervorragend der Zeit angepasst, wirkt aber keinesfalls behäbig oder gezwungen altmodisch. Zwar hat der Autor eine leichte und feine Sprache, aber dennoch ist der Leser gefordert, auch alle Kleinigkeiten bewusst aufzunehmen, um der Geschichte folgen zu können. Der Autor erzählt in unbeteiligter Form und bietet so dem Leser quasi einen Logenplatz.
Bei einigen Wörtern findet man kleine Sternchen, welche auf eine Fußnote hinweisen, und man so manche Erklärung dazu findet. Einige Namen, Ereignisse oder Bezeichnungen sind mit einem Kürzel „Anm“ oder einer kleinen Zahl versehen - zu diesen Kürzeln findet man hinten im Buch Erklärungen, die interessant sind und mitunter auch den geschichtlichen Zusammenhang darlegen. Sind diese Anmerkungen trotz des Hin- und Herblätterns noch hilfreich und bereichernd (es sind ja nicht sehr viele), erlebt man bei den kleinen Zahlen so manche Enttäuschung. Bei den kleinen Zahlen steht oft lediglich die Seitenzahl des Buches, das dem Autor zur Recherche diente, oder ein Hinweis darauf, dass das Buch schon im ersten Band Erwähnung fand. Es ist zu empfehlen, sich sämtliche Anmerkung vor Beginn des Romans anzusehen, da das Herumblättern den Lesefluss doch ziemlich stört.

Richard K. Breuer erzählt in fließend gemächlichem Tempo und spinnt so eine große, komplexe Konstruktion rund um das Geschehen. Er legt das Hauptaugenmerk auf die Charaktere der Protagonisten und nicht, wie man bei einem Krimi vermuten möchte, auf nervenaufreibende Spannung, die leider etwas zu kurz kommt. Schritt für Schritt und spielerisch erfährt der Leser mehr um das Schloss Valée-Chessy, die Familie des Vicomte und auch den kleinen Ort Clichy-sous-Bois. Man begleitet den smarten, aber etwas eigenbrötlerischen Mickiewicz und seinen jungen Freund Duport bei den nicht gerade einfachen „Ermittlungen“. Michiewicz, der manchmal etwas ungeschickt erscheint, hat aber einen äußerst klugen Kopf und setzt das Puzzle rund um die Ermordung des alten Gutsverwalters nach und nach zusammen. Die Lösung präsentiert er in Agatha Christie-Manier vor versammeltem Publikum und man ist erstaunt ob der Überraschungen, die der Autor mit eingebaut hat …


Figuren
Richard K. Breuer legt großen Wert auf seine Protagonisten; alle charakterlichen Ecken werden bei den Hauptfiguren aufs Genaueste ausgeleuchtet. Leider werden die Nebenfiguren etwas vernachlässigt und machen so dem Leser das geistige Vorstellen dieser Personen manchmal etwas schwierig, da sie dadurch sehr blass erscheinen und nicht „greifbar“ werden. Mit umso mehr Detailgenauigkeit geht der Autor aber nicht nur auf die Charakterzüge der Protagonisten ein, sondern legt auch ein großes Augenmerk auf Gehabe, Mimik, Gestik oder auch die Kleidung dieser Personen. Eigenheiten wie Zynismus, den Hang zur Ironie oder die Gabe ständig in ein Fettnäpfchen zu treten, lassen so manche Figur sehr glaubwürdig und auch sympathisch wirken und sind eine köstlich erfrischende Bereicherung für die Geschichte.


Aufmachung des Buches
Leider ist das Buch nur eine Taschenbuchausgabe, aber diese ist dafür mit sehr viel Liebe und vor allem mit sehr viel Geschmack gestaltet. Die Umschlagseiten lassen sich nochmals aufklappen und vermitteln so den Eindruck eines (starken) Schutzumschlages wie bei einem gebundenen Buch. Übersichtlich und interessant sind auch die Informationen rund um das Buch gehalten: ein Vorwort, ein Inhaltsverzeichnis und eine Personenliste sind am Beginn des Buches ebenso zu finden, wie am Ende Anmerkungen und Quellennachweis.
Der Umschlag ist in klarem, reinen Weiß gehalten, auf dem sich vorne spielerisch leicht ein Wasserfall in Aquarelltechnik abhebt und durch den weißen Hintergrund sehr schön zur Geltung kommt. Für ein Taschenbuch eine ausgesprochen schöne und augenfällige Ausgabe.


Fazit
Ein dandyhafter Marquis, ein verliebter Jungspund und ein überkorrekter Querdenker; dieses ungleiche Trio bietet ein meisterhaftes Schauspiel in subtiler Sprache und mit spitzfindigen Kommentaren. Breuer katapultiert einen in den Morgen der französischen Revolution und lässt den Leser das Grummeln vor der Explosion spüren. Diese dramatischen Ereignisse liefern den Hintergrund eines süffisanten, aber äußerst intelligent in Szene gesetzten Krimis, der großes Suchtpotential mit einschließt.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Liebesnacht des Dichters Tiret

Buchtrailer:
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