Max und seine Familie ziehen in ein altes Haus am Meer, auf der Flucht vor dem Krieg. Hier herrscht Frieden, so scheint es zunächst. Doch schon bald legt sich ein dunkler Schatten über den Zufluchtsort, als Max erfährt, dass der Sohn der ehemaligen Bewohner unter mysteriösen Umständen ertrunken ist. Eine geheimnisvolle Macht scheint das Leben seiner Familie zu bedrohen …
Autor: Carlos Ruiz Zafón Sprecher: Rufus Beck Verlag: argon hörbuch Erschienen: 11.03.2010 ISBN: 978-3-86610-965-0 Spieldauer: 347 Minuten, 5 CDs; ungekürzte Lesung Altersempfehlung: ab 12 Jahre |
Die Grundidee der Handlung
Max‘ Vater möchte dem Krieg entfliehen und beschließt, mit seiner Familie aufs Land zu ziehen - in ein Haus am Meer. Dort scheint es mehr als nur friedlich zu sein, um nicht zu sagen: fürchterlich öde, wie Max findet. Doch schon bald geschehen seltsame Dinge und Max fühlt sich zunehmend unwohl in seinem neuen Zuhause. Der Junge der Familie, die das Haus gebaut und dort auch gelebt hat, ist unter mysteriösen Umständen ertrunken. Der gruselige Skulpturengarten jagt Max ebenfalls eine Gänsehaut über den Körper. Und was hat es mit den seltsamen Filmspulen auf sich, die Max‘ Vater gefunden hat, und bei denen es sich um amateurhafte Aufnahmen eben jenes Skulpturengartens handelt? Immer weiter dringt Max in die dunkle Geschichte des Ortes vor und fördert Dinge zu Tage, die besser in Vergessenheit geraten wären. Doch nicht nur Max‘ Familie ist bedroht, auch sein neuer bester Freund Roland muss um sein Leben fürchten …
Carlos Riuz Zafón hat mit „Der Fürst des Nebels“ einen spannenden Auftakt zur Nebel-Trilogie geschrieben, der nicht nur junge Leser fesseln wird. Der Krieg spielt hierbei keine Rolle, außer dass er der Grund für den Umzug in das Haus am Meer ist. Vielmehr sind es die mysteriösen Begebenheiten, die sich nach und nach vor Max und dem Leser bzw. Zuhörer entfalten und einen nicht mehr loslassen.
Darstellung des Hörbuchs
Rufus Beck - ein Hörbuchsprecher, der wohl jedem ein Begriff sein dürfte (spätestens nach der ersten Vertonung von „Harry Potter“) – erweckt die Worte Zafóns gekonnt zum Leben. Er ist die ideale Besetzung für diese atmosphärisch dichte Geschichte und versteht es hervorragend, die mysteriöse, unheimliche Stimmung des Romans einzufangen und zu transportieren. Beck liest routiniert und mit angenehmer Erzählstimme, die nicht von der Geschichte ablenkt, sondern den Hörer gefangen nimmt. Dabei verleiht er jeder Figur Konturen, ohne es mit der Stimmdifferenzierung zu übertreiben. Ob es nun die Stimmen der jugendlichen Hauptfiguren sind oder die von Rolands Großvater, dem Leuchtturmwärter – alle klingen ihrem Alter entsprechend und damit authentisch. Ein besonderes Lob gebührt Beck für die Darstellung des Nebelfürsten, der eine tiefe, leicht raue Stimme hat, die zwar einschmeichelnd ist, der jedoch unzweifelhaft ein bedrohlicher Unterton anhaftet.
Das Sprechtempo variiert Beck eher dezent, was jedoch gut zur Romanvorlage passt. Ein Anziehen des Sprechtempos zur Spannungssteigerung wäre fehl am Platze gewesen – „Der Fürst des Nebels“ ist vielmehr eine Geschichte der ruhigen Töne, die unter die Haut gehen.
Zwischen einzelnen Tracks (wahrscheinlich Kapitelwechsel) ertönen musikalische Einspielungen von Maria Reiter, die mit dem Akkordeon die Stimmung des Romans einzufangen und wiederzugeben versucht. Dies gelingt ihr recht gut und der Hörer kommt in den – manchmal allerdings zweifelhaften - Genuss sowohl munter-fröhlicher, als auch bedrohlicher und traurig-melancholischer Musikstücke. Ohne diese Einspielungen hätte mir das Hörbuch jedoch deutlich besser gefallen. Da empfinde ich die dezent eingebrachten Geräusche, wie das unheilvolle Knallen und Grollen des Donners, deutlich passender, denn diese unterstreichen die Atmosphäre gekonnt.
Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch wird in einer Kunststoff-Box, ausgelegt für die enthaltenen fünf Datenträger, geliefert. Leider ist der CD-Einsatz, der die ersten beiden Datenträger enthält, recht labil, sodass bei der Entnahme der ersten CD sogleich eine Halterung abgebrochen ist – sehr ärgerlich. Die restliche Box macht jedoch einen stabilen Eindruck. Das Cover ist mit dem der Romanvorlage identisch und passt mit seiner mysteriösen, bedrückenden Stimmung hervorragend zur Geschichte. Die CDs selbst sind leider nicht so liebevoll bedruckt, was dem Hörgenuss selbstverständlich nicht abträglich ist.
Ein Booklet im eigentlichen Sinne gibt es nicht – spärliche Informationen zum Hörbuch gibt es auf der Rückseite des Covers, einige Sätze zu Autor und Sprecher sind auf der Rückseite des Hörbuchs aufgedruckt. Innenliegend befindet sich zwar ein achtseitiges Heftchen, dieses enthält jedoch ausschließlich Hinweise zu weiteren Hörbuchtiteln des Verlags.
Fazit
„Der Fürst des Nebels“ wird nicht nur Hörer ab 12 Jahren begeistern – Carlos Ruiz Zafón überzeugt mit dem Auftakt der Nebel-Trilogie auf ganzer Linie. Rufus Beck erweckt die Geschichte souverän zum Leben und macht das Hörbuch zu einem uneingeschränkt empfehlenswerten Hörvergnügen! Lediglich die Musikeinspielungen hätten nicht unbedingt sein müssen, stören aber auch nicht übermäßig.
Hinweise
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